Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

Ein Japaner wird für die Seine- 
Metropole ein neues Kino-Zen- 
trum planen. Kenzo Tange ist 
aufgefordert worden, an einem 
städtebaulich schwierigen Stand- 
ort dem Kinozentrum einen ar- 
chitektonisch interessanten Rah- 
men zu verleihen. Der place d 
Italie im Pariser Süd-Osten ist der 
zentrale Platz des größten Pariser 
Sanierungsgebietes, dessen Pla- 
nung aus den 60er Jahren 
stammt. Hier wurde noch nach 
dem tabula rasa-Prinzip histori- 
sche Bebauung abgerissen und 
durch Hochbauten ersetzt. Der 
Turm Apogee mit 49 Etagen, 
vorgesehen am place d’ Italie, 
dort wo heute das neue Zentrum 
geplant wird, fiel 1975 dem Bau- 
verbot Giscard d’Estaings zum Op- 
fer, dessen Regierungszeit in 
Frankreich die Wende zur neuen 
Städtebauära markiert. Süd- 
Östlich des Platzes dominieren 
die Hochhäuser, während nörd- 
lich noch die historische, straßen- 
begleitende Bebauung mit höch- 
stens sieben Etagen vorherrscht. 
Kenzo Tange versucht mit sei- 
nem Entwurf zwischen diesen 
beiden Extremen zu vermitteln. 
Das Gebäude ist winkelförmig 
angelegt. Der Schnittpunkt wird 
durch einen Campanile markiert. 
Die Höhe ist noch nicht genau 
festgelegt, doch wird er zwar als 
Turm erkennbar sein, jedoch 
nicht mit der Hóhe der umgeben- 
den Hochbauten konkurrieren. 
Für das-übrige Gebäude, das sich 
an den Straßen — und Platzlinien 
orientiert, sind sechs bis max. 8 
Geschosse vorgesehen. Die Fas- 
Da in den Niederlanden die mo- 
derne Architektur zum nationa- 
len Kulturgut zählt, ging die 
Nachricht durch alle Zeitungen 
der Tagespresse: Aldo van Eycks 
Waisenhaus in Amsterdam soll 
abgerissen werden! Der Archi- 
tekturkritiker und Chefredak- 
teur von ARCHIS, Hans van 
Dijk, zählt das Hauptwerk van 
Eycks aus dem Jahr 1960 zu den 
fünf wichtigsten holländischen 
Gebäuden dieses Jahrhunderts. 
Doch die heutigen Nutzer 
kämpfen gegen undichte Dächer, 
allgemein hohe Reparaturkosten 
und die nicht mehr bezahlbaren 
Energierechnungen. Das Haus 
aus Beton und Glas ist nicht iso- 
liert. Obendrein haben sich die 
Auffassungen über die Erzie- 
hung von Problemkindern geán- 
dert. Vor fünfundzwanzig Jahren 
wurde das Waisenhaus geplant in 
der Überzeugung, daß elternlose 
Kinder in großen Gruppen au- 
Berhalb des Stadtzentrums zu- 
sammengebracht werden müB- 
ten. Heute läßt man sie lieber in 
kleineren Gruppen nahe der In- 
nenstadt wohnen. Van Eycks 
Gebäude ist also zu groß gewor- 
den, sein Konzept ist überholt 
und steht zudem am falschen Ort. 
Versuche. es zu vermieten. 
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Ein neues Kinozentrum 
für Paris 
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Aldo van Eycks .. Waisenhaus 
vom Abrif bedroht 
schlugen fehl. 
Nach ersten Wellen der Entrü- 
stung gegen die Abrißpläne soll 
nun der Verwaltungsflügel ste- 
hen bleiben, doch der Rest muß 
neuen Pavillons für kleine Grup- 
pen weichen. Ein Amsterdamer 
Architekturbüro wurde mit der 
Planung betraut bei gleichzeiti- 
ger strikter Geheimhaltung, da 
man — wie nun geschehen — Wi- 
derstand in der Öffentlichkeit be- 
fürchtete. 
