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wie Pfefsermünz- und Anisöl =- und wird als äußerst schlechtschme>ender und
zu Heilzwe>en gänzlich ungeeigneter Liqueur bezeichnet, dessen Verkaufspreis die
Herstellungskosten fast um das Vierfache übersteigt.“
Zunächst bemerke ich, daß mir obige Notiz von einem Freunde, dessen
Namen bei mir zu erfahren ist, mit der Bemerkung gesendet wurde, daß das
sehr unrecht sei, denn er habe diesen. Liqueur an sich als ein vorzügliches
Magenmittel erprobt. Prinzipiell bemerke ich Folgendes: Wenn dieser
Liqueur aromatisirt ist, so ist das ein Verdienst von ihm, denn „Aroma
ist Arznei“, verwerflich wäre der Liqueur, wenn er Fusel enthielte, denn
Fusel ist Gift, aber nicht Aroma. Der zweite prinzipielle Irrthum in diesem
Gutachten ist „äußerst schlechtsc<hme>end“. Jedes Thier belehrt den, der
es sehen will, daß es im kranken Zustand Stoffe aufsucht und als
Arznei frißt, die es im gesunden Zustand, weil jeht schlecht riechend und
schmedend, nicht frißt also z. B. der kranke Hund Gras, das Vieh Gift-
pflanzen. Charakteristisch ist also für eine Arznei, daß sie einem Ge-
junden schlecht s<me>t. Der genannte Liqueur hat also alle Eigen-
schaften einer Arznei, und zum Ueberfluß steht in jeder "Pharmakopöe, daß
Aloe, Süßholz-Extract, Pfeffermünz und Ani5 Arzneimittel sind.
Das Einfetten der Hauf. In dieser Frage hat mir meine frühere
Schulweisheit die Lehre „Fett ist Fett“ eimen Streich gespielt, indem ich zum
Einfetten der Haut nach dem Bade Olivenöl empfahl, während ich bei
meinen ersten no< vor die Wollzeit fallenden Einfettungsversuchen bei
Gesunden und Kranken Speckschwarte oder Butter verwendete. Von anderer
Seite darauf aufmerksam gemacht, habe ich mich nun durch Versuche am
eigenen Leib überzeugt, daß Olivenöl nicht das Richtige ist, es drängt das
Blut zu sehr zurück und erzeugt eine nicht angenehme Kühle, Spekschwarte
ist besjer, und noch bessere Resultate erhielten ich und einige meiner Familien-
mitglieder mit einem aus Thierfett und aromatischen und adstringirenden
Kräuter-Extrakten hergestellten Hautmittel, welches die in meinen Schriften
schon öfter genannte Frau Reglin bei ihren aromatischen Kuren verwendet ;
ich habe deßhalb die Geschwister Reglin veranlaßt, dieses Mittel in einer
für unsere Zwecke geeigneteren Verpa>ung und Adjustirung als „aromatisches
Badeöl“ im Blatte zu offeriren ; man kann dasselbe entweder mit der Hand oder
mit einem wollenen Lappen einreiben, ih mache aber darauf aufmerksam,
daß dieses Badeöl auch auf Ausscheidung von Krankheitsstoffen durch die
Haut hinwirkt und deßhalb bei Kränken kritische Erscheinungen hervorrufen
kann; ich sage das nicht, weil das ein Nachtheil, sondern im Gegentheil
gut ist, man muß es nur wissen, um die Erscheinungen nicht falsch zu
deuten. Jm Uebrigen wiederhole ich jeht für die Badesaison:
Der Wollene kann baden so oft es ihm beliebt und mit viel geringerer
Gefahr als der falsch Bekleidete, der von Krampfanfällen, Schlaganfällen
und dergleichen bedroht ist, nur muß er entweder nach dem Bad sich ein-
fetten oder mit triefend nassem Körper in die Kleidung schlüpfen, damit
diese leicht befeuchtet wird, bei sehr tro>enem Wetter empfiehlt sich das
Eintauchen der obern Hälfte des Hemdes.
Aeber die Laypländer, die sich bekanntlich nur in naturlederne
Felle kleiden, also „Normalbekleidete“ sind, schreibt das „Kir<liche Wochen-
blatt“ Nro. 21 des laufenden Jahrgangs :
Wie machen es die Mütter in Lappland, daß sie dem Sonntags3-
gottesdienst beiwohnen können, ohne daß ihre lieben kleinen Säuglinge den