Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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gliederlähmend dassfelbe wirkt, so sind nachfolgende Leistungen im Mar- 
schiren, die ohne das allerdings nicht nennens8werth wären, 
doc< der Beachtung würdig, wenn man hinzurechnet, daß ich 8 Kilo 
(nach Bädecker das Maximum für einen Fußwanderer im Gebirg) auf 
dem Rücken trug. 
Am ersten Tag (sehr heiß) marschirten wir auf s<hattenloser staubiger 
intensiv nach Pferdemist stinkender Straße Vormittags von Landquart 
bis Jenaz (16 Kilometer) ohne Anhalt, Nachmittags 19 Kilometer 
nach Kloster8; am zweiten über Davos auf das Flüelahospiz, der 
Kilometerzahl nach ungefähr ebensoweit, aber mit viel bedeutenderer 
Steigung, und die erste Rast wurde erst nach 20 Kilometer gehalten; 
am dritten Tag Aufstieg auf das Schwarzhorn im Schnee, mit Rück- 
kehr 5 '/2 Stunden Dauer, dann 16 Kilometer nac< Süß im Engadin ; 
vierten Tag von Süß nach Pontresina 40 Kilometer, erste Rast erst 
nac< 26 Kilometer, fünften Tag Vormittag8 Nast, Nachmittags 24 
Kilometer nac< Maloggia , sechsten Tag Vormittags ohne jede Rast 
31 Kilometer nac< Chiavenna, zuleßt sehr heiß; Nachmittags Wagen- 
fahrt nach Colico; damit war die eigentliche Fußtour beendigt. 
Auffallend war auch bei der ganzen Fußtour, daß ich eigentlich 
nur am ersten Tage von wirklicher Müdigkeit sprechen konnte, selbst bei 
der Schwarzhornbesteigung niht = es fehlte dort blo8 die Luft =- 
dann nach 4 Stunden Schneestrampfen am Vormittag marschirte ich noch 
den lebten Kilometer vor Süß mit voller Schneidigkeit; nur der 314ste 
Kilometer vor Chiavenna in der Mittagsgluth italienischer Sonne war 
etwas herb. 
Eine weitere Bemerkung bezüglich der Kameelwolle betrifft ihren 
merkwürdigen „Griff“; obwohl durchaus nicht besonders fein, greift sie 
sich in der Hand und am Körper so s<hmeichelhaft weich und sammtig, 
daß selbst feine Schafwolle daneben rauh und ordinär erscheint, und 
das macht das Tragen derselben und das Liegen in ihr zu einem 
wahren Hocgenuß. 
Ob die Kameelwolle im Gegensaß zur Schafwolle no< weiter 
abhärtet und fettvermindernd wirkt, läßt sich natürlich erst beurtheilen, 
wenn man längere Zeit bei Tag und Nacht das Kameelregime voll- 
ständig durchführt, was i< nach obigem ja noh nicht gethan habe. 
Einige Wirkung glaube ich übrigens an mir an dem Specküberschuß in 
der Herzgrube beobachtet zu haben. 
Facit: ich kann jedem mit gutem Gewissen die Kameelwolle resp. 
die daraus gefertigten Stoffe als das Angenehmste und folgerichtig auch 
das Gefündeste, was es gibt, bestens empfehlen. Namentlich wird 
Niemand bereuen seine Nachtruhe einer Kameelwolldec>e oder einem aus 
dieser gefertigten Lustschlafsa> anzuvertrauen; dieselben sind auch nach 
Mache und Preis völlig tadelfrei. Der von der Firma Herion, Bender 
u. Cie. aus Kameelhaar gefertigte Herrenkleiderstoff ist gleichfalls vor- 
züglih und durch Aussortirung der dunkelsten Partien der Kameel- 
wolle wird - er jeht auch in einer selbst für den Winter nicht mehr zu
	        
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