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nicht, aber Rath und definitives Urtheil über die Natur der Krankheit
habe er von keinem erhalten, und so habe er eben mehrere Tage lang
in einem peinlichen Angstzustand gelebt, der nicht gewichen. Endlich
habe seine Frau ihm gerathen, das Hemd zu wechseln und waschen zu
lassen, „da es jekt gewiß voll Angststoff“ sei Triumph! Sofort nach
dem Ablegen des Hemdes sei die Angst verschwunden gewesen, aber
als er nach einigen Tagen das mittlerweile gewaschene Hemd wieder
angezogen, habe ihn sofort die alte „Angst“ befallen und fei verschwun-
den, als er das Hemd wieder ablegte. Er und seine Frau haben nun
vermuthet, der Angststoff sei nicht gründlich aus8Sgewaschen worden und
das Hemd wurde aufs energischste behandelt. Vergeblich! Cs wurden
mehrfache Versuche gemacht, jedesSmal kam und ging die Angst mit
dem Hemd.
2. Fall. Am 23. April schreibt mir Dr. Grubenmann, prak-
tischer Arzt in St. Gallen:
„Das sc<harlachrothe Hemd (ich trug bisher immer silbergraue oder
havannafarbige Normalhemden) hat bei mir schon nach zweitägigem Tragen
eine eminent heftige Wirkung hervorgebracht in Form eines sehr inten-
siven MuskelrheumatiSmus in der linken Lendengegend. Die Affektion
wäre eigentlich besser Muskelentzündung zu nennen, indem der Schmerz
sowohl auf Berührung als beim Gehen und Stehen, hauptsächlich Nachts
beim Liegen ein bedeutender war; eine Nacht konnte ich gar nicht schlafen,
weil ich die Körperlage nicht fand, in der ich einige Zeit ohne Schmerz
hätte verbleiben können. Nach drei Tagen legte ich, um nach meiner
Meinung den Verlauf abzukürzen, das Scharlac<hhemd ab und trug 8 Tage
lang ein anderes älteres Hemd; wie ich dann da5 scharlachrothe wieder
anzog, zeigte sich der Schmerz von neuem accurat in derselben Muskel-
partie, aber viel schwächer.“
3. Fall. Am 49. Sept. schreibt Dr. Münnighoff, prakt.
Arzt in Borken, Westphalen, per Postkarte:
„J<h habe mir von Stuttgart eine rothe Hemdhose kommen lassen;
es scheint mir, als ob ich mich in dieser Hemdhose unwohler fühle, als im
leinenen Hemde. J< bemerkte auc< Polyurie (vermehrte Harnabsonde-
rung), ich weiß allerdings nicht post oder propter.“
- Fall. Der eine der Herren Benger selbst bekam von einem
Scarlachhemd einen heftigen RheumatisSmus. Er ging zu Bett und
shwikte, dann brach ein Ausshlag aus und die Sache war bescitigt.
Derartige Fälle sind no< mehrere vorgekommen, und so zeigt
sich, daß das. Cochenilleroth sich ähnlich verhält, wie die ebenfalls rothen
Erdbeeren und Krebse: vielen Menschen ein „Leerbissen“, für andere
Gift“.
Krankheikts- und Heilnnasbericht.
Mitgetheilt vön einem hohen Offizier z. D. im September 1882.
Ohne gerade dauernd vdarniederzuliegen, hatte ich mich seit einer sehr
langen Reihe von Jahren niemals ganz wohl und zu Zeiten recht krank
gefühlt. =- Kam der Herbst und Winter, so konnte auch die Stubenheizung