AVIATIK UND ARCHITEKTUR
scher Macht, die Sonne istaus dem Zen- auf entferntere Position.
ningeniósen Blick von obenausei- trum gebannt, der ‘Roi Soleil’ sitzt Aus dem Blick von oben wird im Er-
© heut tretz P iketen unerreich- — rechts unten: auDerhalb der Radierung sten und vor allem im Zweiten Welt-
ulikaler und auferhalb revolutionárer Interes- — krieg der vertikal überhóhte, fliegende
Ledoux nhmtes sen. Zentral dominiert die Erde, alsodie ^ Abwurfsplatz im Luft-Aggressions-
790 entstanden ^ menschlichen Belange, die Sonne steht — krieg: Bomben plumpsen beinah wahl-
mahgen Hóhe —— nicht mehr über allem als allmächtiggü- — los auf die Metropolen, aus dem be-
kenntnisse — tige Naturmutter. Allein dieimmateriel- — grenzten Krieg wird durch Luftherr-
keolutisti- — len Strahlen künden von ihr, verweisen — schaft der Terror gegen die Zivilbevól-
kerung, ein quantitativ-potentiertes
Zerstôren von Zivilisation und Kultur,
Coventry, Rotterdam, Berlin (Abb. 6)
und Dresden sind nur Stationen dieser
fernzerstôrend-memmenhaften Barbe-
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vertikale Höhe samt mechanisiertem
Aufstieg per Lift war bis ins frühe 20.
Jahrhundert mit der Natur verbunden.
Der Mensch setzte in die natürlichen Er-
hebungen seine künstlich, technischen
Monumente (Abb. 7). Natur wird nur
extrapoliert, der Mensch ist darin gebor-
gen, übersteigt nicht das Vorgegebene.
Bald aber triumphieren Architektur
samt Aviatik über die natürlichen Hó-
hen und befreien sich von Natur und
erdverhaftetem Dasein. Der Verlust des
Bodens, der feudalen Lebensgrundlage,
hat seinen Ursprung in der Radikalität
der Franzósischen Revolution, diese
bricht mit der stárksten aller Bindungen,
mit der Ursprungsmacht des Bodens.
Das moderne Gefühl von Entwurzelung
und Heimatlosigkeit im tieferen Sinne
wird zur Metaphorik von Moderne,
denn wer den Boden verloren hat, der
ihn hervorbrachte, hat seinen Gott und
dessen tragende Kraft verloren. Er isi
elend, heimatlos, entmächtigt — so der
Religionsphilosoph Paul Tillich (1932).
Der Verlust der Basis ist verbunden
mit der technisch-móglichen Eroberung
góttlicher Positionen. Vertikal-Archi-
tektur und Aviatik sind ambivalentes
Zwillingspaar: der Mensch wird Beherr-
scher des Âthers, das ist die moderne
Prometheus-Tat; sich gôttergleich ele-
viert zu setzen und in den Lüften sich zu
bewegen. Kein Zufall, daß Corbusiers
Tante beim Anblick der ersten Flugzeu-
ge entsetzt exklamierte: L’Aviation c’est
tenter Dieu! — Die Fliegerei ist Versu-
chung Gottes; vergleichbar mit den ba-
bylonischen Turmbauten. Die neuarti-
gen Hóheneroberungen kónnen mitein-
ander in Konflikt geraten: die Karikatur
(Abb. 8) zeigt auf amerikanisch die Kol-
lission moderner Architektur mit Avia-
ik.
Die (franzôsische) Revolutions-Ar-
chitektur entwarf erstmals Kugel-Häu-
ser, schwebende Gebäude ohne natürli-
til die gewalttange Macht der Rute sich zu einem inner- ches Bodenfundament (Boullée, Le-
fen Kongolt buen wandel, @ AM Ra doux, Vaudoyer, Sobre). Die sowjeti-
Aa A d Haliana Nell Imagine 1487-1875. Mi- sche Revolutionskunst erweiterte diese
m Tendenz, Lissitziy
ses. Luftschiff ist durch ein festes Tau mit einem be- gel ist nur noch funktiona
schwerten Pferdewagen verbunden: eine zweite Schnur
(b) dient als Kommunikationsstrang zwischen den Ge-
neralen in der Lufigondel und den kämpfenden boden-
“eschräntien Kavallerie- und Artillerie-Truppen. Be-
NN
ormkleiderengel zur Angstvorstellung vor dem Ma-
riachat. Der Natur-Mystizismus zeigt schon die völki-
EN d«r. Parole. Kraft-durch-Freude:
veuds « ' wenn's auch bangvoll weibliche
Ibern 1. 3: Max Ernst, Tafel 172, Col-
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