Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

so wenig zweckdienlich, weil doch kaum einer einen Autoschlüssel Hubertushus  EFFEEEE..L.IES EEE (ze 
an den Schlüssel für das Garagentor bindet. Und Ordnung ist doch Amsterdam, BF 
allenfalls nur das halbe Leben, besonders dort, wo sie keinen Platz UI6 en Pack 3 . — 
für Improvisation läßt. Sollte ein Grundriß nicht mehr sein, als nur ES 
eine Addition von Garagen? Etwas sein, das Varianz besitzt und da- 
mit auch Freiheit im Benutzen zuläßt, zwar nicht neutral, sondern 
stellungnehmend? Die „Sprache” der Architektur offenbart sich 
eben nicht über Grammatik, sondern eher mit ihrer Gestik dem 
Empfänger, dem Subjekt gegenüber. Das machen ihre Haltungen T 
deutlich. So wirkt sie auf die Beschaffenheit des Tages ein. Statt ei- 
nes abstrakten Systems sprachlicher Formen, wird nun das Ereignis ; % 
der Interaktion realisiert durch das Verhalten der Menschen und > 
die polivalente . Kooperationsfähigkeit des Gegenstandes. Und 10 
wenn, wie bei Hertzbergers Diagoon Wohnungen, eine Nische mit | DL 
auch kantigen Hüllen unterschiedlicher Ausprägung, unterschied- In 
licher Haltung umschlossen wird, bekommt sie Gewicht und der 
großzügig bemessene Raum davor auch Richtung. Und wenn meh- 
rere Räume im Raum Richtungen besitzen, entstehen Überschnei- hier der Eingang zur Schule? Wenn nicht, zeigen wir uns eigentlich 
dung und Verdichtung. So werden hier weniger geschlossene Räu- Noch entsprechend enttäuscht? 
me als vielmehr Bereiche miteinander in Beziehung gesetzt. Das Anmerkung: 
gibt in der Überschneidung unscharfe Grenzen, fordert sogar zu „Gebautes weist aber auch Rollenverhalten an. Rollenanweisungen 
ständigen Grenzverschiebungen, zur Veränderung auf, setzt aber werden sich weniger an der Erscheinung des Gebauten, eher an der 
Emanzipationsbereitschaft voraus. Eine gewisse Unfertigkeit von grundrißlichen Distribution der Bereiche des Privaten und der Öffent- 
der Sprache her, weil nun wieder mehrwertige Bereiche dazwischen lichkeit ablesen lassen. Verzahnung beider scheint hochgradiger Inte- 
entstehen, die einladen zur nutzerseitigen Interpretation. Natür- grierung des einzelnen in die städtische Gesellschaft zu entsprechen, 
lich: die Haltung hat eine Kehrseite, sie geht auch nach außen; in scharfe Trennung von Straße und Haus einer Loslösung des privaten 
diesem Fall rauh, fast roh: eben kantig, die Ecke. Vielleicht Grün, Bürgers vom öffentlichen Bereich, seinen Pflichten und Rechten.” 
das reinwächst, sie erobernd und von außen kommend. (Georg Höltje, „Die Kunst eine Stadt zu bauen”, Seite 13). 
Anmerkung: 
Bei Aldo van Eyck’s Waisenhaus gibt es ebenfalls Ecken. Dort aller- FL 
dings auch mit verschiedenen „Außen”, die verschiedene „Innen” sind. FT Do 
Darauf hat Hertzberger selbst hingewiesen. Freilich darf wenig zu wört- „Ya 
lich genommen werden. Und so gilt: auf der syntaktischen Ebene allein + | ] 
wird noch nichts entschieden. 
Die Wände nehmen sich in jedem Fall auch hier zurück, bleiben 
Hintergrund und geben sich somit ohne Anspruch auf besondere m 
Extrovertiertheit - aber mit Charakter. Ohne wirklich Erker zu sein, 
gibt zum Beispiel die nach innen gezogene Ecke der Nische etwas 
erkerähnliches: die Nische ist qualitativ mehr als nur eine Nische. 
Und wer den Tischplatz sieht, weiß das Essen zu schätzen im 
Schutz von Halbhohem, das umschließt und die Decke öffnet. Der 
Kontakt ist möglich. So mag vielleicht die Mitte des Hauses und sei- 
ner Bewohner entstehen, eben doch Zentrierung im offenen X 
Grundriß. Da spielt wieder das Licht, das in diesem Fall von oben > 
geführt wird, eine entscheidende Rolle. Auch hier die Randausbil- zZ u 
dung und nicht ohne Richtung, nicht ohne Kanten. Wer die Stütze 
am Eßplatz beachtet, wie sie sich nach außen wendet und wieder 
das Innere freigibt, der fühlt sich nach dorthin eingeladen. Sowieso 
artikulieren die Stützen und Pfeiler die innere Struktur des gesam- 
ten Grundrisses. Sie stellen das bewegliche Trägersystem und defi- S 1 W 
nieren die (offenen) Bereiche. (Man könnte meinen, die von Habra- EC . Ko A 
ken entwickelte SAR-Methode hätte hier ihre undogmatische An- Fu 
wendung und Weiterentwicklung erfahren.) Zi 5] 
Kulissenwechsel ist manchmal nötig. Kulisse freilich nicht als et- % $ a 
was leblos Atmosphärisches - das Gegenteil soll doch Architektur Diagoon”-Wohnhäuser Delft; NL, 1971, Herman Herizberger 
begleiten. Die nötige, nicht störende Unterbrechung, das Lebendi- Schule Farum, DK, 1982, Gruppe Vandkunsten 
ge, das, was neu die Aufmerksamkeit erregt. Eine sensible Geste ist 
da angebracht: zum Beispiel Maßstabwechsel. m ma I Yan 
« Dada n . He ED 
Schule in Farum: aber hier die nach innen gezogene Decke im | UTC Yun &l IE} N | 
Klassenraum. Auch hier ist die Nische nicht nur eine Grundrißfra- JE | BEER Es KA 
ge, sondern ein Raumerlebnis, unterstützt durch das die Dachnei- Be Bi 
gung innen begleitende Licht von außen. Und außerhalb der Klas- A za I ES 
senräume, da bringt die Ausbuchtung des Flurs in den Innenhof die ——_ 6 
Klassen wieder zusammen - mit jeweils unterschiedlicher Haltung. 
Das wird zum Thema des Flurs, wenn es sich wie hier nach den ver- 
schiedenen Außenseiten hin abbildet und Verhältnis eingeht: im 4 
[nnenhof weich, die Ecken entschärft. Schulhof: etwas zum Anfas- 8 = 
sen, betont durch das nach unten gezogene Dach. Zur Straße hin | den Sa 
härter, kantiger und damit im notwendigen Kontrastbezug zwi- — m F- 1 nr es 
schen vorne und hinten, zwischen öffentlichem Weg und „innerem 196 zu AD m As 
Äußeren” des Hofs. Können unsere Verhältnisse in der Regel tat- Ca 4 a deze OLE En ES. 
sächlich unser Vertrauen in Anspruch nehmen? Sind sie auch kon- a ESS LES 
trastreich, sind sie auch vermittelnd, auch durchsichtig genug - wie N 
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Jo
	        
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