Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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auf der einen Seite vorschreibe und auf der andern Seite gleichfalls eine 
Aenderung unserer Bekleidung verlange. Was uns unterscheidet, ist 
nur folgendes: Rickli hält das Bekleidetsein an und für fich schon 
für eine Schädlichkeit, während ich im Hinbli> auf das stets bekleidete 
warmblütige Thier nur eine Reform der Bekleidung in puncto Stoff- 
wahl, Porosität und Schichtvertheilung verlange. Jm Resultat unterscheiden 
wir uns so: Jh erreiche Abhärtung unter Belassung des Menschen 
in seinen Wohn- und Arbeitsräumen und inmitten der an das 
Dekorum völliger Bekleidung gewöhnten übrigen Menschheit. Ri>li ver- 
urtheilt seine Anhänger zum Schi>sal eines Zigeuner5, der weder 
seinem Beruf nachgehen, noch unter anständigen Menschen sich sehen lassen 
kann; und seine Erfolge sind troßdem halbe im Vergleich zu dem ganz 
na>t gehenden Australneger, denn er bede>t die Hälfte seines Leib5 
mit der giftigen Baumwolle. Wie ich in meiner Entgegnung an 
Herrn We 5ler sagte, giebt es nur zweierlei Normalkleidungen, 1) die 
afrikanische, d. h. ganz nat, 2) die für gemäßigtes und kaltes Klima 
passende: vollständig in porösem festanliegendem dur<sichtigem Thier- 
wollgewand. Daß man bei letzterem auch ganz gut halb na>t gehen kann, 
ohne die furchtbare Trainirungsarbeit der Ricklianer, und ohne- sich zu 
schaden, wollte ich jeden Tag beweisen. 
Kampher und FOzogen. Antwort an Herrn C. B. in Berlin. Die 
Behauptung eines Jägervereinsmitgliedes, daß Kampher degenerirend wirke, 
ist nicht ganz ohne, aber bezieht sich nur auf den Mißbrauch und das 
Zuviel und gilt ebenso von Ozogen. Die Sache ist einfach so: Angststoff 
und Luststoff , Selbstgift und Selbstarzenei sind beides Duftstoffe, und 
Kampher wie Ozogen sind beides Duftmörder, mit denen man somit 
sowohl die Krankheit, als die Gesundheit zerstören kann. Die Sache liegt 
nun meinen Prüfungen zufolge so: Die Unlust-- und Krankheitsstoffe unter- 
liegen der Zerstörung durch Kampher und Ozogen leichter als die Lust- 
und Gesundheitsstoffe, und wenn man Kampher und Ozogen innerhalb des 
richtigen Maaßes anwendet, so zerstört man nur Unlust und Krankheit, 
und es bleibt Gesundheit im Rest. Sobald sie aber zu konzentrirt 
oder zu lange fort angewendet werden, so wird auch der Gesundheitsstoff, 
die Lebenskraft, zerstört, und dies äußert sich in Abnahme aller Triebe, 
auch ganz auffällig des Thätigkeitstriebs. Der Vortheil des Ozogens gegen- 
über dem Kampher ist hauptsächlich der, daß sich mit dem ersteren leichter 
Maaß halten läßt als mit dem letzteren. Wenn man Kamppherstüke offen 
im Zimmer herum legt oder in der Tasche trägt, oder im Kleiderkasten 
offen liegen läßt, so ist fast stets ein Zuviel vorhanden, ebenso wenn 
man reines Ozogen im Zimmer verstäubt. Erst mit der Platinlampe und 
Ozogen läßt sich eine genaue Regulation geben, und ich stelle für diese 
ARG Regel auf: 
1 Tuviel Ozogen ist in der Lampe, wenn man da3 Ozogen im 
Zimmer stark riecht und Mattigkeitsgefühle und Kopfdru> bekommt. 
Zu wenig ist darin, wenn das Krankheitsgefühl (Sodbrennen, 
Kopfschmerz, Fieber, Bauchweh 2c.) nicht verschwindet. 
Geruchsahnung. Von einer Dame erhalte ich folgende Zuschrift : 
Hochgeshäßter Herr! Daß ich durch eifrige Lektüre Jhrer .„Cntde>ung 
der Seele“ eine entschiedene Verehrerin Jhrer Lehre bin, wird Sie wenig 
überraschen. Etwas Andere5 ist das Motiv dieses Briefes, ich möchte es
	        

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