Prof. hr. G. Jügers Monatsblatt.
Organ
für Gesundheitspflege und Lebenslehre.
Jährlich erscheinen 12 Nummern zum Jahre3preis von vier Mark. Die einzelne Nummer kostet
40 Pfennig. =- Inserate: die durchlaufende Petitzeile oder deren Raum 20 Pfennig. =- Man
abonnirt bei W. Kohlhammers Berlag Stuttgart oder bei der nächsten Post resp. Buchhandlung.
Stuttgart.
adm
„wk 1.
November 1882.
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Inhalt:
Zum Farbstoffregime. -- Krankheit5- und Heilungsbericht.
-- Niemeyer zum letztenmal. -- Jäger- Verein, -- Kleinere Mit-
theilungen: Jrrsinnsduft. Wollene Kinder. Die Zimmerluft. Ein trauriger
aber lehrreicher Fall. Aus dem gegnerischen Lager. =- Fragekasten. -- Avis
an die konzessionirten Schneidergeschäfte. -- Zur Nachricht. =
Anzeigen.
Zum Jarbstoffregime.
Man kann dieses nicht verstehen, ohne sich stets zu vergegen-
wärtigen, daß jeder Mensch eine eigenartige Natur besißt, was zur
Folge hat, daß ein und derselbe Stoff durchaus nicht auf alle Men-
jchen gleich wirkt.
Auf dem Gebiet der Speisenwahl ist das eine jedermann 'be-
kannte Thatsache, selbst bei solchen Speisen, von denen man glauben
jollte, daß sie alle Menschen gerne genießen und gut ertragen / wie
z. R. die Milch. Wie viele völlig gesunde Menschen können keine
Milch ertragen! ich glaube, daß es kaum eine stärkere Familie gibt, in
welcher nicht wenigstens ein Milhfeind ist, der nicht blos keine Milch
mag, sondern beim Genuß Leibschmerzen, Abweichen u. s. f. bekömmt.
Ja nicht genug: viele Menschen, die sehr gern Kuhmilch genießen,
haben vor Ziegenmilch oder Esel 8milch einen unüberwindlichen Eckel.
Bei manchen Speisen bewegt sich dies Verhalten in völligen Ex-
tremen 5. h. so, daß sie von der einen Gruppe von Menschen leiden-
schaftlich gern gegessen, von der andern ebenso leidenschaftlich. verab-
scheut w<rden; ich erinnere an Hammelfleisch, Zwiebel, Knoblauch, Back-
steinkäse, Krebse, Erdbeeren u. s. f. Z. B. gerade von den zwei leß-
teren .„Le&erbissen “ gilt, daß manche Menschen bei deren Genuß Haut-
ausschläge , Halsentzündungen und Aehnliches bekommen. Z. B. ich
selbst gehöre zu denen, die vom Genuß von Erdbeeren eine Halsent-
zündung befommen, und diese „Jdiosynkrasie“ begann bei mir erst mit
deit Eintritt der Vubertät, also mit einer sogenannten „Naturverän-
erung“.