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der zweite Hauptmangel ergab sich daraus, daß der Wirth, ent-
gegen meiner ausdrücklihen Forderung eine8 ganz einfachen Mittag-
essens, ein Diner servirte, das sich fast über 2 Stunden verzettelte,
und natürlich eben so lang die Leiber und die Geister bannte. Als
endlich dieser Bann gebrochen war, zeigte sich
der dritte Hauptmangel: der Mangel an Zeit. Um halb zwei
Uhr war man zusammengetroffen, um fünf Uhr mußte zum Aufbruch
geblasen werden. Endlich vollzog sich dieser sehr schwierig, weil den
Straßburger Freunden mit Rücksicht auf ihre Damen unbedingt ein
Theil des Weges durch Requisition zweier Wagen erleichtert werden
mußte.
Daß unter diesen erschwerenden Umständen die Zwecke der Zu-
'amwonkunft nicht völlig erreicht werden konnten, ijt klar. Unsere Sache
„1 eme vielseitige: 4) hat sie ihre persönliche Seite, man
wür «2? Freunde wieder zu sehen, neue kenney zu lernen; 2) ihre
ide “eite, man will sich im Verkehr mit Gleichgesinnten stärken für
den . ww „vaen Dummheit, Vorurthe l und Trägheit; 3) ihre wissen-
schaft uy-vraftiscye Seite; man will Erfahrungen hören, Ansichten aus-
tauschen, Aufklärungen gewinnen; 4) ihre geschäftliche Seite, die zwar
sehr prosaisch aber auch von größejter Wichtigkeit ist, denn die große
Ausbreitung, welche unsere Sache jekt schon gewonnen, wäre ganz un-
denkbar ohne die rastlose Thätigkeit der € “häftsleute.
Nun: alls diese Seiten kamen zum Lorschein, aber keiner konnte
volles Genüg> oeschehen, man hätte sity gern noch viel mehr gesagt.
35% mö. te nun den Totaleindruck j9 fassen und glaube, daß die
meiste 1 Avw“onden ihn nicht ganz unrichi > finden werden.
Dun sammenkunft birgt unleuc ar ein lebensfkräftiges und
beleben“ 3 ment in sich und es wird s19 nur darum handeln, unter
Berüi wma der bisherigen Erfahrungen durch bessere Organisation
und € zränkung der Sache mehr Form zu geben. Dann wird
sih av » . dem jetigen unerbittlichen engen Rahmen von Zeit und
Raum etwas Befriedigendes abwickeln lassen. Später kommt uns dann
die E-senbahn von Freudenstadt nach Wolfach zu Hilfe.
Dieser Eindruck war es denn auch wohl, daß man sich beim Ab-
schied gegenseitig ein „fröhliches Wiedersehen übers Jahr“ zurief.
| Zum Schluß noch eine vergleichende Bemerkung: Unsere Reform
steht in Straßburg auf „gesünderen Füßen“ als in Stuttgart. Die
Straßburger Herren kamen nämlich fast sämmtlich in der „engen Hose“,
in der stramme Pedale sta>en. Von den Schwaben vertrat diesen
„Standpunkt“ außer mir und meinem Sohn nur noch Dr. S.
Cin Wollgegner.
Sehr geehrter Herr Professor !
Die Fräge des Herrn H. M. in Nr. 8 des Monatsbl. S. 449
und 120: „Ob wohl der gelehrte Herr (Sanität3rath Dr. Nie-