Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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sich freien, waren aber blutarme Leute. „Halt just desweg, weil ich fonst 
so arm bin, möcht ich einen Mann haben“, sagte Justina und heftete eine 
braune Flie über eine grüne auf ein blaues Jöpplein.. Das Jöpplein 
war der Brautro> ihrer Großmutter selig und da war, wie in alten 
Kleidern schon allerhand ste>en kann, richtig ein wenig Liebelei und Scal- 
kerei zwischen den Fäden, und so hat Justina, die allfort an dem Jöpplein 
herumflidte und gar zuweilen selbst hineinschlüpfte, das Ding in ihr Blut 
bekommen. 
Auerbach, Der Forstmeister : „Der Hund versuchte zu bellen, es 
kam aber nicht ganz heraus. „I< glaub'“, jagte Mangold, „der Hellauf ist 
aus Heimweh nach seinem Herrn vor der Zeit baufällig geworden. Mit 
vi ist er noch am liebsten gegangen, weil ich den Ro> von seinem Herrn 
anhabe““". 
Zur Naturgeschichte der Hose bringt das „Journal des Debats" die 
folgenden, ebenso interesjanten, wie amüsanten Mittheilungen: „Seit den 
ersten Jahrhunderten hat die Hose so manche Veränderungen durchgemacht, 
bis sie ihre jetzige Form erhalten hat. Jn den ersten Tagen der Restau- 
ration kreuzte sich der vom Wiener Congreß zurügekehrte Fürst de Talleyrand 
im Vorzimmer Ludwigs XVII. mit dem Herzog de C . . ., einem Manne 
von sehr distinguirten Manieren. Der Diplomat und der Herzog trugen 
sc<hwarzseidene, kurze Hosen, seidene Strümpfe und Ha>enschuhe mit Scnallen. 
„I< überbringe dem Könige eine große Nachricht ", = sagte der Botschafter 
vom Wiener Congreß zu dem Herzog de C . « . = „gestern Abend hat 
sih in der Oper der Marquis de R.“ auf dem Balkon im Fra> und 
schwarzer langer Hose (Pantalon) gezeigt. Das ist sicherlich eine Revolution. 
Da3 lette Kleidungsstük des ancien regime fracht nun ebenfalls zu- 
fammen. Man wird im Ausland nicht mehr über unsere Diplomaten lachen“. 
Der Herzog, welcher die Anspielung des Fürsten Talleyrand nicht verstand, 
machte eine Bewegung des Crstaunens. „Ohne Zweifel“, fuhr Talleyrand 
fort, „in Wien, wie in Berlin und Madrid lachte man bisher über die 
Waden unserer Minister und chargss ''askaires in kurzen Hosen (culottes). 
Der Pantalon wird die Formen der Diplomaten retten.“ Der Duc de 
GC. .. war zwar nicht Diplomat, hatte aber troßdem keine starken Waden. 
Er war sehr schmächtig von Gestalt. „Um so besser“, vief er aus, „nun 
wird wenigstens der König nicht mehr über meine Waden spotten. Es 
leben die Pantalon5!“ Die Mode der langen Hosen wurde von jenem 
Zeitpunkt an acceptirt, jedoch trug sie nur mit Mühe den Sieg über die 
Kniehose davon. Schon unter dem Empire hatte man den Versuch gemacht, 
die lange Hose in Frankreich einzuführen ; der Adel und. die Paxvenu- 
Bourgeoisie hatten sich jedoch dieser Neuerung feindlich gezeigt und trugen 
die Kniehose, welche an das verflossene Regime erinnerte. Ludwig XVIHE:; 
welcher in Folge einer gewissen Unförmlichkeit genöthigt war, eine besondere 
Art von Hosen mit hohen Gamaschen zu tragen, wurde ein Anhänger der 
Pantalon-Mode. Die Dandies mit schmächtigen Beinen beeilten sich eben- 
falls, zum Pantalon ihre Zuflucht zu nehmen, was einen Vaudevilledichter 
jener Zeit zu dem Worte veranlaßte: „Es giebt keine Waden mehr in 
Frankreich, die Revolution hat Alles zerstört!“ Die Prinzen des Hofes 
machten jedoch gegen die neue Hosenform energisch Front. Der troß seiner 
sechszig Jahre noch immer eitle und galante Comte d'Artois, "ebenso wie der 
Duc de Berry, hielten die Standarte der Culotte ho<. Als der Bruder 
Cudwigs XVI. ven Thron bestieg, wurde jevo< der Bantalon schnell
	        

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