Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

AVIATIK UND ARCHITEKTUR 
scher Macht, die Sonne istaus dem Zen- auf entferntere Position. 
ningeniósen Blick von obenausei- trum gebannt, der ‘Roi Soleil’ sitzt Aus dem Blick von oben wird im Er- 
© heut tretz P iketen unerreich- — rechts unten: auDerhalb der Radierung sten und vor allem im Zweiten Welt- 
ulikaler und auferhalb revolutionárer Interes- — krieg der vertikal überhóhte, fliegende 
Ledoux nhmtes sen. Zentral dominiert die Erde, alsodie ^ Abwurfsplatz im  Luft-Aggressions- 
790 entstanden ^ menschlichen Belange, die Sonne steht — krieg: Bomben plumpsen beinah wahl- 
mahgen Hóhe —— nicht mehr über allem als allmächtiggü- — los auf die Metropolen, aus dem be- 
kenntnisse — tige Naturmutter. Allein dieimmateriel- — grenzten Krieg wird durch Luftherr- 
keolutisti- — len Strahlen künden von ihr, verweisen — schaft der Terror gegen die Zivilbevól- 
kerung, ein quantitativ-potentiertes 
Zerstôren von Zivilisation und Kultur, 
Coventry, Rotterdam, Berlin (Abb. 6) 
und Dresden sind nur Stationen dieser 
fernzerstôrend-memmenhaften Barbe- 
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vertikale Höhe samt mechanisiertem 
Aufstieg per Lift war bis ins frühe 20. 
Jahrhundert mit der Natur verbunden. 
Der Mensch setzte in die natürlichen Er- 
hebungen seine künstlich, technischen 
Monumente (Abb. 7). Natur wird nur 
extrapoliert, der Mensch ist darin gebor- 
gen, übersteigt nicht das Vorgegebene. 
Bald aber triumphieren Architektur 
samt Aviatik über die natürlichen Hó- 
hen und befreien sich von Natur und 
erdverhaftetem Dasein. Der Verlust des 
Bodens, der feudalen Lebensgrundlage, 
hat seinen Ursprung in der Radikalität 
der Franzósischen Revolution, diese 
bricht mit der stárksten aller Bindungen, 
mit der Ursprungsmacht des Bodens. 
Das moderne Gefühl von Entwurzelung 
und Heimatlosigkeit im tieferen Sinne 
wird zur Metaphorik von Moderne, 
denn wer den Boden verloren hat, der 
ihn hervorbrachte, hat seinen Gott und 
dessen tragende Kraft verloren. Er isi 
elend, heimatlos, entmächtigt — so der 
Religionsphilosoph Paul Tillich (1932). 
Der Verlust der Basis ist verbunden 
mit der technisch-móglichen Eroberung 
góttlicher Positionen. Vertikal-Archi- 
tektur und Aviatik sind ambivalentes 
Zwillingspaar: der Mensch wird Beherr- 
scher des Âthers, das ist die moderne 
Prometheus-Tat; sich gôttergleich ele- 
viert zu setzen und in den Lüften sich zu 
bewegen. Kein Zufall, daß Corbusiers 
Tante beim Anblick der ersten Flugzeu- 
ge entsetzt exklamierte: L’Aviation c’est 
tenter Dieu! — Die Fliegerei ist Versu- 
chung Gottes; vergleichbar mit den ba- 
bylonischen Turmbauten. Die neuarti- 
gen Hóheneroberungen kónnen mitein- 
ander in Konflikt geraten: die Karikatur 
(Abb. 8) zeigt auf amerikanisch die Kol- 
lission moderner Architektur mit Avia- 
ik. 
Die (franzôsische) Revolutions-Ar- 
chitektur entwarf erstmals Kugel-Häu- 
ser, schwebende Gebäude ohne natürli- 
til die gewalttange Macht der Rute sich zu einem inner- ches Bodenfundament (Boullée, Le- 
fen Kongolt buen wandel, @ AM Ra doux, Vaudoyer, Sobre). Die sowjeti- 
Aa A d Haliana Nell Imagine 1487-1875. Mi- sche Revolutionskunst erweiterte diese 
m Tendenz, Lissitziy 
ses. Luftschiff ist durch ein festes Tau mit einem be- gel ist nur noch funktiona 
schwerten Pferdewagen verbunden: eine zweite Schnur 
(b) dient als Kommunikationsstrang zwischen den Ge- 
neralen in der Lufigondel und den kämpfenden boden- 
“eschräntien Kavallerie- und Artillerie-Truppen. Be- 
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ormkleiderengel zur Angstvorstellung vor dem Ma- 
riachat. Der Natur-Mystizismus zeigt schon die völki- 
EN d«r. Parole. Kraft-durch-Freude: 
veuds « ' wenn's auch bangvoll weibliche 
Ibern 1. 3: Max Ernst, Tafel 172, Col- 
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