Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

Der Architekt am Bildschirm seines 
DEC-Computers mußte sich erst auf die andere . 
Philosophie der Programme umstellen. 
Bild: Schmidhäusler. 
Weit ist der Weg 
zur optimalen Datenverarbeitung 
„Ich habe wirklich geglaubt, wenn Bildschirm heraus. Inzwischen ister men eine relativ hohe Genauigkeit meint dazu: „Im Moment bin ich 
ich die Datenverarbeitung einfüh- allerdings skeptisch, ob in nächster zu erreichen”. noch nicht viel schneller, als wenn 
re,” sagt Peter Zänker, „dann bringt Zeit eine solche Lösung realisiert Dabei war Zänker sich darüber im ich die Ausschreibung diktiere. Al- 
das eine durchgängige Arbeitser- wird. klaren, daß das von den Mitarbei- lerdings entfällt das nachträgliche 
leichterung von der Ausschreibung Dabei liegt das Problem keines- tern sehr viel Disziplin erfordert, Abtippen des Diktats durch eine 
- in die später „automatisch” die wegs beim Computer, sondern in weil sie darauf achten müssen, daß Schreibkraft.” 
Massen aus einem vorgeschalteten der Programmier-Kapazität des Soft- alle die Kosten verändernden Fakto- Vielleicht liegt der benötigte 
CAD-Programm übernommen warehauses, von dem Zänker die ren, die man bisher nur „im Hinter- Zeitaufwand aber auch in der Philo- 
würden - bis hin zu den verschiede- Datenverarbeitungs-Anlage undein kopfgespeichert” hatte, sofortinden sophie der Software begründet. „Sie 
nen Abrechnungs-Stadien, mit de- Programm-Paket erwarb. Die Anla- Computer eingegeben werden. funktioniert völlig anders, als wir zu 
nen wir Architekten die größten ge besteht aus dem Mikrocomputer N denken gewohnt sind”, sagt Zänker. 
Probleme haben.” Daß das nichtauf LS7-1/23 von Digital Equipment Zwischen Überperfektion und Während Ausschreibungen norma- 
Anhieb klappte, geht schon aus der (DEC), der unter der Bezeichnung Leistungslücken lerweise dem roten Faden des 
Aussage hervor. Doch der Münche- PDP-///23 als Echtzeit-und Dialog- Der zweite Programm-Bereich - Standardleistungsbuches folgen, 
ner Architekt hat sich durch die Computer weltbekannt ist. Die Ka- Auswertung der Angebote und geht das Programm von Bauteilen 
Schwierigkeiten durchgekämpft. pazität des Hauptspeichers beträgt Preisspiegel - funktioniert inzwi- aus. Das heißt, es unterteilt ein Bau- 
Das Münchener Architekturbüro 256 KB (entspricht rund 256000 Zei- schen einwandfrei, wenn auch über- Werk in Bauteile, wobei alle gleichar- 
Zänker, Menzinger + Partner wurde chen); außerdem steht ein Laufwerk perfekt, wie der Architekt meint. Da tigen Bauteile (ohne Rücksicht auf 
vor 25 Jahren als Partnerschaft - mit für Disketten (kleine flexible der Preisspiegel alle Positionen um- die Materialien) gleichartige Num- 
zwei Inhabern - gegründet und _Moagnetplatten) sowie eine Festplat- faßt, verliert man schon bei 200 mern erhalten; die weitere Zerglie- 
nahm dann eine kontinuierliche te mit einer Speicher-Kapazität von Postitionen den Überblick. Zänker derung erfolgt dann durch drei zwei- 
Entwicklung bis zu der heutigen 30 Millionen Zeichen zur Verfü- wäre es deshalb lieber, wenn nurdie Stellige Nummern. Die Reihenfolge 
Größenordnung von 15 Mitarbei- gung. Preis-relevanten Positionen darge- ist dann etwa so: Bauteil Außen- 
tern. Am Anfang war man stark im Angeschlossen ist ein Nadel. stellt würden; beispielsweise alle wand, Untergliederung Beton - Be- 
Schulbau tätig, es folgten dann Drucker (Matrix-Drucker), der 200 Positionen über 1000 DM, nicht tongüte - Wandstärke. Übrigens 
Wohnungs- und Krankenhausbau. Zeichen pro Sekunde schafft, und aber etwa auch ein einzelnes kleines verwenden die Münchener Archi- 
In den letzten Jahren waren Sozial- ein Bildschirmgerät. Da es sich um Kellerfenster. tekten für die Ausschreibungen 
bauten - wie Altenheime, Stadtbü- ein Mehrbenutzer-System handelt, Im Gegensatz zu dieser Überper- nicht die Texte des gespeicherten 
chereien, Volkshochschulen etc. - sind mehrere Bildschirmgeräte an- fektion stehen die programmtechni- Standardleistungsbuches, die nach 
die Schwerpunkte. Stark engagiert schließbar; der Architekt wollte je- schen Einschränkungen beidenLei- ihrer Ansicht „zu7yfein gegliedert” 
waren die Architekten auch mit Pla- dochersteinmalmit nureinem Bild- stungsbereichen. Jeder Leistungs- Sind, sondern haben dem Computer 
nungs- und Bauleitungs-Aufgaben schirm in die Datenverarbeitung bereich hat eine bestimmte Num- die eigenen - bisher schon verwen- 
für den Zentralbereich des Arabella- einsteigen mer, die - über alle Projekte hinweg deten - Texte eingegeben. 
