zwei geschlossenen, höher gelegenen und mit Teppichen ausgeleg-
ten Nischen, Iwan genannt. Die sehr hohen Wände des Qa’a sind
mit Strebepfeilern versteift, um Standfestigkeit mit struktureller
Leichtigkeit zu gewährleisten. Die Zwischenräume zwischen die-
sen Pfeilern dienen als Sitzalkoven, Kunja genannt. Die Böden der
Kunja liegen normalerweise höher als die angrenzenden Durqa'a
und /wan. Den Zugang zum Qa'a findet man durch den Durqa'a,
der tatsáchlich eine Art überdachter Innenhof oder Sahn ist und in
dem sich die für einen offenen Innenhof charakteristischen gepfla-
sterten Bóden und Marmormosaiken bewahrt haben.
Der Malgafist ein Teil eines kompleten Klimatisierungssystems,
wie es das Beispieleines Qa'a verdeutlicht: das Dach eines Durqa'as
ist erheblich hóher als die Dàcher der /wanat, und im oberen Teil
sind mit Mashrabiyas verkleidete Fenster eingelassen. Zusätzlich
zur gebrochenen und angenehmen Beleuchtung, gewährleisten
diese Öffnungen auch den gewünschten Luftauslaß. Daher kanali-
siert der Malgaf im nórdlichen /wan-Teil die kühle Luft aus dem
Norden in den Qa'a aufgrund des durch den Wind gestiegenen
Luftdrucks am Eingang des Malgafs. Im Iwan angelangt, wird die
Luft langsamer, strömt durch den /wan, steigt in den oberen Teil
des Durga’as hoch und entweicht durch den Mashrabiya. Wind, der
außerhalb über dem Durga’a weht wird durch die Form des Dur-
ga'a-Daches beschleunigt. Luft aus der Umgebung des Durga'as
nungen. Luft wird von unten und aus dem Malgaf, der damit zur
Gesamtluftbewegung beiträgt, nachgezogen. Tatsächlich gewähr-
leistet diese Anordnung von Öffnungen den Luftkreislauf im In-
nern, auch wenn außerhalb die Luft stillsteht. Aus diesem Grunde
ist es wichtig, daß der Qa’a in der Mitte des Gebäudes gelegen und
von Räumen umgeben ist, die seine Wände vor der Hitze schützen.
Das Konzept des Malgafs reicht bis in die graue Vorzeit zurück. Es
wurde von den alten Ägyptern in den Häusern von Tal-Amarna
angewendet und ist in den Wandgemälden Thebanischer Grab-
kammern dargestellt. Ein Beispiel ist das Haus des Pharaos Neb-
Amun, abgebildet auf seinem Grabmal, welches aus der 19. Dyna-
stie (1300 v. Chr.) stammt. Es hat zwei Offnungen, eine windwärts
gerichtet, die andere im Windschatten, um die Luft durch Sogkraft
zu evakuieren. Es ist sehr interessant, das gleiche Prinzip in einem
modernen Entwurf eines Workshops an der Universität für Wissen-
schaft und Technik in Kumasi, Ghana, angewandt zu sehen; hier
wurde ein Y-Strahlsystem zur Führung der Luftzirkulation einge-
setzt. Die ästhetische Integration eines Malgafs in moderne Gebäu-
de zeigen die Vorentwürfe des Architekten Paul Rudolph für das
Gebäude der School of Architecture der Yale-Universität. Einige
der von ihm gewählten Anordnungen zur Belüftung kônnen erfolg-
reich als Malgafs eingesetzt werden. So sehen wir, daß einige tradi-
tionelle. funktionale Elemente vernakulirer Architektur die sonst
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Links: Schnitt durch den Qa’a des Muhib Ad-Din Ash-Shaf’i Al-Mawaqqi, der den
Malquf und die zentrale Position des Q«'a zeigt.
Rechts: Schnitt durch den Qa'a des Muhib Ad-Din Ash-Shafi Al-Muwaggi zur De-
nonstration der durch Malaaf und Windauslali eeschaffenen internen Luftbewegun-
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Malqaf des pharaonischen Hauses von Neb-Amun. Die Zeichnung entsiummi einem
Grab, 19. Dynastie (etwa um 1300).
entweicht in den Wind und wird ständig durch innere Luft ersetzt.
Daraus ergibt sich ein geschlossener Kreislauf durch den Qa’a.
Auch Konvektion spielt eine wichtige Rolle, da die warme Luft in
der Qa'a selbstverstándlich in den oberen Teil der Durqa'a steigt.
Diese Luftbewegung wird beschleunigt, da der flache Teil der Qa'a
der Sonne ausgesetzt ist. Die sich im Innern befindliche obere Luft-
schicht heizt sich weiter auf, steigt noch schneller in den oberen Teil
des Duraa'a hoch und entweicht somit durch die Mashrabiva-Óff-
gen. Die Pfeile bezeichnen die Richtungen der Luftbewegung; die Zahlen entsprechen
der Luftgeschwindigkeit. Die Untersuchung wurde am 2. April 1973 von Studenten
der Architectural Association School of Architecture in London durchgeführt. Alle
Wind- und Luftgeschwindigkeiten sind in Metern pro Sek. angegeben
kahlen Produkte moderner Architektur bereichern kónnen.
Die GróBe eines Malgafs wird bestimmt durch die äußere Luft-
temperatur. Er muß größer sein, wenn die Lufttemperatur am Ein-
laß niedrig ist; er muß kleiner sein, wenn die umgebende Lufttem-
peratur höher ist als noch als annehmbar empfunden, vorausge-
setzt, daß die Luft, die durch den Malqafströmt, abgekühlt ist bevor
sie ins Innere einläuft. Im Irak, wo im Sommer die Temperatur bis
auf 45°C steigt, ist der typische Malgaf-Schacht sehr eng. Er ist in die
Nordwand eingelassen, mit einem kleinen Einlaß, der bewirkt, daß
sich die Luft abkühlt, bevor sie ins Innere strömt. Dieses Prinzip
erinnert in der Gestalt an menschliche Nasenlöcher, die in kalten
Gegenden enger ausgebildet sind, so daß die kalte Luft nicht in die
Lungen gelangen kann, wenn sie nicht vorher durch Kontakt mit
der Luftröhre aufgeheizt wurde. In manchen Entwürfen wird die
Zugluft aus dem Malqafauslaß dadurch gekühlt, daß sie über Was-
ser im Keller geführt wird. Aber diese Methode ist nicht sehr effek-
tiv. Durch Vergrößern des Malgafs und durch Aufhängen von nas-
sen Matten kann die Luftflußrate erhöht und gleichzeitig wirksam
gekühlt werden. Im Irak hängen die Menschen nasse Matten vor die
Fenster, um den in den Raum gelangenden Wind durch Verdun-
stung abzukühlen. Die Matten können ersetzt werden durch Lagen
nasser Holzkohle die zwischen Hühnerdrahtplatten gehalten
werden.