"4 -
sich freien, waren aber blutarme Leute. „Halt just desweg, weil ich fonst
so arm bin, möcht ich einen Mann haben“, sagte Justina und heftete eine
braune Flie über eine grüne auf ein blaues Jöpplein.. Das Jöpplein
war der Brautro> ihrer Großmutter selig und da war, wie in alten
Kleidern schon allerhand ste>en kann, richtig ein wenig Liebelei und Scal-
kerei zwischen den Fäden, und so hat Justina, die allfort an dem Jöpplein
herumflidte und gar zuweilen selbst hineinschlüpfte, das Ding in ihr Blut
bekommen.
Auerbach, Der Forstmeister : „Der Hund versuchte zu bellen, es
kam aber nicht ganz heraus. „I< glaub'“, jagte Mangold, „der Hellauf ist
aus Heimweh nach seinem Herrn vor der Zeit baufällig geworden. Mit
vi ist er noch am liebsten gegangen, weil ich den Ro> von seinem Herrn
anhabe““".
Zur Naturgeschichte der Hose bringt das „Journal des Debats" die
folgenden, ebenso interesjanten, wie amüsanten Mittheilungen: „Seit den
ersten Jahrhunderten hat die Hose so manche Veränderungen durchgemacht,
bis sie ihre jetzige Form erhalten hat. Jn den ersten Tagen der Restau-
ration kreuzte sich der vom Wiener Congreß zurügekehrte Fürst de Talleyrand
im Vorzimmer Ludwigs XVII. mit dem Herzog de C . . ., einem Manne
von sehr distinguirten Manieren. Der Diplomat und der Herzog trugen
sc<hwarzseidene, kurze Hosen, seidene Strümpfe und Ha>enschuhe mit Scnallen.
„I< überbringe dem Könige eine große Nachricht ", = sagte der Botschafter
vom Wiener Congreß zu dem Herzog de C . « . = „gestern Abend hat
sih in der Oper der Marquis de R.“ auf dem Balkon im Fra> und
schwarzer langer Hose (Pantalon) gezeigt. Das ist sicherlich eine Revolution.
Da3 lette Kleidungsstük des ancien regime fracht nun ebenfalls zu-
fammen. Man wird im Ausland nicht mehr über unsere Diplomaten lachen“.
Der Herzog, welcher die Anspielung des Fürsten Talleyrand nicht verstand,
machte eine Bewegung des Crstaunens. „Ohne Zweifel“, fuhr Talleyrand
fort, „in Wien, wie in Berlin und Madrid lachte man bisher über die
Waden unserer Minister und chargss ''askaires in kurzen Hosen (culottes).
Der Pantalon wird die Formen der Diplomaten retten.“ Der Duc de
GC. .. war zwar nicht Diplomat, hatte aber troßdem keine starken Waden.
Er war sehr schmächtig von Gestalt. „Um so besser“, vief er aus, „nun
wird wenigstens der König nicht mehr über meine Waden spotten. Es
leben die Pantalon5!“ Die Mode der langen Hosen wurde von jenem
Zeitpunkt an acceptirt, jedoch trug sie nur mit Mühe den Sieg über die
Kniehose davon. Schon unter dem Empire hatte man den Versuch gemacht,
die lange Hose in Frankreich einzuführen ; der Adel und. die Paxvenu-
Bourgeoisie hatten sich jedoch dieser Neuerung feindlich gezeigt und trugen
die Kniehose, welche an das verflossene Regime erinnerte. Ludwig XVIHE:;
welcher in Folge einer gewissen Unförmlichkeit genöthigt war, eine besondere
Art von Hosen mit hohen Gamaschen zu tragen, wurde ein Anhänger der
Pantalon-Mode. Die Dandies mit schmächtigen Beinen beeilten sich eben-
falls, zum Pantalon ihre Zuflucht zu nehmen, was einen Vaudevilledichter
jener Zeit zu dem Worte veranlaßte: „Es giebt keine Waden mehr in
Frankreich, die Revolution hat Alles zerstört!“ Die Prinzen des Hofes
machten jedoch gegen die neue Hosenform energisch Front. Der troß seiner
sechszig Jahre noch immer eitle und galante Comte d'Artois, "ebenso wie der
Duc de Berry, hielten die Standarte der Culotte ho<. Als der Bruder
Cudwigs XVI. ven Thron bestieg, wurde jevo< der Bantalon schnell