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nachdem ich mein Regime vollständig durchgeführt habe. Die Sache
hat sich nun troßdem wieder eingestellt und zwar zur gleichen Zeit,
ohne nac<hweisbare Veranlassung, so daß ich sie jeht als
einen Rest jener anererbten DiSsposition zu cyklish sich
wiederholender Mandelentzündung ansehe. Die Sache ist
diesen Winter so mild, wie noch nie, hat mich 3. B. nicht verhindert, im
Februar in Dresden von etwa 2 Uhr Mittags bis 4 Uhr Morgens
mit Unterbrechung einer einzigen Stunde, also 43 Stunden lang zu
sprechen, und andern Tags mit ungeschwächter Stimmkraft das gleiche
von 9 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends zu thun, und im Eisenbahn-
wagen Morgens um 2 Uhr die Diskussion wieder aufzunehmen bis 7 Uhr.
Vorige Woche war ich 1) wegen eines Vortrags in Zürich am
Montag im Gespräch von 5 Uhr abends bis 1*/, Uhr früh, 2) am
Donnerstag wegen eines Vortrags in Leipzig im Gespräch von 8 Uhr
früh bis 3'/, Uhr früh mit Unterbrechung von nur 2!/, Stunden, 3) am
;ireitag wegen eines Vortrags in Zittau im Gespräche wieder von
8 Uhr früh bis 3 Uhr früh ohne Unterbrechung. Meine Stimme war
in dieser Zeit stets belegt und theilweise wirklich heiser, allein überdauerte
ohne Schaden diese ungewöhnliche Anstrengung, zu der noch kam, daß ich in
den 6 Tagen (von Montag bis Samstag) zusammen nur 25 Stunden schlief.
Bei meinen 2 Kindern begann die Sache gleichfalls mit der Pu-
bertät, äußerte sich bei dem einen in Form von Mandel- und Rachen-
affektion, die fieberhaft einseßten, um nach kurzem in fieberlose hronische
Heiserkeit überzugehen; bei dem andern verläuft die Sache von Anfang
an, so wie bei mir jetzt, fieberlos. Das Seitenstück dazu bildet, daß
ein drittes meiner Kinder, das ebenfalls schon längst erwachsen ist, diese
Erscheinungen in der Jugend gehabt und seit einigen Jahren verloren
hat, denn durch das letßtere ist erwiesen, daß es sich bei uns drei andern
nicht um einen Fehler in der richtigen Lebensweise handelt, also auch
nicht um etwas, was durch ein bestimmtes Regime verhindert und ge-
heilt werden kann. Das liegt zu tief in der Natur.
Kleinere Mittheilungen.
»Randglossen eines rekakiv Gezunden** betitelt sich ein mir zur
Aeußerung eingesandter Artikel im „Sammlexr“ (Belletristische Beilage
zur Augsburger Abendzeitung), der die Gesundheitsregeln des bekannten
Naturarztes Ri>li in Veldes am See gleichen Namens in Krain meinem
Wollregime entgegenstellt, als bestehe ein himmelweiter Unterschied zwischen
beiden. Es beweißt dies nur, wie oberflächlich sol<e Reporter urtheilen.
Rikli's Vorbild ist der halbna>t gehende und fast immer im Freien
lebende Zigeuner, mit dessen Gesundheit allerdings sich der in 3--4 facher
Kleiderschale stekende Stubenho>er nicht messen kann. Ri>li urtheilt nun
ganz richtig, daß unsere Bekleidung und unser Stubenho>en die Ursachen
des Siechthums seien, geht deßhalb mit seinen Anhängern halbnackt und
womöglich immer im Freien, nimmt Sonnen- und Luftbäder 2c.
Hd) stimme nun in sofern mit ihm vollkommen überein, als ich
Schlafen bei offenem Fenster und möglichste Ventilation der Wohnräume