Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

WINDAUSLASS 
Der Windauslaß hat das Ziel, Luftbewegungen zu beschleunigen 
und Zugluft an Orten zu produzieren, die keine Offnung nach drau- 
Ben haben, wie zum Beispiel Keller. 
Ein interessantes Beispiel entstand durch Zufall beim Entwurf 
eines Pumpenraumes für einen Artesischen Brunnen in Alexandria 
in Agypten. Der Pumpenraum solite in sechs Meter Tiefe unter der 
Erdoberfláche gebaut werden, da sich der Grundwasserspiegelin 12 
Meter Tiefe befand. Der Raum hatte eine Offnung, um den Brun- 
nen auf der Länge seiner Rohre überwachen und um Inspe& ionsar- 
beiten vornehmen zu können; er war überdacht mit einem geneig- 
ten Gewölbedach, dessen höheres Ende zur Leeseite gerichtet war. 
Es wurde befürchtet, daß die Pumpenabgase die Luft in diesem 
sehr kleinen Raum verschmutzen würden. Dieses Gewölbedach je- 
doch schuf einen so starken Luftstrom, daß die Luft auf Bodenhöhe 
durch die Brunnenschachtóffiung abzog. Vorteilhafte Anwendung 
findet dieses Konzept bei überirdischen Entwürfen. Der Windaus- 
laß kann eine wirksame Belüftung und die Luftzirkulation be- 
schleunigen, wenn er zusammen mit anderen Einrichtungen zur 
Erzeugung von Luftbewegungen eingesetzt wird - mit Fenstern. 
Türen oder. dem Malaaf 
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Teilplan des Hauses Sidi Krier, 
Alexandria, Agypten. Der 
Teilplan zeigt den Pumpen- 
raum unter dem Hof. 
Entwurf: Hassan Fathy 
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Schnitt durch den Pumpenraum des Hauses Sidi Krier, der die durch den Wind- 
auslaß geschaffene Ventilation zeigt 
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MALQAF 
Um eine gute Belüftung zu gewährleisten, wurde der Malgaf oder 
„Windfänger” entwickelt. Er ist ein hoch über das Gebäude hinaus- 
reichender Schacht mit einer Öffnung in Richtung des vorherr- 
schenden Windes. Er fängt so stärker und kühleren Wind und kana- 
lisiert ihn hinunter ins Gebäudeinnere. Der Malgaf macht damit 
den Einbau von gewôhnlichen Fenstern zum Lüften überflüssig. 
Außerdem reduziert er den Staub- und Sandgehalt des Windes; 
denn der Wind, den er über dem Gebäude einfängt, enthält weniger 
Partikel als Wind in Bodennähe, und die Partikel, die er dennoch 
miteinfängt, werden am Boden des Schachtes abgelagert. Der Wert 
eines Malgaf wird in dicht bebauten Stüdten warm-feuchter Zonen 
offensichtlich: da Gebáudegruppen die Windgeschwindigkeit auf 
StraBenhóhe reduzieren und sich gegenseitig vor dem Wind ab- 
schirmen, reicht das gewóhnliche Fenster zur Belüftung nicht aus. 
Die Situation kann durch einen Malgaf verbessert werden. Ein Mal- 
qaf ist viel kleiner als die Fassade eines Gebáudes und hat daher 
auch eine kleinere Oberfläche, mit der er die im Windschatten lie- 
genden Malgafs abschirmt. In Pakistan finden Malgafs überall An- 
wendung und ragen wie den Wind fangende Segel über den Dä- 
chern. In Agypten ist der Malgaf weit entwickelt und seit langem 
Bestandteil der vernakulàren Architektur. Das excellente Beispiel 
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Grundrif) des Qa'a des Muhib Ad-Din Ash-Shaf' iAl-Muwaqqi, Kairo 1350 
der Qa’a des Muhib Ad-Din Ash-Schafi Al Muwaqqi, bekannt als 
Othman Katkhuda, stammt aus dem 14. Jahrhundert. 
Der Qa’a ist ein zentraler obergeschossiger Raum zum Empfang 
von Gästen, normalerweise ein Wohnraum in einer Villa oder ein 
Besprechungsraum in einem öffentlichen Gebäude. Traditionell 
setzt er sich aus drei zusammenhängenden Räumen zusammen: 
aus einem zentralen Teil, Durga’a genannt, ein hoher Raum ohne 
Teppichbelag, der zur Beleuchtung und Belüftung dient - und aus
	        
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