Ein Japaner wird für die Seine-
Metropole ein neues Kino-Zen-
trum planen. Kenzo Tange ist
aufgefordert worden, an einem
städtebaulich schwierigen Stand-
ort dem Kinozentrum einen ar-
chitektonisch interessanten Rah-
men zu verleihen. Der place d
Italie im Pariser Süd-Osten ist der
zentrale Platz des größten Pariser
Sanierungsgebietes, dessen Pla-
nung aus den 60er Jahren
stammt. Hier wurde noch nach
dem tabula rasa-Prinzip histori-
sche Bebauung abgerissen und
durch Hochbauten ersetzt. Der
Turm Apogee mit 49 Etagen,
vorgesehen am place d’ Italie,
dort wo heute das neue Zentrum
geplant wird, fiel 1975 dem Bau-
verbot Giscard d’Estaings zum Op-
fer, dessen Regierungszeit in
Frankreich die Wende zur neuen
Städtebauära markiert. Süd-
Östlich des Platzes dominieren
die Hochhäuser, während nörd-
lich noch die historische, straßen-
begleitende Bebauung mit höch-
stens sieben Etagen vorherrscht.
Kenzo Tange versucht mit sei-
nem Entwurf zwischen diesen
beiden Extremen zu vermitteln.
Das Gebäude ist winkelförmig
angelegt. Der Schnittpunkt wird
durch einen Campanile markiert.
Die Höhe ist noch nicht genau
festgelegt, doch wird er zwar als
Turm erkennbar sein, jedoch
nicht mit der Hóhe der umgeben-
den Hochbauten konkurrieren.
Für das-übrige Gebäude, das sich
an den Straßen — und Platzlinien
orientiert, sind sechs bis max. 8
Geschosse vorgesehen. Die Fas-
Da in den Niederlanden die mo-
derne Architektur zum nationa-
len Kulturgut zählt, ging die
Nachricht durch alle Zeitungen
der Tagespresse: Aldo van Eycks
Waisenhaus in Amsterdam soll
abgerissen werden! Der Archi-
tekturkritiker und Chefredak-
teur von ARCHIS, Hans van
Dijk, zählt das Hauptwerk van
Eycks aus dem Jahr 1960 zu den
fünf wichtigsten holländischen
Gebäuden dieses Jahrhunderts.
Doch die heutigen Nutzer
kämpfen gegen undichte Dächer,
allgemein hohe Reparaturkosten
und die nicht mehr bezahlbaren
Energierechnungen. Das Haus
aus Beton und Glas ist nicht iso-
liert. Obendrein haben sich die
Auffassungen über die Erzie-
hung von Problemkindern geán-
dert. Vor fünfundzwanzig Jahren
wurde das Waisenhaus geplant in
der Überzeugung, daß elternlose
Kinder in großen Gruppen au-
Berhalb des Stadtzentrums zu-
sammengebracht werden müB-
ten. Heute läßt man sie lieber in
kleineren Gruppen nahe der In-
nenstadt wohnen. Van Eycks
Gebäude ist also zu groß gewor-
den, sein Konzept ist überholt
und steht zudem am falschen Ort.
Versuche. es zu vermieten.
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Ein neues Kinozentrum
für Paris
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Aldo van Eycks .. Waisenhaus
vom Abrif bedroht
schlugen fehl.
Nach ersten Wellen der Entrü-
stung gegen die Abrißpläne soll
nun der Verwaltungsflügel ste-
hen bleiben, doch der Rest muß
neuen Pavillons für kleine Grup-
pen weichen. Ein Amsterdamer
Architekturbüro wurde mit der
Planung betraut bei gleichzeiti-
ger strikter Geheimhaltung, da
man — wie nun geschehen — Wi-
derstand in der Öffentlichkeit be-
fürchtete.
Van Eyck, der ebensowenig
wie der Bund Niederländischer
Architekten (BNA) informiert
war, stoßen mit ihrer Interven-
tion gegen den Abriß bei den
Nutzern auf wenig Verständnis.
Der BNA versucht nun über Ge-
spräche mit der Stadtverwaltung
und einem Appell an die Finanz-
welt nach Lösungen.
Wer die Rettungsaktion unter-
stützen will, schickt einen Brief
an: Stichting Wonen, Leidse-
straat 5, 1017 NS Amsterdam mit
der dringenden Bitte an die
Stadtverwaltung, die Abrißge-
nehmigung zu verweigern. Fi-
nanzielle Unterstützung für An-
zeigenaktionen werden erbeten
auf das Konto 54.41.62.900 der
Allgemene Bank Nederland
(ABN) Amsterdam, Kennwort
‚Bewaar het weeshuis“.
Konrad Wohlhage
sade zum place d’ Italie ist leicht
gebogen und nimmt so die Form
des Platzes auf. Die von geschlos-
senen Fassadenteillen einge-
rahmte Glasfassade will ,,Kino-
leinwand“ symbolisieren und so
auf die Bestimmung des Gebäu-
des hinweisen, ein Zentrum von
nationaler Bedeutung der Kino-
mathographischen Kunst zusein.
Vorgesehen sind ein in seiner
Größe variabler Saal (590 bis 700
Plätze) für unterschiedliche
Zwecke: Kino. Konzerte, Thea-
ter, aber auch für Konferenzen.
Die Kinoleinwand wird eine Län-
ge von 22 m haben und damit
Frankreichs größte sein. Weitere
kleine Kinosäle werden zur Ver-
fügung stehen, technische Ein-
richtungen werden es ermögli-
chen, aus dem großen Saal Auf-
nahmen für Fernsehen und Vi-
deo zu machen. Weitere Aufnah-
mestudios ergänzen das Pro-
gramm. Obwohl es sich hier um
eine kulturelle Einrichtung han-
delt, die i.d.R. mit erheblichen
staatlichen Subventionen ausge-
stattet wird, soll es in diesem Fal-
le nach dem Willen des konserva-
tiven Pariser Bürgermeisters Ja-
ques Chirac anders sein. Bau und
auch die spátere Nutzung des Ki-
nozentrums soll die Stadt und
den Staat nichts kosten. Man
darf vermuten, dafi Filmproduk-
tion und Kinoprogramm deswe-
gen auch weniger nach künstleri-
schen als vielmehr nach kommer-
ziellen Gesichtspunkten ausge-
richtet sein werden.
1990 soll das neue Zentrum
fertiggestellt sein.
Monika Allers
Der Deutsche Werkbund zieht
um!
Der Deutsche Werkbund wird
am 8. Mai 1987 seinen Ausstel-
lungsraum im Zentrum Frank-
furts, in der Weißadlergasse 4,
mit einer Ausstellung eröffnen:
„Der Deutsche Werkbund —
1907. 1947. 1987".
Am 9. Mai wird ein Sympo-
sium zur Frage stattfinden: .,Was
heißt noch gestalten?“. Auf ihm
werden sich Designer aus den
verschiedensten Berufssparten
äußern.
Mit Unterstützung der Stadt
Frankfurt stehen dem Werkbund
Räume und Mittel zur Verfü-
gung, mit denen er seine Arbeit
intensivieren und öffentlich dar-
stellen kann. Es ist daran ge-
dacht, neben Ausstellungen, die
sich mit zentralen Fragestellun-
gen des Werkbundes befassen,
auch eine Vielfalt von aktuellen
Fragen in Form von Gesprächen,
Tagungen u.a. zu behandeln und
besonders auch die Kooperation
der Landesbünde und des Ge-
samt-Werkbundes zu fôrdern.
Neue Anschrift:
Weißadlergasse 4, 6000 Frank-
Furt! M. 1. Tel. 069/290658-59