Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1882, Bd. 1, H. 1/12)

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2. Jh nehme die mir im Obigen ertheilte Zurechtweisung um 
jo mehr an, als mir auch von anderen auf dem Lande wohnenden 
Wollenen mitgetheilt worden ist, daß sie diesen Winter von allem frei 
geblieben sind und weil mir über unsere speziellen Stuttgarter Sanitäts- 
verhältnisse das im folgenden Artikel niedergelegte Licht aufgegangen ist. 
3. Daß die Gegner jeden Huster eines Wollenen benüßen, um 
der Sache eins anzuhängen und daß die, welche nur oberflächlich sich 
die Sache angesehen, durch solche Fälle stußig gemacht werden können, 
darf uns nicht abhalten, im Blatte Alles niederzulegen, was unser 
Wissen und Können auf dem betretenen Boden vermehrt. E3 mag 
jein, daß dadurh mancher Schwache zunächst verhindert wird, sich 
unserer Sache anzuschließen, allein das halte ich eher für ein Glück, 
denn diese Schwachen geben nachher die sogenannten „Halben“, die 
meinen, wenn sie nur so das Wesentlichste annehmen, dann seien sie 
fertig. Diese schaden der Sache, denn wenn sie dann ihrer Halbheit 
wegen einmal durch Krankheit gestraft werden, dann suchen sie die 
Schuld nicht bei sich, sondern in der Sache; die lassen besser die Hand 
davon. Gerade weil wir so viele Gegner haben, brauchen wir keine 
„Halben“, sondern „Ganze“, die alles nachmachen und dann auch 
Alles bestätigen und Neues finden können. Legen Sie nur herzhaft 
die Zeitung wieder auf, unsere Sache hat die Kritik nicht zu scheuen. 
Die Stuttgarter Luft. 
Zm Anhang an den vorstehenden Artikel möchte ich folgendes 
hier ausführen. 
Stuttgart hatte diesen Winter einen ungewöhnlich hohen Kranken- 
stand , inbesondere an Krankheiten der Athmungswege (Katarrhe, 
Krampyfhusten Diphtheritis, NRippenfellentzündungen 2c.). I< habe in 
Nr. 3 die * '7omeinen Witterungsverhältnisse (die ruhige Luft) dafür 
verantwortln, Jemacht, es kommt aber hier noh erstens ein lokaler, 
zweitens ein allgemeiner Umstand in Betracht. 
Da3 Stuttgarter Thal streicht von Ost nach West, hat also eine 
Sommerhalde und eine Winterhalde. Scheint in sol<h ein Thal die 
Sonne, so wird die Luft über der Sommerhalde erwärmt und steigt 
in die Höhe. In Folge dessen fließt die kalte Luft an der Winter- 
halde herunter und verbreitet- sich quer über das Thal weg. Auf der 
Stuttgarter Winterhalde ist nun eine große Sammelgrube für Latrine 
angeleot, die unter diesen Verhältnissen nothwendig ihre Düfte in an- 
haltendem Strom ins Thal herunterversendet, wenn bei allgemeiner 
Windstille und Sonnenschein, wie es diesen Winter wochenlang war, 
dieser lokale Luftzug ungestört sich entwieeln kann. Diesen queren 
Thalluftzug konnte man auch sehr schön Morgens auf der Höhe oben 
daran sehen, daß der Stadtnebel sich an der Sommerhalde viel höher 
hinaufzog als an der Winterhalde, die meist fast ganz nebelfrei war, 
weil hier die nebellose Luft von den Fildern hinabfloß.
	        

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