Alle die hierauf bezüglichen umfangreichen Bureau-Arbeiten, |
insbesondere auch die Anfertigung neuer Eingabspläne, mußten
innerhalb der etwas knapp zugemessenen Zeit noch der Ver- |
dingung der Bauarbeiten vorangehen. |
Am 12. Januar 1892 wurden die von der Bauleitung |
ausgearbeiteten Skizzen für den Bau der gesunden Pfleglinge |
und den Krankenbau, am 16. Februar diejenigen für das Ver- |
waltungsgebäude und den Betsaal genehmigt und auf Grund
derselben neue Eingabspläne angefertigt. |
Im Januar wurde noch die auf dem Bauplat des Kranken- |
baues lagernde 5 m hohe Kehrrichtauffüllung abgegraben, sowie
eine Konkurrenz zur Gewinnung von Plänen und Koſtenvor-
anſchlägen für die Heizungsanlagen veranstaltet. |
Es mögen nun einige Angaben über den Beginn und
das Fortschreiten der Arbeiten an den einzelnen Gebäuden folgen:
Zeit der Zeit der
Inangriffnahme: Dacheindeckung:
beim Verwaltungsgebäude: 30. Mai 1892 23. Nov. 1892
«» Krankenbaun . . . 9. Mai 1892 24. Dez. 1892
„ Baufürgeſunde Pfleglinge 21. Juni 1892 13. Mai 1893
„ Betſaal: .- . 80. Juli 1892 17.: Okt.. 1898
» Irrenbaur . . . .: 4. März 1893. .29. Juli 1893
» Wirtschaftsgebäude: 18. März 1898 23. Aug. 1893.
NB. Die Arbeiten am Betſaal wurden nach Fertigstellung
der Fundation bis zum Frühjahr 1893 ſistiert.
Bis zum heutigen Einweihungstage wurde somit die An-
Im Mai 1892 konnten die Rohbauarbeiten ausgeschrieben | lage nach uicht ganz 2jähriger Bauzeit vollendet, wobei noch
werden; zur gleichen Zeit wurde auch mit den Kanalisations- zu berücksichtigen sein wird, daß die oben erwähnten schwierigen
arbeiten begonnen.
| Fundationen außerordentlich viel Zeit und Arbeit beanspruchten.
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Beſchreibung
Nähert man ſich von der Bahnhofstraße der Anlage, so
erblict man im Vordergrund, mit einer Langſseite an der
Wolframsstraße liegend, im übrigen von den ausgedehnten |
Gartenanlagen umgeben, das
Verwalktungsgebäude. |
Das Gebäude ist 2stockig, mit ausgebautem Untergeſchoß |
und Keller unter dieſem. Das Äußere iſt von Stuttgarter Ver- |
blendſsteinen mit beſcheidener Werksteingliederung hergestellt; das
Dach iſt mit Schiefer gedeckt. Die Räume haben zum Teil
eichene Riemen-, zum Teil Pitchpine-Böden; der Erdgesſchoß-
korridor iſt mit Terrazzo belegt; sämtliche Wohn- und Bureau- |
räume sind tapezier. Das Gebäude hat eine bebaute Fläche |
von 237,5 qm und 2736 cbm Rauminhalt, von Untergeschoß- |
boden bis Hauptgesſimsoberkante gerechnet. Die Kosten werden
sich auf 61 200 Mk. belaufen, alſo pro chm 22,40 Mt.; bei
normaler Fundation hätten sie betragen 55000 Mt. oder pro
chm 20 Mk. Vorgesehen waren einſchließlich eines früher in |
Aussicht genommenen Thorwarthauſes, das nun mit dem
Verwaltungsgebäude verbunden ist, 85 770 Mk.
Der Zugang erfolgt von der Wolframsstraße aus durch
ein, unter Aufsicht des Portiers stehendes, eiſernes Eingangs-
thor; auf einer Freitreppe gelangt mau ins Treppenhaus. Die
Treppe iſt bis zum Erdgeſchoß massiv aus Granit, von hier
an bis zum Dachſtock von Eichenholz hergestellt
Im Äußeren iſt das Treppenhaus als Turm ausgebildet.
Links vom Eingang führen einige Stufen abwärts zum
Untergeſchoß, welches das Dienſtzimmer, 1 Schlafzimmer, und
1 Küche für den Portier, ferner Bügelzimmer, Waſchküche
und Brennmaterialräume enthält. Auf der Granittreppe ge-
langt man in die im Erdgeſchoß gelegenen Verwaltungsräume;
dieſelben liegen an einem Mittelkorridor, von dem aus ein direkter
Ausgang nach den Anſstaltsgebäuden führt. Im Vorbau ist
das Sitzungszimmer für die Armendeputation; an dasſelbe an-
ſchließend folgen gegen den Garten 4 Zimmer für die Ver- |
oberkante von 27 815 cbm.
waltung; an der Wolframsstraße liegl noch die Registratur.
dev Anlagr.
Im I. Stock befindet ſich die Wohnung des Verwalters
enthaltend 6 Zimmer, Küche und Speisekammer. Im Dachſtock
sind neben 3 gegipsten Kammern für Verwalter und Portier
| noch 2 Giebelzimmer eingerichtet; außerdem ist noch reichlicher
Dachraum als Waſchtrockenplatz vorhanden.
Verläßt man das Verwaltungsgebäude durch den hintern
Ausgang, so gelangt man an dem Gärtchen des Verwalters vor-
über nach dem ersſten Hauptgebäude der ganzen Anlage, dem
Vau für geſunde Hflegkinge.
Das Gebäude ist für 100 männliche und 100 weibliche
Pfleglinge beſtimmt; es ist 3stockig, mit vollſtändig ausgebautem
Untergeſchoß; auch der Keller nimmt die ganze Fläche des
Gebäudes ein.
Was die Materialien für das Äußere betrifft, so wurde
der Sockel (Untergeſchoß) aus abgeſtemmten Mauerſteinen her-
gestellt; die Sockeldeckſchichte und die Fenſtergestelle sind aus
| Werkstein; an den oberen Stockwerken auf der Vorderseite
kamen hellgelbe Verblender (Stuttgarter Fabrikat), auf den
Neben- und Rückseiten Fassadebacksteine mit Gliederung von
roten Backſteinen und Werksteinen zur Verwendung. Beim Haupt-
geſims wurden in ausgiebiger Weiſe Kunststeine aus geſtampftem
Portlandzementbeton verwendet. Das Dach ist mit glasierten
Falzziegeln eingedeckt. Im Innern sind u. A. die Böden in den
Korridoren aus Terrazzo, in den Bädern, Spülräumen und
Aborten aus Steinzeugplättchen, in den Zimmern aus eichenen
Riemen. Der Granit zu den auf eiſernen Trägern ruhenden
Treppenſtufen wurde wie bei den ſämtlichen anderen Gebäuden
von Hauzenberg bei Paſſau bezogen. Die Wände haben
| Brüstungen mit Ölfarbanstrich, im übrigen Leimfarbanſtrich; die
Decken zeigen einfachen weißen Kalkanſtrich.
Das Gebäude hat eine bebaute Fläche von 1276 qm;
einen kubiſchen Inhalt vom Kellerfußboden bis Hauptgesims-
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