Van Eyck, der ebensowenig 
wie der Bund Niederländischer 
Architekten (BNA) informiert 
war, stoßen mit ihrer Interven- 
tion gegen den Abriß bei den 
Nutzern auf wenig Verständnis. 
Der BNA versucht nun über Ge- 
spräche mit der Stadtverwaltung 
und einem Appell an die Finanz- 
welt nach Lösungen. 
Wer die Rettungsaktion unter- 
stützen will, schickt einen Brief 
an: Stichting Wonen, Leidse- 
straat 5, 1017 NS Amsterdam mit 
der dringenden Bitte an die 
Stadtverwaltung, die Abrißge- 
nehmigung zu verweigern. Fi- 
nanzielle Unterstützung für An- 
zeigenaktionen werden erbeten 
auf das Konto 54.41.62.900 der 
Allgemene Bank Nederland 
(ABN) Amsterdam, Kennwort 
‚Bewaar het weeshuis“. 
Konrad Wohlhage 
sade zum place d’ Italie ist leicht 
gebogen und nimmt so die Form 
des Platzes auf. Die von geschlos- 
senen  Fassadenteillen einge- 
rahmte Glasfassade will ,,Kino- 
leinwand“ symbolisieren und so 
auf die Bestimmung des Gebäu- 
des hinweisen, ein Zentrum von 
nationaler Bedeutung der Kino- 
mathographischen Kunst zusein. 
Vorgesehen sind ein in seiner 
Größe variabler Saal (590 bis 700 
Plätze) für unterschiedliche 
Zwecke: Kino. Konzerte, Thea- 
ter, aber auch für Konferenzen. 
Die Kinoleinwand wird eine Län- 
ge von 22 m haben und damit 
Frankreichs größte sein. Weitere 
kleine Kinosäle werden zur Ver- 
fügung stehen, technische Ein- 
richtungen werden es ermögli- 
chen, aus dem großen Saal Auf- 
nahmen für Fernsehen und Vi- 
deo zu machen. Weitere Aufnah- 
mestudios ergänzen das Pro- 
gramm. Obwohl es sich hier um 
eine kulturelle Einrichtung han- 
delt, die i.d.R. mit erheblichen 
staatlichen Subventionen ausge- 
stattet wird, soll es in diesem Fal- 
le nach dem Willen des konserva- 
tiven Pariser Bürgermeisters Ja- 
ques Chirac anders sein. Bau und 
auch die spátere Nutzung des Ki- 
nozentrums soll die Stadt und 
den Staat nichts kosten. Man 
darf vermuten, dafi Filmproduk- 
tion und Kinoprogramm deswe- 
gen auch weniger nach künstleri- 
schen als vielmehr nach kommer- 
ziellen Gesichtspunkten ausge- 
richtet sein werden. 
1990 soll das neue Zentrum 
fertiggestellt sein. 
Monika Allers 
Der Deutsche Werkbund zieht 
um! 
Der Deutsche Werkbund wird 
am 8. Mai 1987 seinen Ausstel- 
lungsraum im Zentrum Frank- 
furts, in der Weißadlergasse 4, 
mit einer Ausstellung eröffnen: 
„Der Deutsche Werkbund — 
1907. 1947. 1987". 
Am 9. Mai wird ein Sympo- 
sium zur Frage stattfinden: .,Was 
heißt noch gestalten?“. Auf ihm 
werden sich Designer aus den 
verschiedensten Berufssparten 
äußern. 
Mit Unterstützung der Stadt 
Frankfurt stehen dem Werkbund 
Räume und Mittel zur Verfü- 
gung, mit denen er seine Arbeit 
intensivieren und öffentlich dar- 
stellen kann. Es ist daran ge- 
dacht, neben Ausstellungen, die 
sich mit zentralen Fragestellun- 
gen des Werkbundes befassen, 
auch eine Vielfalt von aktuellen 
Fragen in Form von Gesprächen, 
Tagungen u.a. zu behandeln und 
besonders auch die Kooperation 
der Landesbünde und des Ge- 
samt-Werkbundes zu fôrdern. 
Neue Anschrift: 
Weißadlergasse 4, 6000 Frank- 
Furt! M. 1. Tel. 069/290658-59
	        
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