ARCH -BAUMARK
P
Insicht von Südosten
Eine Kuppel kurz vor der Fertigstellung
stigste Art und Weise des oberen
Raumabschlusses sind bei dieser
Bauweise ganz ohne Schalung
gemauerte Kuppeln aus Lehm-
steinen. Dabei werden die Steine
in konzentrischen Kreisen in ei-
nem Winkel aufeinandergesetzt,
der ungefähr 10 bis 15 Grad fla-
cher geneigt ist als der Winkel,
der durch den Radius der Kuppel
bestimmt wird, wodurch Rei-
bungskräfte entstehen, die ein
Abrutschen verhindern. Aus De-
monstrationsgründen wurden
ebenfalls zwei kleinere Tonnen-
gewölbe mit Hilfe einer Holz-
schalung ausgeführt. Auf die ge-
schlossenen Dachfláchen wurde
ein geglätteter Betonestrich auf-
gebracht und, angesichts der
noch erheblichen Niederschlags-
menge von jährlich 1000 bis 1100
Millimetern in der Region, mit
einer zusätzlichen Regensperre
(Alu-Bitumen-Folie) abgeklebt.
Demontable Licht- und Lüf-
tungskuppeln gewährleisten den
korrekten Abzug der durch die
horizontal beweglichen Blechla-
mellenfenster — einstrómenden
Heißluft im Scheitelpunkt der
Kuppel. Nach einer Rekordbau-
zeit von nur drei Monaten wurde
die Station in den ersten Aprilta-
gen, rechtzeitig vor Beginn der
Regenzeit, fertiggestellt, etwa
zwei Wochen spáter die dazuge-
hórigen Duschen und Latrinen.
Zieht man eine Schlufbilanz,
so läßt sich feststellen, daß dieser
Bau aus zementstabilisertem
Lehm fast 30?6 billiger gewesen
ist als ein vergleichbarer Bau aus
Betonsteinen an einem ver-
gleichbaren Standort. Die hohe
,Arbeitsintensitát^ der Lehm-
bautechnik (im Gegensatz zur
.Materialintensitát^ moderner
Stahlbetonbauten) schuf dabei
die Voraussetzungen für eine
umfangreiche Beteiligung der
Bevólkerung am Baugeschehen.
Es hat sich gezeigt, daß sich die
Dorfbewohner bei einer recht-
zeitigen Sensibilisierung und ei-
ner richtigen Auswahl der Bau-
zeiten (es muß dann gebaut wer-
den, wenn keine oder nur wenige
1
d
Arbeiten auf den Feldern anfal-
len) durchaus für solche Gemein-
schaftsaufgaben motivieren las-
sen. Diese Verpflichtung zur
Mitarbeit im Sinne einer „Hilfe
zur Selbsthilfe“ ist sicherlich eine
sinnvollere Form der Entwick-
lungszusammenarbeit als die
großzügige Verteilung von „Ge-
schenken“ von außen. Erste offi-
zielle Besucher des Bauwerks
(aus der Provinzhauptstadt und
vom Ministerium in Ouagadou-
gou) waren überrascht von der
relativen Kühle hinter den massi-
ven Lehmmauern bei 40 Grad
Außentemperatur im Schatten —
ein Bewußtsein für die vielfälti-
gen Vorteile der eigenen traditio-
nellen Baustoffe scheint sich in
den Ländern Westafrikas erst
langsam wieder zu entwickeln.
Ein erster Erfolg des Versuches
in Batié Nord ist die Genehmi-
gung einer zweiten entsprechen-
den Baustelle für den Zeitraum
von Oktober bis Dezember 1986
und die Aussicht auf eine um-
fangreichere Erprobung dieser
Ansicht von Norden
Bauweise im Bereich des Ge-
sundheitswesens in den nächsten
Jahren.
Michael Peterek
Anmerkungen:
Eine ausführliche Dokumentation die-
ser Baumaßnahme wird demnächst in
TRIALOG Nr. 11, Zeitschrift für das
Planen und Bauen in der Dritten Welt,
erscheinen
Einige Daten:
Planung und Leitung der Ausfüh-
rung: Michael Peterek (im Auf-
trag des DED) in Zusammenar-
beit mit ADAUA
Ausführung: Maurerkooperative
SOUGRI-NOMA, unterstützt
durch die Bevölkerung von Batie
Nord
Bauzeit: Januar-April 1986
Baukosten: 4.825.700 FCFA (=
30.160,-- DM)
Bruttogrundrißfläche: 120 qm
Nutzfläche: 100 qm
Baukosten pro qm-BGF: 40.000
FCFA (= 250.--DM)