Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

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Grundriß 
Handwerker beim Pressen von Lehmstein 
Lufttrocknung der gepreßten Lehmsteine 
besser angepaßten Technologie 
zu errichten — wobei sich der tra- 
ditionelle Baustoff „Lehm“ wie 
von selbst anbietet. Diese Bemü- 
hungen gingen hauptsächlich in 
drei Zielrichtungen 
1. durch eine Substitution der 
„modernen“, meist importierten 
Baumaterialien durch den loka- 
len Baustoff Erde zu einer Ko- 
stendämpfung und -stabilisie- 
rung zu gelangen, 
2. die Bevölkerung vor Ort ver- 
stärkt in die Baumaßnahmen 
miteinander einzubeziehen, um 
das Bewußtsein und Verantwor- 
tungsgefühl der Dörfer für „ihre“ 
Gesundheitsstation zu stärken, 
3. an einem konkreten Beispiel 
die raumklimatischen Vorteile 
von dicken, massiven Bauteilen 
und Raumabschlüssen (sprich 
Lehmwänden und -dächern) im 
Gegensatz zu der in einem heißen 
Klima unsinnigen, aber leider 
weit verbreiteten Leichtbauwei- 
se der Hohlblocksteine und Well- 
blechdächer zu demonstrieren 
Als Standort für eine erste Mo- 
dellbaustelle wurde Batié Nord 
ausgewáhlt, ein kleines Dorf im 
Südwesten von Burkina Faso, 
450 Kilometer von der Haupt- 
stadt Ouagadougou und 50 Kilo- 
meter von der Provinzhauptstadt 
Gaoua entfernt an der Schwar- 
zen Volta gelegen, dem Grenz- 
fluB zu Ghana. Seitdem in dieser 
Ortschaft vor einigen Jahren eine 
Schule eingerichtet worden war, 
war auch der Bau einer Gesund- 
heitsstation als Ausgangspunkt 
für die medizinische Betreuung 
von etwa vierzig umliegenden 
Dórfern geplant. 
In Kooperation mit dem Büro 
von ADAUA, das im westafrika- 
nischen Raum wohl die meiste 
Erfahrung auf dem Gebiet „an- 
gepaßter“ Bauweisen besitzt, 
wurden im September und Okto- 
ber 1985 die Entwurfs- und Aus- 
führungspläne erarbeitet. Das 
Raumprogramm hatte sich dabei 
an Vorgaben des burkinischen 
Gesundheitsministeriums zu 
orientieren. das für eine solche 
Station unterer Größenordnung, 
die in der Regel mit ein bis zwei 
Krankenpflegern besetzt wird, 
drei Funktionsräume (Konsul- 
tationsraum, Behandlungsraum, 
Spritzenraum), ein kleines Ma- 
gazin sowie einen Bettenraum 
für die stationär untergebrachten 
Kranken vorsieht. Zusätzlich 
wurde eine überdachte, zentrale 
Eingangs- und Wartehalle ge- 
schaffen, die auch als Versamm- 
lungs- und Schulungsraum (für 
präventive — Gesundheitserzie- 
hung) genutzt werden soll. 
Von den ersten Vorgesprá- 
chen an hatte sich die Dorfbevól- 
kerung zur aktiven Mitarbeit be- 
reit erklärt, was sie dann im De- 
zember unter Beweis stellte, als 
sie innerhalb von drei Wochen ei- 
nen fünfzehn Meter tiefen Grab- 
brunnen aushob, um die für die 
Baustelle notwendige Wasser- 
versorgung sicherzustellen. Auf 
Vorschlag von ADAUA wurde 
eine auf früheren Baustellen ge- 
schulte und in der speziellen Bau- 
technik erfahrene Maurerequipe 
Schalung und Herstellung der Mauerbögen 
(drei Maurer, zwei Ziegelherstel- 
ler) mit der Ausführung aller spe- 
zialisierten Arbeiten beauftragt. 
Organisation und Einkauf der 
notwendigen Materialien sowie 
Bauleitung lagen in der Hand des 
DED-Architekten. 
Anfang Januar wurde mit der 
Produktion der Lehmziegel be- 
gonnen. Mit Hilfe von zwei 
Handpressen wurden in vier Wo- 
chen ca. 30.000 Steine herge- 
stellt, luftgetrocknet, in drei un- 
terschiedlichen Formaten (gró- 
Bere Steine für die Wände, klei- 
nere für Kuppeln und Gewölbe) 
und mit je nach Bauteil differen- 
zierten | Zementbeimischungen 
(8% für das Sockelmauerwerk, 
4% für das aufgehende Mauer- 
werk, 10% für die Dach- 
abschliisse). Alle Wande sind aus 
statischen und aus raumklimati- 
schen Griinden 30 Zentimeter 
dick. Im Bereich der weitge- 
spannten Kuppeln (Hospitalisa- 
tionsraum) wurden die Winde 
zusätzlich durch äußere Strebe- 
pfeiler verstärkt. Die kostengün- 
7%
	        

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