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Seit Ostern mußte mein Sohn leider die bis dahin regelmäßig (in
geschlossener Schwimmhalle) angewandten Bäder aufgeben, weil in Folge
der in der höheren Klasse erfolgten Verlängerung der Schulzeit die passende
Gelegenheit dazu fehlte. Jett mehrten sich wieder die alten Erscheinungen
und gipfelten schließlich in dem offenen Ausbruch eines Krampfes, der den
Knaben in der Schule selbst überkam. Von nun an mußte ich den Knaben
zu Hause behalten, so oft ih Schlimmes befürchtete, bis ich, geleitet durd
die Erwägung, daß kalte Bäder günstige Wirkung erzielt hatten, den Kna-
ben zum Wollregime übergehen ließ. Die Wollkrisis hat sich durch Kopf-
schmerzen geäußert, welche indeß die Bersäumniß nur einer Sculstunde
zur Folge hatten. Jett ist meine Sorge um den Knaben geschwunden,
weil ich glaube, die Krankheit5ursache in mangelhafter Abgabe der Zer-
sezung3produkte des Köper3 erkannt und damit in Jhrer Normalkleidung
das geeignete Gegenmittel gefunden zu haben.
Gegenwärtig ste>e ich mit Frau und sechs Kindern in der Wolle.
Vor dieser Umwandlung aber habe ich an mir selbst alle nur denk-
baren Versuche gemacht, um zu erfahren, ob die Wolle das auch hält, was
sie verspricht.
Von Pfingsten an habe ich täglich, oft zwei- bis dreimal und selbst
bei 8 Grad Wasserwärme im vollen Anzug gebadet, habe tagelang in nassen
Stiefeln gestekt, habe mit nassem Zeug entweder im Freien geschlafen
oder auf offenem Wagen mich vom scharfen Ostwinde durchwehen lassen,
so daß die Ansicht Mancher, daß ich verrüt geworden sei, gar nicht so
unwahrscheinlich klingen mochte.
Nach allen diesen -- vielleicht übertriebenen =- Experimenten in
Wolltracht hat sich nur die Veränderung in meinem Befinden ergeben, daß
ein Schnupfen, den ich von Kindheit an mein eigen nannte, mich spurlos
verlassen hat, so daß ich jezt endlih weiß, daß ich eine Nase mit der
Fähigkeit zu riechen besiße, daß die Verschleimung der linken Lungenspite,
die mir zwei Jahre lang einen -- mitunter unerträglichen -=- Husten ver-
ursachte, vollständig beseitigt, und daß meine Nervosität, die mein Beruf
mir eingetragen hatte, verschwunden ist.
Bei den vorstehenden Experimenten wurde mir das „Giftbett“ aller-
dings unerträglich, der erste Schlaf im Lustshlafro& war mir eine wahre
Erquickung, die jeht schon dreien meiner Kinder zu Theil wird, bald auch
wohl der andern Hälfte meiner Familie, welche hinsichtlich der Betten noch
im Uebergangösstadium sich befindet.
Diesen Erfolgen gegenüber kann ich meine Dankbarkeit nur dadurch
ausdrüken, daß ich Sie meiner Bereitwilligkeit versichere, für Sie und das
von Jhnen erfundene Wollregime jederzeit =- zwar nicht dur<s Feuer --
aber doch durchs Wasser zu gehen, so oft nämlich ein solches Experiment
zur Belehrung und Bekehrung Zweifelnder geeignet erscheint.
Kleinere Mittheilungen.
Kleidung der alten Römer. Eingesendet von Gutsbesißer G. aus
dem Hannöver'jchen. Es ist vielleiht von Jnteresse für Sie, eine aus
„H. Bender, Rom und römis<es Leben im Alterthum“ ent-
nommene Notiz über die Kleidung der Römer zur Kaiserzeit zu empfangen.
Da3 angeführte Werk ist bei H. Laupp in Tübingen verlegt und scheint
auf gründlichem Quellenstudium zu beruhen. Es ißt dort (Seite 224):