Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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mich nicht vor häufigem Frostgefühl, heftigem Husten mit mühsamem Aus- 
wurf, Zahnweh, Leibweh , Rheumatismus, Gicht, mangelhafter Blasen- 
thätigkeit 2c. 2c. bewahren, troßdem ich seit 12 Jahren bei offenen Fenstern 
Tag und Nacht vegetirte, das Tiefathmen eifrig trieb 2c. 
Die Funktionen des Magens oder des Unterleibs, oder vielleicht 
beider, waren schon als ich 20 Jahre zählte (ich habe jezt die Grenze des 
Greisenalters längst hinter mir), fühlbar unvollkommen. Als die Wasser- 
heilmethode in Schwung kam, versuchte ich dieselbe in mehreren Heil- 
anstalten, warf mich später der Lehre von der Fleischenthaltung (Vege- 
tariSmus) in die Arme, wurde abwechselnd von vorzüglichen Aerzten allo- 
pathisch und homöopathisch behandelt, badete anhaltend Winter und Sommer 
und erhielt mich so zur Noth aufrec<ht. J< habe aber niemals es soweit 
bringen können, meine Mahlzeiten ohne Besorgniß zu verzehren, weil die 
Drohungen der Dyspepsie in allen Richtungen mich in Schach hielten. I< 
fror oder fröstelte mit Ausnahme des Hochsommer3 fort und fort und 
befand mich durchgehends in stärkeren oder schwächeren Ermüdungszuständen. 
Von kompetenten Urtheilern wurde alles Unheil den Nerven als Ursündern 
zugeschrieben, erschien also mit meinem Dasein von Geburt an untrennbar 
verbunden, so daß ich der Muthlosigkeit und Gleichgültigkeit mehr und 
mehr verfiel. Dabei litten allmälig auch die Denkkräfte, Gedächtniß, und 
die Hypochondrie installirte sich für dieselben als steter Gefährte. Vor 
jeht etwa einem Jahre stellten sich Schwären ein, die mich über 6 Monate 
im wechselnder Heftigkeit quälten, an's Zimmer fesselten und = in Ver- 
bindung mit rheumatischen Schwächen in der linken Kreuzseite, der Hüfte 
und dem Beine -=- in temporären Lähmungszustand verseßten, aus dem 
herauszukommen wenig Hoffnung blieb. 
Da fiel mir während der Sommerkur in Baden-Baden Ihre „Nor- 
malkleidung als Gesundheitsschuß 2c." in die Hände und ich begann, nach 
einem Abstecher nach Stuttgart, gegen Ende des Monats August mich in 
Wolle zu kleiden und zu schlafen. 
Ih muß nachdrücklich hervorheben, daß mir ein ähnlich günstiger 
Erfolg für mein Befinden nach allen früheren vielfältigen Versuchen und 
Heilkuren noch nie zu Theil geworden ist, und ich sage nicht zu viel, wenn 
ich behaupte, mich wie neugeboren zu fühlen. J< bedauere, daß ich die 
Sachkenntniß nicht besiße, die Aenderungen in meinem Zustande, der sich 
aus verschiedenen Quellen <ronischer Beschwerden seit sehr langer Zeit 
genährt zu haben scheint, klar zu beschreiben, geschweige denn zu begründen. 
Z< muß mich daher begnügen, die Erscheinungen kurz aufzuführen, die ich 
in meinem Befinden seit etwa 4 Wochen beobachtete, troßdem ich das Woll- 
Regime in der ungünstigen Jahreszeit angetreten habe. 
1) Vor Allem verließen mich das Frösteln und das Ermüdungs- 
gefühl, welche beiden unheimlichen Begleiter mich früher im Herbst und 
Winter -- troß Hanteln nach Kloß und Zimmergymnastik nach Schreber =- 
nur selten verlassen hatten. I< fühlte nun eine wahre Lust zu Dauer- 
touren und starkem Ausschreiten bei jedem Wetter, und wenn dabei an- 
fangs der Schweiß reichlich kam, so hat das nun schon sehr nächgelassen 
I< empfand wohl zuweilen am nächsten Tage nach stärkeren Fußtouren 
beim Beginn des Gehens eine gewisse Steifigkeit in den Kniegelenken, 
doch ließ dieselbe jedesmal nach einigen Minuten wieder nah, und ich ge“ 
nieße wieder die alte, oder vielmehr die neue Elastizität in den Gliedern, 
denn undenkbar lange hatte ich dieselbe entbehren müssen.
	        

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