Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

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LANDHAUS BEI SIDI KRIER 
Nahezu zwanzig Jahre vergingen 
zwischen der Vollendung des 
Haus Stoppleare und dem Bau 
eines Privathauses in Sidi Krier im 
Jahre 1971. Während dieses Zeit- 
raums war Fathy nicht untátig; er 
baute jedoch sehr wenig und auch 
keiner seiner Privathausentwürfe 
wurde verwirklicht. Das Haus in 
Sidi Krier wurde für ihn selbst an 
der Mittelmeerküste erbaut. [n 
den nächsten 10 Jahren folgten 
das Haus Riad, das Haus Samy 
und Mit Rihan. Das Baumaterial 
dieser Gruppe veránderte sich vom 
Lehmziegel der frühen Háuser zu 
Steinen und gebrannten Ziegeln. 
Dieser Wechsel des Baumaterials 
ist jedoch nicht für die architekto- 
nischen Unterschiede verantwort- 
lich. Zusammengefafit ergeben die 
späten Häuser eine einmalige Stu- 
die in abstraktem Formalismus 
ab, als sie ein vollendetes Paradig- 
ma zum Ausdruck bringen, wel- 
ches das Grundvokabular der frü- 
hen Häuser um ein allumfassen- 
des proportionales System und ein 
voll entwickeltes Repertoire von 
Bauformen überschreitet. 
Die Quelle für Fathys Propor- 
tionssystem war der Archäologe 
R. A. Schwaller de Lubicz." Fathy 
traf de Lubicz wáhrend der Arbei- 
ten am Gourna-Projekt in Luxor. 
Zu dieser Zeit arbeitete de Lubicz 
gerade an der Erforschung des Lu- 
xor-Tempels: seine Erkenntnisse 
SPÄTE HÄUSER 
rundriß 
n» 
Vinpdauslaß üher dem Pumnraum 
liefen darauf hinaus, daf3 die Pha- 
raonen bewußt menschliche Pro- 
portionen in Beziehung zur Plan- 
form setzten. Fathy war geradezu 
besessen von der Idee, durch 
mathematische Funktionen den 
menschlichen Maßstab in die Ar- 
chitektur einzuführen und alle 
Elemente in einer allumfassenden 
harmonischen Einheit zu vereini- 
gen. Mit Kuppeln und Gewölben 
hatte er bereits Räume und Mas- 
sen mit lyrischem Charakter ge- 
Schaffen. Fathy begann nun die im 
Plan der Räume, der Höhe der 
Wände und Türen und der Tiefen 
der Schildbögen verwendeten In- 
tervalle auf die Faktoren pi (3.14) 
und phi (1.61) und auf ein Viel- 
faches der pharaonischen Elle (46 
cm) zurückzuführen, um jede 
räumliche Einheit mit einer konse- 
quent wohlzentrierten, schwingen- 
den Dynamik zu erfüllen. Zusätz- 
lich bewahrte er die Geometrie der 
Konstruktion, die er früher be- 
nutzt hatte. Das Verhältnis von 
Höhe zu Breite der parabolischen 
Kurve eines Gewölbes war festge- 
legt als Faktor von phi (goldener 
Schnitt) und der Spannbreite. By- 
zantinische Kuppeln waren defi- 
niert als Halbkugeln, die ihren 
Springpunkt am Ende des Tam- 
bours hatten und die sich exakt 
um ein sechstel einer Kugel über 
den Schildbögen der Stützwände 
erhoben. 
=)
	        
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