Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

ARCH -BAUMARK 
P 
Insicht von Südosten 
Eine Kuppel kurz vor der Fertigstellung 
stigste Art und Weise des oberen 
Raumabschlusses sind bei dieser 
Bauweise ganz ohne Schalung 
gemauerte Kuppeln aus Lehm- 
steinen. Dabei werden die Steine 
in konzentrischen Kreisen in ei- 
nem Winkel aufeinandergesetzt, 
der ungefähr 10 bis 15 Grad fla- 
cher geneigt ist als der Winkel, 
der durch den Radius der Kuppel 
bestimmt wird, wodurch Rei- 
bungskräfte entstehen, die ein 
Abrutschen verhindern. Aus De- 
monstrationsgründen wurden 
ebenfalls zwei kleinere Tonnen- 
gewölbe mit Hilfe einer Holz- 
schalung ausgeführt. Auf die ge- 
schlossenen Dachfláchen wurde 
ein geglätteter Betonestrich auf- 
gebracht und, angesichts der 
noch erheblichen Niederschlags- 
menge von jährlich 1000 bis 1100 
Millimetern in der Region, mit 
einer zusätzlichen Regensperre 
(Alu-Bitumen-Folie) abgeklebt. 
Demontable Licht- und Lüf- 
tungskuppeln gewährleisten den 
korrekten Abzug der durch die 
horizontal beweglichen Blechla- 
mellenfenster — einstrómenden 
Heißluft im Scheitelpunkt der 
Kuppel. Nach einer Rekordbau- 
zeit von nur drei Monaten wurde 
die Station in den ersten Aprilta- 
gen, rechtzeitig vor Beginn der 
Regenzeit, fertiggestellt, etwa 
zwei Wochen spáter die dazuge- 
hórigen Duschen und Latrinen. 
Zieht man eine Schlufbilanz, 
so läßt sich feststellen, daß dieser 
Bau aus zementstabilisertem 
Lehm fast 30?6 billiger gewesen 
ist als ein vergleichbarer Bau aus 
Betonsteinen an einem ver- 
gleichbaren Standort. Die hohe 
,Arbeitsintensitát^ der Lehm- 
bautechnik (im Gegensatz zur 
.Materialintensitát^ moderner 
Stahlbetonbauten) schuf dabei 
die Voraussetzungen für eine 
umfangreiche Beteiligung der 
Bevólkerung am Baugeschehen. 
Es hat sich gezeigt, daß sich die 
Dorfbewohner bei einer recht- 
zeitigen Sensibilisierung und ei- 
ner richtigen Auswahl der Bau- 
zeiten (es muß dann gebaut wer- 
den, wenn keine oder nur wenige 
1 
d 
Arbeiten auf den Feldern anfal- 
len) durchaus für solche Gemein- 
schaftsaufgaben motivieren las- 
sen. Diese Verpflichtung zur 
Mitarbeit im Sinne einer „Hilfe 
zur Selbsthilfe“ ist sicherlich eine 
sinnvollere Form der Entwick- 
lungszusammenarbeit als die 
großzügige Verteilung von „Ge- 
schenken“ von außen. Erste offi- 
zielle Besucher des Bauwerks 
(aus der Provinzhauptstadt und 
vom Ministerium in Ouagadou- 
gou) waren überrascht von der 
relativen Kühle hinter den massi- 
ven Lehmmauern bei 40 Grad 
Außentemperatur im Schatten — 
ein Bewußtsein für die vielfälti- 
gen Vorteile der eigenen traditio- 
nellen Baustoffe scheint sich in 
den Ländern Westafrikas erst 
langsam wieder zu entwickeln. 
Ein erster Erfolg des Versuches 
in Batié Nord ist die Genehmi- 
gung einer zweiten entsprechen- 
den Baustelle für den Zeitraum 
von Oktober bis Dezember 1986 
und die Aussicht auf eine um- 
fangreichere Erprobung dieser 
Ansicht von Norden 
Bauweise im Bereich des Ge- 
sundheitswesens in den nächsten 
Jahren. 
Michael Peterek 
Anmerkungen: 
Eine ausführliche Dokumentation die- 
ser Baumaßnahme wird demnächst in 
TRIALOG Nr. 11, Zeitschrift für das 
Planen und Bauen in der Dritten Welt, 
erscheinen 
Einige Daten: 
Planung und Leitung der Ausfüh- 
rung: Michael Peterek (im Auf- 
trag des DED) in Zusammenar- 
beit mit ADAUA 
Ausführung: Maurerkooperative 
SOUGRI-NOMA, unterstützt 
durch die Bevölkerung von Batie 
Nord 
Bauzeit: Januar-April 1986 
Baukosten: 4.825.700 FCFA (= 
30.160,-- DM) 
Bruttogrundrißfläche: 120 qm 
Nutzfläche: 100 qm 
Baukosten pro qm-BGF: 40.000 
FCFA (= 250.--DM)
	        
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