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auf der einen Seite vorschreibe und auf der andern Seite gleichfalls eine
Aenderung unserer Bekleidung verlange. Was uns unterscheidet, ist
nur folgendes: Rickli hält das Bekleidetsein an und für fich schon
für eine Schädlichkeit, während ich im Hinbli> auf das stets bekleidete
warmblütige Thier nur eine Reform der Bekleidung in puncto Stoff-
wahl, Porosität und Schichtvertheilung verlange. Jm Resultat unterscheiden
wir uns so: Jh erreiche Abhärtung unter Belassung des Menschen
in seinen Wohn- und Arbeitsräumen und inmitten der an das
Dekorum völliger Bekleidung gewöhnten übrigen Menschheit. Ri>li ver-
urtheilt seine Anhänger zum Schi>sal eines Zigeuner5, der weder
seinem Beruf nachgehen, noch unter anständigen Menschen sich sehen lassen
kann; und seine Erfolge sind troßdem halbe im Vergleich zu dem ganz
na>t gehenden Australneger, denn er bede>t die Hälfte seines Leib5
mit der giftigen Baumwolle. Wie ich in meiner Entgegnung an
Herrn We 5ler sagte, giebt es nur zweierlei Normalkleidungen, 1) die
afrikanische, d. h. ganz nat, 2) die für gemäßigtes und kaltes Klima
passende: vollständig in porösem festanliegendem dur<sichtigem Thier-
wollgewand. Daß man bei letzterem auch ganz gut halb na>t gehen kann,
ohne die furchtbare Trainirungsarbeit der Ricklianer, und ohne- sich zu
schaden, wollte ich jeden Tag beweisen.
Kampher und FOzogen. Antwort an Herrn C. B. in Berlin. Die
Behauptung eines Jägervereinsmitgliedes, daß Kampher degenerirend wirke,
ist nicht ganz ohne, aber bezieht sich nur auf den Mißbrauch und das
Zuviel und gilt ebenso von Ozogen. Die Sache ist einfach so: Angststoff
und Luststoff , Selbstgift und Selbstarzenei sind beides Duftstoffe, und
Kampher wie Ozogen sind beides Duftmörder, mit denen man somit
sowohl die Krankheit, als die Gesundheit zerstören kann. Die Sache liegt
nun meinen Prüfungen zufolge so: Die Unlust-- und Krankheitsstoffe unter-
liegen der Zerstörung durch Kampher und Ozogen leichter als die Lust-
und Gesundheitsstoffe, und wenn man Kampher und Ozogen innerhalb des
richtigen Maaßes anwendet, so zerstört man nur Unlust und Krankheit,
und es bleibt Gesundheit im Rest. Sobald sie aber zu konzentrirt
oder zu lange fort angewendet werden, so wird auch der Gesundheitsstoff,
die Lebenskraft, zerstört, und dies äußert sich in Abnahme aller Triebe,
auch ganz auffällig des Thätigkeitstriebs. Der Vortheil des Ozogens gegen-
über dem Kampher ist hauptsächlich der, daß sich mit dem ersteren leichter
Maaß halten läßt als mit dem letzteren. Wenn man Kamppherstüke offen
im Zimmer herum legt oder in der Tasche trägt, oder im Kleiderkasten
offen liegen läßt, so ist fast stets ein Zuviel vorhanden, ebenso wenn
man reines Ozogen im Zimmer verstäubt. Erst mit der Platinlampe und
Ozogen läßt sich eine genaue Regulation geben, und ich stelle für diese
ARG Regel auf:
1 Tuviel Ozogen ist in der Lampe, wenn man da3 Ozogen im
Zimmer stark riecht und Mattigkeitsgefühle und Kopfdru> bekommt.
Zu wenig ist darin, wenn das Krankheitsgefühl (Sodbrennen,
Kopfschmerz, Fieber, Bauchweh 2c.) nicht verschwindet.
Geruchsahnung. Von einer Dame erhalte ich folgende Zuschrift :
Hochgeshäßter Herr! Daß ich durch eifrige Lektüre Jhrer .„Cntde>ung
der Seele“ eine entschiedene Verehrerin Jhrer Lehre bin, wird Sie wenig
überraschen. Etwas Andere5 ist das Motiv dieses Briefes, ich möchte es