Parks, In diesem Stadtteilzentrum — konstant bleiben muß, wenn man Das Ziel dieser Software-Philoso- 
ist nicht nur Platz für etwa 6000 Ein- Mit dem Computer die Kosten im die Vergleichbarkeit gewährleisten pPphie ist laut Zänker, daß der Planer 
wohner, en es En auch ge- Griff behalten will. So hat der Tischlerbereich zum sich bereits Gedanken über die en 
nauso viele Arbeitsplätze; und etwa * St di Beispiel die _Leistungsbereichs- lisierung macht und in seinen Plan 
zwei Drittel davon, so schätzt Zän- NEE a ENGL Fre BCE Nummer 27, aber... der N Bechlerbe- die entsprechende Bauteil-Nummer 
ker, haben in irgendeiner Form mit en schaut Zänker. der keinen reich ist sehr umfangreich und um- einträgt. Auch würde diese Syste- 
der Informationstechnik zu tun. } Hardware-Wartungsvertrag abge- faßt beispielsweise Holz-Türen, matik nach Ansicht des Architekten 
Doch das war nicht der Grund da- schlossen hat, ganz erstaunt; denn Holz-Fenster, Holz-Treppen, Holz- möglicherweise die Kommunika- 
für, daß sich der Architekt einen mit der Hardware (den Geräten) gab Balkonverkleidungen etc.; bei grö- tion mit den anderen am Bau Betei- 
Computer anschaffte. Schon seit es bisher keinerlei Probleme. Pro- _Beren Bauvorhaben werden diese ligten verbessern sowie die Preis- 
Jahren tauchte der Gedanke an eine ieme gab es hingegen mit dem Arbeiten an verschiedene Firmen Transparenz erhöhen, wenn man 
Datenverarbeitung im alphanume- Software-Paket, das aus drei Haupt- vergeben, etwa an eine Firma für die über Jahre hinweg die Mittelpreise 
rischen Bereich - sprich: Ausschrei- Programmen und diversen Hilfs- Türen und an eine andere Firmafür pro Bauteil speichert. „Allerdings”, 
bung, Abrechnung etc. - in Gesprä- Programmen besteht. Diese drei die Fenster. so Zänker, „kann man zwar die Kal- 
chen mit Kollegen immer wieder Haypt-Programme befassen sich Da man in den Leistungsbereich Kkulation darauf aufbauen, aber in ei- 
auf. Weitere Anregungen erhielt mit der Kostenplanung für die Aus- Nur die Leistungen einer Firma un- nem konkreten Falle spielen noch 
man durch Fachzeitschriften und chreibung, der Angebots-Auswer- terbringen kann (das Programm läßt viele andere Faktoren - wie etwa die 
beim Besuch der Münchener Mes- tung und der Auftrags-Vergabe und Keine weitere Unterteilung zu), muß Konjunktur und die jeweilige Örtli- 
sen. Dann veranstaltete eines Tages Abrechnung man die zweite Tischlerfirma in che Situation - eine Rolle.” 
die Bayrische Architekten-Kammer 7m mit dem letzten Programm einem gerade (das heißt: in diesem Sowohl die Konjunktur als auch 
ein EDV-Seminar, das die Kammer anzufangen: erst jetzt kann man Projekt). freien Leistungsbereich die weitere Entwicklung der Softwa- 
Niedersachsen organisierte. Dabei Tanesam anfangen. damit zu arbei- (zum Beispiel 85) speichern. Da- re spielen eine Rolle, wenn es im 
wurde eine „Architekten-Lösung” on Dabei sieht Zänker auch jetzt durch ist natürlich keine Vergleich- Münchener Architekturbüro um 
von einem Architekten und einem noch als großes Handikap an Tal barkeit mehr gegeben; denn wie soll den weiteren Ausbau der Datenver- 
DV-Spezialisten vorgeführt sich nur Positionen abrechnen las- Man maschinell den Bereich 27 des arbeitung — etwa in Richtung Text. 
a nn sen, die über die Ausschreibungein. Projekts A mal mit 27 des ProjektsB, verarbeitung/Angebotsschreibung 
Fasziniert von den Möglichkeiten gespeichert wurden, nicht aber bei- mal mit 85 oder 80 (von Projekt X und Einsatz weiterer Bildschirmge- 
Daß mit dem Architekten ein Bran- spielsweise irgendwelche Gebüh- und Y) vergleichen? räte - geht. Zuerst einmal hofft Zän- 
chenkenner in die Lösung involviert ren. Und für den Münchener Archi- | . ker, jetzt durch die drei durchgängi- 
war, fand Zänker gut. Fasziniert war tekten war die Abrechnung einer Software mit neuer Pl hilosophie gen Programmbereiche zu Arbeits- 
er aber davon, daß es hieß, die Lö- der wichtigsten Teile, denn da man Dererste Programmbereich war von entlastung im Büro zu kommen, da- 
sung ließe sich in Richtung CAD bei größeren Vorhaben die Kosten Anfang an in Ordnung. Hat man da- Mit sich die Architekten mehr ihren 
ausbauen; denn der Architekt dach- manuell nie genau und ständig im mit viel Zeit gespart? Jörg Dinger, cigentlichen Aufgaben widmen 
te dabei gleich an eine Massener- Griff halten kann, hoffte er, „mit der im Münchener Architekturbüro können. . 
mittlung aus der Zeichnungaufdem dem Computer in kurzen Zeiträu- viel mit dem Computer arbeitet Fritz G. Schmidhäusler
	        

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