Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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wie Pfefsermünz- und Anisöl =- und wird als äußerst schlechtschme>ender und 
zu Heilzwe>en gänzlich ungeeigneter Liqueur bezeichnet, dessen Verkaufspreis die 
Herstellungskosten fast um das Vierfache übersteigt.“ 
Zunächst bemerke ich, daß mir obige Notiz von einem Freunde, dessen 
Namen bei mir zu erfahren ist, mit der Bemerkung gesendet wurde, daß das 
sehr unrecht sei, denn er habe diesen. Liqueur an sich als ein vorzügliches 
Magenmittel erprobt. Prinzipiell bemerke ich Folgendes: Wenn dieser 
Liqueur aromatisirt ist, so ist das ein Verdienst von ihm, denn „Aroma 
ist Arznei“, verwerflich wäre der Liqueur, wenn er Fusel enthielte, denn 
Fusel ist Gift, aber nicht Aroma. Der zweite prinzipielle Irrthum in diesem 
Gutachten ist „äußerst schlechtsc<hme>end“. Jedes Thier belehrt den, der 
es sehen will, daß es im kranken Zustand Stoffe aufsucht und als 
Arznei frißt, die es im gesunden Zustand, weil jeht schlecht riechend und 
schmedend, nicht frißt also z. B. der kranke Hund Gras, das Vieh Gift- 
pflanzen. Charakteristisch ist also für eine Arznei, daß sie einem Ge- 
junden schlecht s<me>t. Der genannte Liqueur hat also alle Eigen- 
schaften einer Arznei, und zum Ueberfluß steht in jeder "Pharmakopöe, daß 
Aloe, Süßholz-Extract, Pfeffermünz und Ani5 Arzneimittel sind. 
Das Einfetten der Hauf. In dieser Frage hat mir meine frühere 
Schulweisheit die Lehre „Fett ist Fett“ eimen Streich gespielt, indem ich zum 
Einfetten der Haut nach dem Bade Olivenöl empfahl, während ich bei 
meinen ersten no< vor die Wollzeit fallenden Einfettungsversuchen bei 
Gesunden und Kranken Speckschwarte oder Butter verwendete. Von anderer 
Seite darauf aufmerksam gemacht, habe ich mich nun durch Versuche am 
eigenen Leib überzeugt, daß Olivenöl nicht das Richtige ist, es drängt das 
Blut zu sehr zurück und erzeugt eine nicht angenehme Kühle, Spekschwarte 
ist besjer, und noch bessere Resultate erhielten ich und einige meiner Familien- 
mitglieder mit einem aus Thierfett und aromatischen und adstringirenden 
Kräuter-Extrakten hergestellten Hautmittel, welches die in meinen Schriften 
schon öfter genannte Frau Reglin bei ihren aromatischen Kuren verwendet ; 
ich habe deßhalb die Geschwister Reglin veranlaßt, dieses Mittel in einer 
für unsere Zwecke geeigneteren Verpa>ung und Adjustirung als „aromatisches 
Badeöl“ im Blatte zu offeriren ; man kann dasselbe entweder mit der Hand oder 
mit einem wollenen Lappen einreiben, ih mache aber darauf aufmerksam, 
daß dieses Badeöl auch auf Ausscheidung von Krankheitsstoffen durch die 
Haut hinwirkt und deßhalb bei Kränken kritische Erscheinungen hervorrufen 
kann; ich sage das nicht, weil das ein Nachtheil, sondern im Gegentheil 
gut ist, man muß es nur wissen, um die Erscheinungen nicht falsch zu 
deuten. Jm Uebrigen wiederhole ich jeht für die Badesaison: 
Der Wollene kann baden so oft es ihm beliebt und mit viel geringerer 
Gefahr als der falsch Bekleidete, der von Krampfanfällen, Schlaganfällen 
und dergleichen bedroht ist, nur muß er entweder nach dem Bad sich ein- 
fetten oder mit triefend nassem Körper in die Kleidung schlüpfen, damit 
diese leicht befeuchtet wird, bei sehr tro>enem Wetter empfiehlt sich das 
Eintauchen der obern Hälfte des Hemdes. 
Aeber die Laypländer, die sich bekanntlich nur in naturlederne 
Felle kleiden, also „Normalbekleidete“ sind, schreibt das „Kir<liche Wochen- 
blatt“ Nro. 21 des laufenden Jahrgangs : 
Wie machen es die Mütter in Lappland, daß sie dem Sonntags3- 
gottesdienst beiwohnen können, ohne daß ihre lieben kleinen Säuglinge den
	        
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