Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1988, Jg. 20, H. [93], Jg. 21, H. 94-97)

* n =. 
74 } ZEITUNG 
Struktur zu konsolidieren und alte 7 Endgültiges Projekt der Stadt. Sizas Blöcke D und E; für die anderen Blöcke 
Gebäude in das Konzept zu integrieren. Planungsvorschlag bezieht sich auf die hat er die künstlerische Oberleitung 
Die zwei Projekte im Stadtteil lich aus ästhetischen Gründen 
‚Schilderswijk’ in Den Haag de- (glatte Straßenwände) und aus 
monstrieren aufs Neue die große Gründen des Lärmschutzes. In 
Fähigkeit von Alvaro Siza, den nahezu allen Fällen muß man die 
‚genius loci’ zu erahnen und auf- Nachtzone durchkreuzen, um 
zuspüren und auf die lokalen ar- Garten, Balkon oder Terrasse er- 
chitektonischen, städtebauli- reichen zu können. 
chen und sozialen Merkmale ein- Siza hat, um den Gebrauch des 
zugehen. Das Ergebnis des Parti- gemeinschaftlichen Innenhofes 
zipationsprozesses, an dem Be- zu stimulieren, die vier Elemente 
wohner vieler verschiedener Na- . bh — Erde, Wasser, Luft und Feuer - 
tionalitäten mit jeweils sehr un- thematisch in einigen räumlichen 
terschiedlichen Verhaltens- und Proj ektbeschrei ung  Gebrauchsobiekten herausgear- 
Lebensmustern teilgenommen beitet: eine erhöhte Grünfläche. 
haben, zeigt wieder einmal, daß Wasserbecken mit Fontäne, eine 
solch ein Prozeß voll von wider- restlichen Baublocks. Die beiden regelmäßigen Akzente der durch Wind bewegliche Plastik 
sprüchlichen Interessen und dar- ausgehöhlten Ecken deuten eine Schluß-steine der Fensterstürze. und eine Feuerstelle sollen Gele- 
aus resultierenden Konflikten Pforte zur Ravesteinstraße an. Im Gegensatz zu der deutlichen genheit geben, zusammenzu- 
auf Siza nicht lähmend, sondern Die Ecke Parallelweg/Vaillant- Fassadengliederung bezüglich kommen. 
gerade stimulierend wirkt. straße sollte ursprünglich unbe- der einzelnen Wohnungen in den Die beschriebenen Wohnblök- 
Die für den Schilderswijk cha- baut bleiben, offen sein: Wind Blöcken des 19. Jahrhunderts ist ke unterscheiden sich in ihrer 
rakteristischen langen Straßen, und Sonne sollten den Innenhof diese Differenzierung im Ent- Charakteristik deutlich von dem 
die durch die ununterbrochenen durchdringen können, wenn wurf von Siza weder horizontal Entwurf der zwei Wohnhäuser 
Fassaden der geschlossenen Bau- nicht aus Gründen des Lärm- noch vertikal festzustellen. im zukünftigen Van der Venne- 
blöcke gebildet werden, das re- Schutzes diese Öffnung hätte ge- Diese ausführlichen Studien Park. Siza zeigt, daß ein Haus mit 
gelmäßige Muster der Fenster- schlossen werden müssen. Inder derbestehenden Bausubstanzre- den Merkmalen der „Amsterda- 
und Portico-Typologie des 19 endgültigen Lösung schließen ei-  sultierten im Entwurf eines neu- mer Schule“ und der avantgardi- 
Jahrhunderts, die gemeinschaft. ne 4-Geschoß-hohe Mauer und en Portico-Types. Der Sinn jeder stischen Architektur in den Nie- 
lichen Innenhöfe und die spezifi- ein Laden im Erdgeschoß die Portico-Erschließung ist der, daß derlanden findet Siza eine 
sche Ausformung der Eckgebäu- zwei Wohngebäudeteile zusam- jeder Bewohner so dicht wie schlechte Sache. Als Reaktion 
de sind Siza nicht entgangen. Mit men. möglich an der Straße und beim hierauf entwirft er ein Wohnhaus 
Hilfe dieser und einiger anderer Der horizontale Effekt derauf Grün des Innenhofs wohnt. Um in rotem Backstein in expressio- 
Charakteristika werde ich im fol- die Straßen gerichteten Fassaden diesem Wunsch, der nochimmer nistischer Formsprache, kon- 
genden die zwei Entwürfe vonSi- entsteht durch das regelmäßige besteht, entgegenzukommen, trastierend mit einem zweiten 
za beschreiben. Muster von Fenster- und Portico- sind die Eingangstüren dersechs Wohnhaus, das —- weiß verputzt - 
Die neuen Baublöcke sind ge- Öffnungen und an verschiedenen Etagenwohnungen beim Podest erinnert an die Neue Sachlich- 
schlossen in dem Sinne, daß die Stellen durch ein Band von weiß der Portico-Treppe konzentriert. keit. Auf der Eingangsseite der 
Innenhöfe für Außenstehende glasiertem Backstein am ober- Siza hat probiert, für dieses zwei Wohnhäuser sind die ver- 
nicht zugänglich sind, sondern sten Geschoß. Dies geschieht in Projekt einen universellen Woh- wendeten Materialien ausge- 
nur für die Bewohner selbst. Wo Anlehnung an die Fassadenge- _nungstyp zu entwickeln, der ver. wechselt. Die Anordnung der 
die Kontinuität des Blocks durch staltung der in diesem Stadtteil schiedene Formen des Bewoh- Häuser geschieht als Reaktion 
eine Seitenstraße unterbrochen bestehenden Baublöcke des 19. nens zuläßt. Die Wohnungen auf verschiedene Richtungen in 
wird, sind die ‚Wunden’ des Jahrhunderts. Die architektoni- sind durch die flexible Raumor- der unmittelbaren Umgebung. 
durchschnittenen Gebäudes sche Wirkung dieser Straßen- ganisation auf einfache Weise Derextrovertierte Charakter deı 
deutlich zusehen inder Formvon wände des 19. Jahrhunderts ent- den verschiedenen Lebens- und zwei Gebäude läßt den Entwurf - 
blinden Giebeln aus weiß glasier- steht nun durch die Aneinderrei- Wohnkulturen des Bewohners im Zusammenspiel mit dem klei 
ten Klinkern beiderseits der Ne- hung von portico-Häusern, die, anzupassen. Verschiedene Teile nen Park und dem Cafe im Erd 
benstraße. vertikal gegliedert, gestapelte der Wohnungen sind mit Hilfe geschoß des Ensembles - wie ei- 
Die Nebenstraßendurchbrü- Wohnungen beinhalten. Die von Schiebetüren zu trennen ne Bake (Leuchtfeuer) auf die 
che und schief ausgeschnittenen Wirkung der Straßenwand ent- und/oder zusammenzufügen. weitere Umgebung wirken, wie 
Blockecken werden besonders Steht nun durch kontinuierliche Auf der Straßenseite liegt die es auch im Auftrag ursprünglich 
herausgearbeitet. Diese beson- Wiederholung dieser vertikalen Tagzone und zur Hofseite die formuliert war. 
deren formalen Elemente stehen _Fassadenelemente: der Rythmus Nachtzone, Balkone und Terras- 
in Kontrast mit dem regelmäßi- der Erker der Dachgeschosse, sen sind auf den geschlossenen 
gen und ruhigen Charakter des derdurchlaufende Dachrand,die Innenhof orientiert, wahrschein- Jotta van Groenewoud
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.