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Aus Beri<hken Woslsener.
1) Vielleicht interessirt es Sie, Herr Professor, über einen Sieg
der Wolle zu hören, und ich bin so frei Ihnen denselben mitzutheilen.
I< habe einen Schwager, der seit 13 Jahren krank ist, ales Mög-
liche versuchte, sehr viele Kuren dur<gemacht, leider mit wenig Er-
folg. Voriges Jahr verließ ich mit ihm Veldes, überzeugt, daß er
nicht mehr lange leben werde, denn sein Leiden steigerte sich dort sehr,
Rikli gab mir nicht viel Hoffnung zu seinem Aufkommen, denn die
Säfte seien schon entartet. Der Arme begann zu Hause in Buda-
pest sich selbst naß Schroth - und Tro>enmethode zu kuriren, fühlte
sich besser, aber ein Wohlsein ist nicht eingetreten, obwohl seine Fuß-
wunden, die er. schon 6 Jahre hat, sich zu schließen begannen. Im
Februar las er in einer Zeitung einen Jhrer Artikel und begann sich
in Wolle zu kleiden; der Mens< ist umgewandelt, er beginnt zu
hoffen, daß er noh sein Leben fristen könne, der Lebensmuth ist erwacht,
er fühlt sich wohler und leichter, schreibt mit Begeisterung von den Fort-
schritten, die er macht und die das Zusammenwirken zweier im Prinzip
ähnlichen Methoden hervorruft, so daß ich auch entschlossen bin, diesen
Sommer Lindewiese zu besuchen, troßdem ich die Wolle anlege; bis
zu meiner Kur in Lindewiese werde ich zwei Monate Zeit haben, in
welcher ich die Wirkung der Wolle doch einigermaßen werde beur-
theilen können. I< habe nicht den Muth, den Sommer verstreichen
zu lassen ohne eine Kur, ich könnte es im Winter bereuen, denn
mein Leiden ist nicht ganz ohne Gefahr.
Noch etwas. I< wohnte früher auf dem Lande in Ungarn,
wo ich nicht nur Gelegenheit hatte, die ungarischen Hirten auch im
Sommer in ihren mit der Wolle auswärts gekehrten Schafpelzen zu sehen,
aber mich oft über die Herren wunderte, welche in der ärgsten Son-
nenhiße ihre Filzhüte trugen, indem sie behaupteten, dieselbe in Filz
leichter zu ertragen als in Stroh.
Mich bestens empfehlend unterzeihne mit Hochachtung
2) Sehr geehrter Herr Professor ! In Ihrem Organ für Gesund-
heit3pflege und Lebenslehre Nr. 7 bringen Sie einen kürzeren Auf-
saß über: „Hundegeheul beim Tode eines Mensc<en.“ Dar-
auf hin möchte ich mir erlauben, Ihnen kund zu thun, daß Selbiges
schon bei drei Todesfällen in meiner Familie sich aufs Genaueste so
verhielt.
Auf den jüngsten Fall kann ich mich aber ganz besonders gut
erinnern. Eine Schwester im 21. Lebensjahre, die viel von Husten
geplagt war und namentlich dadurch viel Schlaf entbehren mußte,
ward vom HauSarzte Abends 9 Uhr zum ersten Male mit Morphium
gesprißt , um eine ruhige Nacht genießen zu dürfen. Eine ältere
Schwester und ich „hatten die Na<htwac<he übernommen. Der Arzt