Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

te, der Aalto ist da auch noch, schau mal. 
Pini: Wir waren natürlich lauter Architek- 
ten im Werdegang, wir wußten ja nichts, 
wir waren in einer totalen Vorwärtsbewe- 
gung. Dieses gemeinsame Erlernen des 
Berufes, mit der Sicherheit im Hinter- 
grund, dem Wissen, daß Corbu, der totale 
Autodidakt, es geschafft hatte. Daß ihm 
gar nichts im Weg gestanden hatte, daß al- 
so der Weg für uns auch frei sein müßte... 
und er hat ja das auch gelehrt, er hat ja ge- 
wettert gegen den Akademismus. - Undin 
dieser Zeit waren wir als Autodidakten 
nicht allein, Gisel zum Beispiel war auch 
nicht Architekt, Haller auch nicht. Die 
hatten alle keinen HochschulabschluB, 
Schlup, der eine oder andere war am 
Tech. - Und heute Hunderte und Aber- 
hunderte mit einem abgeschlossenen Ar- 
chitekturstudium. 
du Fresne: Ich sag das auch bei jeder Gele- 
genheit, daB ich nach einer Bauzeichner- 
lehre allein im Atelier 5 Architekt gewor- 
1 Weg 
3 AuBenhaus 
5 Eingang 
6 Küche 
7 Bad 
9 Balkon 
l0 Ankleide 
[1 Schlafraum 
13 Keller 
1 Gartenhof 
Bedeckte Terrasse 
io. Kinderspielplatz 
17 Solarium 
I8 Service 
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House type 12 
getroffen, der die Siedlung nicht gesehen 
hatte. Rogers und Foster haben uns — ich 
hab das erst jetzt erfahren — Wates" ver- 
mittelt. Hertzberger, Richard Meier, van 
Eyck, Stirling, Candilis. Rossi ist abgefah- 
ren, von den Schweizern gar nicht zu re- 
den. 
Pini: Ja, es war ein sehr steiler Start, im- 
merhin von 1955 bis 61 sind essechs Jahre, 
und die haben wir nur mit Mühe überstan- 
den, da hat Morgenthaler eine ganz große 
Rolle gespielt. Ohne ihn hátte es vielleicht 
Halen gar nie gegeben, vielleicht hátte 
auch das Atelier 5 nicht überlebt... es 
braucht schon viele Zufálle, daB sowas wie 
ein Atelier 5 überhaupt zustandekommt. 
Im nachhinein sieht man das als logisches 
Wachsen, es hátte geradesogut in die Ho- 
sen gehen kónnen. Viele sind ja damals 
nicht durchgekommen. Vielleicht hat euer 
(er meint die neuen Partner von 1969) Da- 
zukommen dann auch den Einfluß gehabt. 
ES 
daß der Überlebenswille stärker wurde. — 
So wie es mir auch heute geht, wenn ich 
daran denke, daß wir uns wieder erneuert 
haben. Das hat uns neuen Mumm gege- 
ben. Es war der richtige Moment. Seitdem 
wir gesagt haben „kommt, macht doch 
mit“ sind die Fragezeichen weg. Du mußt 
dich beweisen. 
du Fresne: Wir hätten das auch nicht erst 
machen können, wenn der Schnitt plötz- 
lich über 60 gewesen wäre... Das Arbeiten 
im Dialog, das war also von Anfang an da. 
Mit einer direkteren Ausrichtung auf Cor- 
bu, mit dem Buch auf dem Tisch. 
Pini: Kopf an Kopf haben wir in den Bü- 
chern herumgegrübelt. Das war mal, wie 
die Sache gewesen ist. Die Interpretation 
der Auswirkungen ist eine andere Sache. 
du Fresne: Sicher gibt es sie. Mal, daß man 
ein Vorbild hatte. Stell dir die Katastro- 
phe vor, wenn jeder in einer anderen Rich- 
tung gezogen hätte, wenn einer gesagt hät- 
den bin. So wie ihr bei Brechbühler gelernt 
habt. 
Pini: Ja, er hat für uns natürlich eine große 
Rolle gespielt. Aber wir waren trotzdem 
Autodidakten in dem Sinne, daß wir die 
Beispiele, die Wege selber wählten. Und 
eines sollte man im Zusammenhang mit 
Corbu kräftig unterstreichen, seine Re- 
volte gegen den Akademismus. Weißt du, 
am Technikum war ein Lehrer, der große 
Kenntnisse hatte über Proportionen. Ein 
Jahr lang hast du da klassizistische Motive 
abgezeichnet und dich mit dem goldenen 
Schnitt auseinandersetzen müssen. Wirk- 
lich wie an der Akademie. Sein oberstes 
Ziel war, uns so auszubilden, wie er ausge- 
Zeichnungen Mitte: Grundrisse + 
Schnitt
	        
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