die Empore leer, z. T. lagen meine Zeichnungen auf dem Boden, z. Fenster etc. Die Türen hat mir ein Schreiner aus Raeren gebaut.
T. Sachen, die ich nicht unmittelbar brauchte usw. Es gibt nichts Insgesamt habe ich ungefähr DM 125.000,-- verbaut. Der Bau hat
Schöneres als eine leere Fläche im Haus. Leider habe ich sie jetzt über 2 Jahre gedauert ... Ich bin deshalb nach Belgien gegangen,
nicht mehr ... andererseits mein Arbeitsraum ist deswegen so weil die Grundstückspreise niedriger sind. Das Grundstück kostete
schön, weil er so klein ist. Das gibt mir ein gemütliches und wohliges DM 25.000,-. In Deutschland hätte ich mir nie ein Haus bauen kön-
Gefühl. Oben wäre es mir zu groß. Die Größe und Lage des Raumes nen, denn als Hochschulmitarbeiter hat man einen zu geringen
ist für mich wirklich ideal. Wenn ich trotzdem Platz brauche, lege _Jahresverdienst. Normalerweise reichte es für ein Auto. Stattdessen
ich die Pläne irgendwo auf dem Boden aus, das genügt vollkom- habe ich mir ein Grundstück gekauft.
men. ARCH": Wann ist das Haus fertig geworden?
C. S.: 1980.
ARCH'": Wie groß ist eigentlich die Wohnfläche?
C. S.: Das ist gar nicht einmal soviel. Die Wohnfläche beträgt insge-
samt ca. 120 m*, die Empore hat ca. 30-40 m?.
Disposition
ARCH’: Wir haben schon darüber gesprochen, daß sich wider Er-.
warten das Leben nicht in der Halle konzentriert sondern in den
Nebenräumen. Was ist das nun für ein Lebensgefühl in einem zen-
tral organisierten Haus dezentral zu leben? Was ist das für ein
Gefühl z. B. in der Küche zu sein und das Haus als Hintergrund zu
erleben?
C. S.: Man fühlt sich in diesem Haus wie in einem Raum. Jeder Be-
sucher empfindet das Haus als einen Raum, der durch Wandschei-
ben unterteilt ist, die ein bißchen Schutz bieten. Es ist, im Grunde
genommen ein einziger großer Raum. Selbst wenn die Mitte, die
Halle nicht benutzt wird, und man sich stattdessen in die Nebenräu-
me zurückzieht, lebt man im gesamten Haus. Sitze ich z. B. am
Schreibtisch, kann ich von dort durch zwei Fenster in die Küche
sehen. Nebenbei bemerkt, diese Möglichkeit habe ich erst beim
Bauen entdeckt.
ARCH': Ja aber trotzdem: ist die Halle nicht irgendwie verschenk-
ter Raum? Sie soll flexibel bewohnbar sein, aber genau genommen
passiert dort wenig. Wäre es nicht besser, der Mitte des Hauses
einen festen Anhaltspunkt zum Aufenthalt zu geben? Wir sitzen
Selbstbauhaus, jetzt z. B. in der Küche - sicherlich nicht nur wegen Kaffee und
Raeren 1984-85,
Foto, jetziger Zustand Kuchen. . N „Eis z % z
. C. S.: Ja, das ist möglich. Bei einem zweiten Haus, das ich zur Zeit
Isometrie, 55
geplante Erweiterung: baue, steht der „Herd” im Zentralraum.
ARCH*: Nun noch einmal zu Störungen durch Andere, bspw.
Geräusche: Mußt du sie nicht für dieses großzügige Allraumgefühl
in Kauf nehmen?
C. S.: Es herrscht die Vorstellung vor, daß Geräusche stören. Ich
empfinde sie als nicht störend. Wenn ich im Bett liege, und jeman-
den in der Küche vor sich hinarbeiten höre, das Radio leise mitbe-
komme, dann empfinde ich das als angenehm.
ARCH': Kann man sagen, daß man Geräusche auch als belebend,
als Lebenszeichen empfinden kann?
N C..S.: Ja, genau so.
Ar ARCH”: Mich erinnert das Haus an japanische Häuser. Sie haben
ebenso wie dein Haus leichte Trennwände, die mehr eine optische
Selbstbau als akustische Trennung sind. ,
ARCH'‘: Hast du das Haus alleine oder mit anderen zusammen ge- Die Frage störender Geräusche erübrigt sich dort, weil sie Aus-
baut? druck eines anderen Lebensmodells sind, eines Lebensmodells, das
C. S.: Im ersten Jahr alleine, im zweiten Jahr habe ich mit einem auf gegenseitiger Rücksichtnahme basiert. Hast du dich mit dem
Töpfer aus Raeren (Belgien) gearbeitet, weil man ab dem zweiten japanischen Haus beschäftigt?
Geschoß nicht mehr alleine mauern kann. Man muß sich die Steine C.S.: Nein, überhaupt nicht. Ich habe das Haus ja nur für mich ge-
zuwerfen können. Zu zweit haben wir dann auch bis zum Ausbau baut, insofern habe ich kompromißlos bauen können, habe ich auf
zusammengearbeitet. Das hat unheimlich Spaß gemacht. niemanden Rücksicht nehmen, auf niemanden hören müssen. Zu
ARCH'*: Hast du auch die Zimmermannsarbeiten selbst ausge- diesem Zeitpunkt war die Frage störender Geräusche vollkommen
führt? uninteressant, die erfahre ich erst jetzt, wo meine Mutter dazugezo-
C. S.: Zimmermannsarbeiten, Dachstuhl, Holzbalkendecken, gen ist, wo wir manchmal hier zu drittleben oder wenn noch Besuch
Holzfußböden etc... habe ich selbst gemacht. Installation, Elektro-, Kommt zu noch mehreren. Aber ich denke, daß sich alle an das
Wasserinstallation, Zinkarbeiten am Dach und den Aushub der Haus gewöhnen können. 5.
Baugrube habe ich dagegen machen lassen. Die Streifenfundamen- ARCH”:Dazu müßte man jetzt natürlich deine Mutter hören. Denn
te habe ich wieder selbst ausgeführt und brauchte dazu etwa einein- Man könnte ja auch sagen: das Problem der Störungen durch Ande-
halb Monate. Ein Bagger hätte das an einem Vormittag geschafft. re taucht für dich deshalb nicht auf, weil du das Haus liebst.
So lernt man, welche Arbeiten man günstig allein machen kannund * Das Gespräch wurde aufgenommen bei einem Rundgang durch das Haus von
N Christoph Schulten, Raeren (Belgien), Platzstraße.
welche nicht.
ARCH*: Wieviel hat das’Haus insgesamt gekostet?
C.S.: An Materialkosten ca. DM 80.000,-, Materialien ganz normal Christoph Schulten
eingekauft; man spart, indem man es selbst baut, nicht indem man Geb. ]948; Architekturstudium an der RWTH Aachen 1967-1973;
ein paar Mark runterhandelt. Hinzu kommen noch die Handwer- [Lehrtätigkeit an der RWTH Aachen und an der Technical University of
kerlöhne für Wasser, Elektro, Dacheindeckung mit Zink, Türen, Nova Scotia, Halifax, Kanada. Seit 1977 selbständiger Architekt