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lederne Reithosen, wohl aber Normalhemd, Ro> und Hut. Das Bett
ist b18 auf die Matraße rein wollen (Kissen aus Flanellbarchet und
Flanellüberzug mit Flaumfüllung) und bekommt mir seit einem Jahre
ausgezeichnet, indem ich geistig und körperlich jeden Morgen mich er-
munterter und erfrischter fühle, als es früher der Fall war. Vorüber-
gehender Mangel an Wäsche und die Sucht des Experimentirens ließ
mich fürzlich einen seit Jahren im Kasten liegenden Papierkragen an-
ziehen, der mich während der vorletzten kalten Maiwoche nicht im
mindesten körperlich beeinflußt hat. Als ich aber an einem Nachmittag
bei körperlicher Arbeit heftig shwißte und dabei die. Vorsicht außer
Acht ließ, den Kragen abzulegen, erhielt ih plößlich Abends in einem
hohlen Zahn heftige Schmerzen, verbunden mit einer Anschwellung des
Backens. Die Sache wurde unerträglich, bis ich mich ins Bett legte,
den Kragen auszog und mich tüchtig in die wollenen De>ken wicelte.
Der Schmerz ließ sehr rasch nach, während die Geschwulst in demselben
Maße zunahm und ich schlief allmälig ein. Am andern Morgen war der
Backen noch sehr geschwollen, der Zahn bei Berührung empfindlich.
I<h gurgelte Creosotwasser, was mir eine sehr in die Augen fallende
Linderung brachte, legte Normalkleidung sammt Caschmirkragen an, rieb
den Backen mit Campher - Terpentin - Spiritus ein, und am selben
Vormittag war am Backen nichts mehr zu sehen, nach 24 Stunden
war das Gefühl einer stattgehabten Geschwulst verschwunden. Waren
es wohl specifische Giftstoffe des Kragens oder nur. angesammelte
Duftstoffe desselben, welche da gewirkt haben? (Letzteres! Jäger.)
Schwikßen, Duftstoffentwilung, Einathmung, Afficirung eines
schwachen Körpertheiles (des hohlen Zahnes), rasche Beseitigung des
Duftstoffes im Wollbett und in der Wollkleidung, alles, glaube ich,
liegt hier klar vor Augen. Von Erkältung war keine Rede.
Erlauben Sie, verehrter Herr, noh die Mittheilung, daß ich diesen
Winter auch bei der langen Luftdruckssteigerung nur geringe catarrha-
lische Affektionen erdulden mußte. Zu einer Zeit, als unsere An-
stalt8zöglinge der Reihe nach von den überall stationären Halsübeln
dur<seucht wurden und ich selbst im Hals etwas empfindlich wurde,
bekamen mir Gurgelungen und Hinaufschnupfen in die Nasenhöhlen
von Creosotwasser (3 Tropfen auf '/, Liter Wasser) sehr gut. I<
habe das Wasser sogar öfters geschluckt, ohne Schaden. Die Sache
wurde mir zar Gewohnheit, und ich verbinde damit jetzt stets Morgens die
Zähne- und Mundreinigung, ziehe von dem Creosotwasser so viel in die
Nase hinauf, daß ein Theil in die Mundhöhle gelangt, worauf ich
mich jedesmal unendlich behaglich fühle, und noh nie hatte ich ein solches
Gefühl von absoluter Reinheit und Athemlust. Die Schleimabsonderung
in der Nase bleibt sich stet8 gleihmäßig normal. Da Creosot sich sehr
rasch verflüchtigt, ist jeder Carbolgeruch bald verschwunden, und eben
vermöge ihrer raschen Verflüchtigung gelangen die Gase in alle Winkel
u: Labyrinthe der Nasenhöhle, und es findet eine gründlihe Des-
nfection dieser Catarrhhöhlen statt. Da auch der Wollene bekanntlich