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LANDHAUS BEI SIDI KRIER
Nahezu zwanzig Jahre vergingen
zwischen der Vollendung des
Haus Stoppleare und dem Bau
eines Privathauses in Sidi Krier im
Jahre 1971. Während dieses Zeit-
raums war Fathy nicht untátig; er
baute jedoch sehr wenig und auch
keiner seiner Privathausentwürfe
wurde verwirklicht. Das Haus in
Sidi Krier wurde für ihn selbst an
der Mittelmeerküste erbaut. [n
den nächsten 10 Jahren folgten
das Haus Riad, das Haus Samy
und Mit Rihan. Das Baumaterial
dieser Gruppe veránderte sich vom
Lehmziegel der frühen Háuser zu
Steinen und gebrannten Ziegeln.
Dieser Wechsel des Baumaterials
ist jedoch nicht für die architekto-
nischen Unterschiede verantwort-
lich. Zusammengefafit ergeben die
späten Häuser eine einmalige Stu-
die in abstraktem Formalismus
ab, als sie ein vollendetes Paradig-
ma zum Ausdruck bringen, wel-
ches das Grundvokabular der frü-
hen Häuser um ein allumfassen-
des proportionales System und ein
voll entwickeltes Repertoire von
Bauformen überschreitet.
Die Quelle für Fathys Propor-
tionssystem war der Archäologe
R. A. Schwaller de Lubicz." Fathy
traf de Lubicz wáhrend der Arbei-
ten am Gourna-Projekt in Luxor.
Zu dieser Zeit arbeitete de Lubicz
gerade an der Erforschung des Lu-
xor-Tempels: seine Erkenntnisse
SPÄTE HÄUSER
rundriß
n»
Vinpdauslaß üher dem Pumnraum
liefen darauf hinaus, daf3 die Pha-
raonen bewußt menschliche Pro-
portionen in Beziehung zur Plan-
form setzten. Fathy war geradezu
besessen von der Idee, durch
mathematische Funktionen den
menschlichen Maßstab in die Ar-
chitektur einzuführen und alle
Elemente in einer allumfassenden
harmonischen Einheit zu vereini-
gen. Mit Kuppeln und Gewölben
hatte er bereits Räume und Mas-
sen mit lyrischem Charakter ge-
Schaffen. Fathy begann nun die im
Plan der Räume, der Höhe der
Wände und Türen und der Tiefen
der Schildbögen verwendeten In-
tervalle auf die Faktoren pi (3.14)
und phi (1.61) und auf ein Viel-
faches der pharaonischen Elle (46
cm) zurückzuführen, um jede
räumliche Einheit mit einer konse-
quent wohlzentrierten, schwingen-
den Dynamik zu erfüllen. Zusätz-
lich bewahrte er die Geometrie der
Konstruktion, die er früher be-
nutzt hatte. Das Verhältnis von
Höhe zu Breite der parabolischen
Kurve eines Gewölbes war festge-
legt als Faktor von phi (goldener
Schnitt) und der Spannbreite. By-
zantinische Kuppeln waren defi-
niert als Halbkugeln, die ihren
Springpunkt am Ende des Tam-
bours hatten und die sich exakt
um ein sechstel einer Kugel über
den Schildbögen der Stützwände
erhoben.
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