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Mattigkeit, als wäre ich von einer schweren Krankheit kaum genejen. =-
Auch mein Mann fühlte sich nicht wohl und nach 6 Wochen sind wir wieder
zur Leinwand zurückgekehrt. Durch Jhr Monatsblatt wurden wir darauf auf-
merksam, daß unser damaliges Unbehagen in den täglichen Waschungen
lag. Mein Mann hat nun im März neuerdings den Versuch mit der Wolle
gemacht, ich habe im Juni die Wolle wieder angezogen. Jebt empfinden
wir die angenehmen Wirkungen derselben. Gesund waren wir früher,
wollten aber zum Wollregime übergehen, weil wir auf dem Lande in einer
sehr feuchten waldigen Gegend wohnen und besonders unsere Leinenbetten
immer ganz naß waren, da wir Tag und Nacht die Fenster offen haben.*)
Seit wir Wollene sind, genirt uns die Feuchtigkeit nicht mehr. Am
16. Abend38 vor dem Schlafengehen wechselte ich meine Normalhemdhose
(ponceau), die ich 14 Tage getragen hatte, und zog eine graue Hemdhose
an. Nach einer Stunde erwachte ich, fühlte eine ungewöhnliche Hitze im
Kopfe, alle Zähne schmerzten mich, die Augen thränten, ich hatte einen
bittern Mund, konnte nicht mehr einschlafen, bekam heftiges Fieber -- mein
Pul3 hatte um 20 Schläge zu viel, einen furchtbaren Magenschmerz =-
mein Magen war heiß, als ob eine Flamme drinnen brenne, in allen
Gliedern hatte ich einen krampfartigen Schmerz -- kurz mein Zustand war
ein furchtbar schmerzhafter und ich glaubte, ich hätte unvorsichtiger Weise
Gift bekommen. Dieser Zustand dauerte no< am 17. und die ganze Nacht
bis am 18. BPlatinlampe hatte auch keine Wirkung. Am 18. früh kam
mir nun der“ Gedanke, ob nicht vielleicht die Hemdhose die Ursache meiner
Krankheit sei: es war die, welche ich voriges Jahr beim ersten Versuch mit
der Wolle getragen und wobei ich mich ganz besonders unwohl gefühlt
hatte. =- Kaum hatte ich das Hemd ausgezogen, war ich wie neu geboren.
Die Schmerzen und das Fieber hörten auf, nur war ich noch müde und
schwach ; heute jedoch bin ich wieder frisch und gesund wie immer.
I< erlaube mir Jhnen die bewußte Hemdhose zu überschiken und
bitte Sie, geehrter Herr Professor, zu untersuchen, ob sie die Ursache war.
Ich schie auch ein paar Strümpfe mit; ich hatte diese Strümpfe einem
Fräulein geliehen, die jezt auch seit 8 Tagen Wollene ist. Das Fräulein
ist sehr magenleidend und wir haben ihr daher die Wolle empfohlen. Sie
trug diese Strümpfe einige Tage, ich habe jie dann gewaschen und gleich-
zeitig mit der Hemdhose angezogen.
Da ich seit Jahren immer gesund bin, ja nie im geringsten auch nur
unwohl war, befremdet mich dieser Zustand auf das Höchste. . I< bitte
Sie, hochgeehrter Herr Professor, um Jhre gütige Aufklärung.“
Die Untersuchung ergab, daß die Strümpfe und Hemdhose ledig-
lih mit Blauholz gefärbt waren. Die Prüfung mit dem Nervenmesser
zeigte bei der Hemdhose 34 */, , bei den Strümpfen 34,4 */, Verlang-
samung der Nervenzeit!
2) Die erste mir das Licht aufsteckende Beobachtung an mir selbst
ist folgende:
Früher trug ich mich Werktags immer braun und nur Sonntags
schwarz. Als vorigen Winter meine Mutter starb, benüßte ich meinen
schon etwas abgetragenen schwarzen Sonntag3anzug aus Tricot als
*) Dem offenen Fenster verdanken Sie Ihre biSherige Gesundheit.
Jäger: