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zugeben, jedoch ist es schändlich, unsere gerechte Sache so lächerlich gemacht
zu sehen. =- Niemeyer sagt, wir brauchen nicht weit von hier zu gehen,
um den gelehrten Mann zu sehen, sowie seine absonderlichen Bekleidungs-
stüke, wie Zehenstrümpfe, Hemdhose 2c. im Schaufenster bei Bazar Nürn-
berg anzuschauen. Der gelehrte Mann ist wohl Professor der Thierkunde,
aber nicht der Medizin (?) und wenn Sie sein Buch über Normalkleidung
durchlesen, so finden Sie eine Sammlung Anerkennungen seiner Jägerianer,
wie wir sie in den Annoncen von Johann Hoff täglich vorfinden. Der
gelehrte Professor bleibt uns den Beweis schuldig, für wa3 der wollene
Plunder gesund ist; überhaupt scheint das Buch mehr geschrieben zu sein,
damit die konzessionirten Fabrikanten bekannt werden, denn einen großen
Theil des Buches füllen die Annoncen derselben aus. =-- Niemeyer ver-
wirft überhaupt die Normalkleidung vom Standpunkt der Hygiene und des
Schönheitsgefühls, bezieht sich des öftern auf Prof. Pettenkofer in München,
hebt weiter hervor, daß ein Dr. Schlegel in Tübingen viel praktischer die
Bekleidungslehre beleuchtet hat, und empfiehlt sein kleines Werk a 50 Pf.
angelegentlichst.
Soeben Abends 8*/- Uhr war Prof. Sch. (berühmter Chemiker) hier.
Derselbe hat Herrn Professor Jäger auf einer Badereise kennen gelernt
und wird vollständig Jägerianer.
Halt! damit ich nicht vergesse. Niemeyer sagte, wie windig die Sache
mit Jäger steht, kann man daraus ersehen, daß er sich der Homöopathie
in die Arme geschmissen und am leßten Kongreß derselben durch einen
Vortrag sich betheiligt hat.
Genehmigen Sie die Versicherung eines der treuesten Jünger des
Wollregimes.“
Hiezu bemerke ich blo3 folgendes:
1) Thatsächliche Beweise gegen mich kann ich hier so wenig finden
als in den früheren Auslassungen Niemeyers. Früher führte er nur Py-
thagoras gegen mich ins Feld, jeht den wer weiß wie entstandenen Miß-
erfolg Bukle's (s. unten).
2) Urkomisch ist die Anpreisung des Büchleins meines Freundes
Dr. Schlegel in Tübingen und die vernichtend sein sollende Bemerkung,
daß ich mich den Homöopathen in die Arme geworfen.
a. ist Dr. Schlegel =- Homöopath!!
b. ist er der erste Arzt, der mein Wollregime prüfte und von dem
auf meinen in wohl 100000 Exemplaren ins Publikum gelangten Belehr-
ungen folgendes Gutachten prangt, dessen Anfang ich wiedergebe:
Als einer der ersten, welche sich mit den EntdeFungen des Herrn Prof.
G. Jäger theoretisch und praktisch vertraut machten, habe ich mit großem In-
teresse die Wollbekleidungsfrage verfolgt und zahlreiche Personen jeden Alters
und Geschlechts, auch ganze Familien, durch meinen ärztlichen Rath zur Normal:
tracht veranlaßt. Mein, Urtheil über die letztere gründet sich deöhalb auf eine
große Anzahl von Fällen, in denen ich bei verschiedenen Körperkonstitutionen und
in sehr verschiedenen Krankheitsözuständen die Wirkungen der ausschließlichen Woll-
fleidung beobachten konnte.
Diese Beobachtungen haben mich gelehrt, daß die Normalkleidung vielfach
als mächtig und rasch ergreifendes Heilmittel auf die Verbesserung der gesamm-
ten Körperkonstitution hinwirkt, aber auch bei den Krankheiten einzelner Organe
(3. B. bei <ronischen Magenaffektionen, oder die Wollfravatte bei <ronischem
Kehlkopffatarrh) auffallende Heilwirkungen hervorbringt u. s. f.