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I. Wechselstromprojekt.
Ausbau 1 und 2a. Beilage Nr. IITa
A. Stromerzeugungsanlage.
Grunderwerb. Der Preis der Wasserkraft in Marbach, sowie des Grundstücks für die
Dampfcentrale in Berg wurde den Angaben des Herrn Stadtbaurat Kölle entsprechend
eingesetzt.
Bauarbeiten. Die im Kostenanschlag detailliert angegebenen und aus den Plänen
Nro. 12*, 13*, 14*, und Plan No. 16 (Tafel VII) ;genau ersichtlichen Bauarbeiten für die
Turbinen-Anlage in Marbach wurden von Herrn Stadtbaurat Kölle veranschlagt. Es wurde
angenommen, dass die vorhandenen Mühlen abgetragen, der Oberwasserkanal vergrössert
und der Unterwasserkanal teilweise benützt, teilweise neu angelegt wird und dass oberhalb
und unterhalb des Turbinenhauses das rechte Ufer durch eine Mauer geschützt werden soll,
während die vorhandene Kammerschleusse am linken Ufer ungeändert erhalten bleibt.
__ Rechts vom Turbinenhaus ist eine neue Fischleiter, links ein Eisdurchlass vorgesehen.
Beim untersten Wehr soll in den Werkkanal ein besonderer Eisrechen, in das Überfallwehr
selbst eine Hochwasserschleusse eingebaut werden. Das erzielte Nutzgefälle beträgt bei
Niederwasser 3,1 m, bei Mittelwasser 2,65 m.
Das in Plan Nr. 9 (Tafel III) und 10 (Tafel IV) dargestellte Gebäude für die Dampf-
centrale umfasst ausser den Räumen für Maschinen, Kessel und Kohlen einen solchen für
Speisewasserreinigung, sowie Mess-, Bureau und Werkstattlokalitäten.
Die innere und äussere Ausstattung der Dampfmaschinenstation ist einem städtischen
Gebäude entsprechend veranschlagt.
Zur Sicherheit gegen Hochwasser wurde der Boden des Maschinenhauses ebenso hoch
gelegt wie der des nahen Wasserwerks und sollen die Fundamentgruben und Kanäle wasser-
dicht gemauert werden.
Zur leichteren Montage und Demontage der Maschinen ist ebenso wie auch in der
Turbinenstation ein Laufkrahn vorgesehen. |
Das notwendige Speise- und Condensationswasser wird dem in nächster Nähe vorüber-
fliessenden Neckar entnommen und mittelst Cementröhren dem unmittelbar neben dem Ma-
schinenhaus angelegten Sammelbrunnen zugeführt. Das Abwasser wird auf gleiche Weise
in den Neckar zurückgeleitet.
Für einen Teil der Rohrleitungen, für die elektrischen Verbindungsschienen, sowie
zur Aschen- und Schlackenabfuhr sind gangbare unterirdische Kanäle vorgesehen.
Maschinenanlage. Die für die Wasserkraftanlage in Marbach vorgesehenen Turbinen
sollen 2 Kränze erhalten, welche die Möglichkeit geben, mittelst selbstthätiger Regulierung
trotz der sehr veränderlichen Wasserstände die für die elektrische Anlage erforderliche gleich-
mässige Tourenzahl beizubehalten.
Die drei Turbinen treiben‘ mitftelst Winkelrädern und einer horizontalen Hauptwelle
direkt die Wechselstrom-Maschine an, während die kleine Erreger-Dynamo mittelst Riemen
betrieben werden soll.
Für die Kesselanlage wurden im ersten Ausbau 4, im zweiten Ausbau 12 Röhren-
dampfkessel von je 255 qm Heizfläche angenommen. Bei Auswahl der Kessel gab ich den
Röhrendampfkesseln vor den Cornwallkesseln den Vorzug, da der zur Verfügung stehende
Raum die Aufstellung von Flammrohrkesseln nicht: gestattet und weil bei Wasserrohrkesseln
das Anheizen bedeutend weniger Zeit und weniger Brennmaterial erfordert, was für elek-
trische Betriebe trotz der etwas ungünstigeren Verdampfung von grosser Bedeutung ist.
Jeder Kessel vermag pro Quadratmeter Heizfläche und, Stunde 15 kg trockenen Dampf
von 10 Atmosphären Überdruck zu erzeugen, so dass 15300 bezw. 46000 kg. Dampf pro Stunde
geliefert werden können, welche für die bei event. Stillstand der Turbinenanlage während des
Maximalbetriebs erforderliche Leistung der Dampfcentrale von 1300 bezw. 4750 effektiven
Pferdestärken genügen.
Nach den Mitteilungen des Herrn Stadtbaurat Kölle ist eine Reinigung ‚des Speise-
wassers notwendig und habe ich eine hiezu.geeignete Einrichtung mit, allem Zubehör im
Kostenanschlag vorgesehen.
Die Hauptdampfleitung ist zur Erhöhung der Betriebssicherheit und zur Erleichterung
der Montage ringförmig angeordnet.
* Nicht vervielfältigt.