Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1882, Bd. 1, H. 1/12)

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an, der andere umgekehrt, eine leinene Hose und einen wollenen Ro>, die 
anderen waren, so weit ich entscheiden konnte, durchaus in wollenen Tricots, 
-- Nachmittags besah ich mir das Turnfest des Stuttgarter Männerturn- 
verein3. Beim Wettlauf waren zwei bald den übrigen voraus und hielten 
sich lange die Wage, der eine hatte ein Wollhemd an, der andere ein 
weißes Hemd. Sieger wurde schließlich der im Wollhemd. -- Weiter dürfte 
Sie noch folgendes interessiren. I< las -- schon vor längerer Zeit, wes- 
halb ich mich der Quelle nicht mehr erinnere, der Sache aber sehr wohl -- 
daß die Engländer früher bei ihrem Militär zweierlei Uniformixungen hatten, 
dunkelblau und roth. Da die Rothen Regimenter sich leistungs- 
fähiger erwiesen als die Blauen, so habe man die rothe Farbe allgemein 
eingeführt. Das stimmt zu Jhrem Farbstoffregime“. 
Schreibkrampf: Ueber diesen kann ich zwei neue Heilungsfälle durch 
Benüßung einer Wollunterlage unter der Hand quittiren. 
Incontinentia urinae bestimmte nach mündlicher Mittheilung einen 
jungen Lehrer zur Annahme des Wollregimes. Sofort nach dem Anlegen 
der Kleidung steigerte sich das Leiden sehr erheblich, um nach einigen Tagen 
völlig zu verschwinden. 
Correspondenz. 
Hrn. E. H. in Wallisellen. Ihre Frage wegen Gebrauch der neuen 
amerikanischen Celluloidkrägen (Hyatts) beantworte ich dahin, daß dieselben die 
gleichen schädlichen Eigenjc<haften wie die Pflanzenfaser haben, also zu gewöhn- 
lichem Tragen nicht taugen, dagegen kann man sie, wie Sie richtig sagen, gut 
auf Reisen mit sich führen, um sich für die kurze Zeit eines Besuches ein fashionableres 
Ansehen zu geben, denn die leichte Waschbarkeit ist entschieden auch ein hygienischer 
Vortheil, 
Hrn. Pfarrer C. F. in C. Ihre Frage, wie Sie es machen müssen, 
um unter der Ausdünstung von 40--50 falschbekleideten Gymnasiasten, deuen 
Sie täglich einige Stunden Unterricht geben müssen, nicht zu leiden, beantworte 
ich dahin : Oeffnen Sie so viel wie möglich die Fenster, was auch den Knaben 
wohlthun wird, parfümiren Sie Ihr -- hoffentlich wollenes = Taschentuch regel- 
mäßig mit Ozogen und legen es vor sich auf den Katheder. 
Frau L. K. in E. (Pfalz). Ihre Sorge wegen Balltoilette Ihrer Tochter 
ist überflüssig. Im vorletzten Winter waren hier meine zwei Töchter auf dem 
ersten Ball die einzigen, welche „wollene“ Ballkostüme (Cröme-Kaschmir mit dunkel- 
roth garnirt) trugen. Das gefällige Aussehen des Kostümes ward bald Stadt- 
gespräch und schon auf dem zweiten Ball waren sie nicht mehr die einzigen. Im 
verflossenen Winter endlich zählte ich auf einem hiesigen Ball unter etwa hundert 
tanzenden Damen über 30 wollene Kostüme! Wolle übertrifft alle andern Kleider- 
stosse an Weichheit und Eleganz des Faltenwurfs (Seide sieht aus wie Blech und 
auch Tüll, Flor u. s. f. machen häßliche e>ige Falten) und Farbenzartheit und 
was die Hauptsache: Wollene Tänzerinnen sind unermüdlich, erkälten sich nicht 
und haben andern Tag3 keinen -- Ballkatzenjammer. =- Das Kostüm kaun ge- 
schlossen oder ausgeschnitten, kurz oder langärmlig sein, wie Sie wollen. 7 
Abonnentin in Berlin. Was Sie von Jhrem 8iährigen Sohne be- 
richten , ist die reine Wollkrisis. Sie schreiben: „Mein Kind, das seit einigen 
„Jahren jeden Winter mit kaum 8--14tägigen Pausen fortgesezt an 'Husten und 
„Schnupfen leidet, stete, als es am 10. März in die Wolle kam, mitten in seinem 
„alten Uebel, aber fieberlo8; tags darauf stellte sich Fieber ein, das am nächsten 
„Tag recht heftig wurde, Nachmittags 4 Uhr kam es unter der Wollde>e in 
„Schweiß, das Fieber wich.“ =- Das ist regelrechte kritische Austreibung eines 
Krankheitöduftes (Fieberduft) und daß si<h das jebt mehrmals wiederholte mit
	        
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