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no< fein Jahrhundert alt ist und die keinen Kampf ums Dasein mit der
Natur zu führen hat. Die Vorhersagen Overzier's basiren auf dem Ein-
fluß des Mondes auf unsere Atmosphäre, und an diesen glaubt das Volk
seit Alters mit einer Zähigkeit, die unmöglich aus der Luft gegriffen sein
kann. Die Monatprognosen Overzier's in Form eine5 kleinen Heft<hens
kosten eine Mark und können durch jede Buchhandlung bezogen werden. *)
Krebs. Herr Oberamtsarzt Dr. Sigmundt theilt mir folgenden
Fall mit: eine Patientin desselben hatte mehrere Jahr hindurch als Residuum
einer akuten Milchbrust-Affektion einen stationären Knoten in der Brust;
fünf Wochen nachdem sie in eine Wohnung gezogen war, in welcher zuvor
eine krebskranke Person gewohnt hatte, begann der Knoten sich zu ver-
größern, und ist jeht ein regelrechter Scirrhus. =
Sollte dies nicht ein Fingerzeig sein, daß auch bei dieser in ihren
Ursachen so dunkeln Krankheit ein Duft mit im Spiele ist?
Wolle und Fieber. Im Anschluß an die Bemerkung über Fieber
und Wolle auf pag. 143 Jhres Monatsblatts theile ih Jhnen mit, daß
die größte Autorität auf dem Gebiete der römischen Geschichte, Mommsen,
in seiner „Römischen Geschichte“ ebenfalls erzählt, daß die Römer sich vor
der Malaria durc< Tragen von weißen (also naturfarbigen) Wollgewändern
und das Tag und Nacht brennende Herdfeuer geschüßt haben.
H. i. W., 12. Oktober 1883.
IN
Fragekalfen.
D. R. in B. Sie fragen: 1. Was ist die Wirkung bei der Volkskur-
methode, Ausschlagkranke , Kräßige, sowie innerlich Kranke in einem Scafstall
fußho<h mit frischem Schafmist bedekt 8 Tage und 8 Nächte lang liegen und
ichlafen zu lassen? Antwort: Das ist nur eine Variante der auch von Diplom-
ärzten, namentlich in Städten, wo große Schlachthäuser sind, vielfach angewandten
animalischen Bäder: man bringt die Kranken in den no< warmen Magen-
und Darminhalt frisch geschlachteter Thiere, dem man auch no< Blut derselben
beimischt. =- Wenn es blos die feuchte Wärme wäre, mit welcher Aerzte vom
Schlag eines Dr. Aßmann und Dr. Paulsen sofort bereit wären, die Sache zu
erklären, so könnte man ja einen beliebigen anderen appetitlicheren Brei machen,
aber der nübt eben nichts; die Wirkung geht von den spezifischen Thierdüften
aus, denn thierische Stoffe sind für den Menschen machtvollere Arzneimittel als
pflanzliche und mineralische.
IL. Frage: Wie wäscht man am besten frisch geschorene Schafwolle ?
Antwort: Ein Sachverständiger theilt mir mit, daß das beste Waschmittel für
s<hweißige Schurwolle der verfaulte menschliche Urin sei, daß aber die
verschiedenen Wollsorten so sehr im Gehalt an Schweiß, Bodenbestandtheilen 2c. 2c,
differiren, daß eine allgemein giltige Regel mit prozentiger Angabe der Wasch-
ingredienzen nicht möglich sei, so wenig als ein bestimmter Wärmegrad der Brühe
für die zu waschenden Wollen aufgestellt werden könne. Da verfaulter Urin nur
in geringen Quantitäten aufzutreiben ist, so hat man schon längst Ersatmittel
in Soda, Seife, Ammoniaklösungen 2c. verwendet, die jedoch an Wirksamkeit dem
Urin nachstehen. =- Hiezu bemerke ich (Jäger): Ueberall wo man es mit einem
physiologischen Vorgang zu thun hat (da frischgeschorene Wolle noch etwas quasi
Lebendiges ist, so ist auch der Waschprozeß ein physiologischer Vorgang) , zeigt
*) Diese Wetterprognosen werden regelmäßig im „Neuen Deutschen Familien-
blatt“ (Verlag von W. Kohlhammer in Stuttgart) veröffentlicht. Dasselbe
kann durch alle Postanstalten bezogen werden und kostet vierteljährlich nur
25:24.