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mit naturbraunen vertauscht worden, was immerhin für38 Gesammt-
befinden günstige Wirkung hatte, also mittelbar wenigstens auch in dieser
Richtung*). Die Anwendung homöopathischer Mittel war weiter ein
günstiges Moment. In der Obstsaison gesellte sich dazu ein sehr reich-
licher Obstgenuß. Während der ganzen in Rede stehenden Zeit hat die
Frau sich auch fleißig getummelt und sich viel Bewegung gemacht.
Manche hatten ihr im Gegentheil angerathen, diese lange Zeit über
womöglich in liegender Stellung zu verharren. Abgesehen davon, daß
letztere Lebensweise kein Vergnügen ist, hat die fleißige Bewegung im
Freien einen außerordentlich günstigen Einfluß geübt auf Kraft und
Gesundheit der Mutter -- und des Kindes obendrein, sie erklärte jedem,
der es hören wollte, sie sei in ihrem ganzen Leben nie so gesund gewesen**).
Der Tag der Niederkunft kam -=- dießmal nicht einen Tag zu
früh =- und verlief gut. Cin ausgereiftes, kräftiges Kind, dessen Ur-
heberschaft man der nichts weniger als robusten Mutter gar nicht zutrauen
will, war da.
Hatten Wollsystem und Reglin'she Naturheilmittel biSher ihre
Schuldigkeit gethan, so wäre es undankbar und unklug gewesen, ihnen nun
untreu zu werden. Man behielt beide bei, und zwar bei Mutter und Kind.
Bei der Mutter beobachtete man bezüglich der Nahrung die
wohl fast überall übliche Diät. Als der Appetit sich nicht recht einstellen
wollte, wurde mit appetitreizendem Zimmtwein aus der Werkstätte
der Frau Reglin mit Erfolg nachgeholfen. Die Kleidung und Bettung
in Wolle bewährte sich vorzüglich. Der Wocens<weiß war nicht so
lästig, als er in einem Bett mit Pflanzenfasern sein muß. Das Fenster
konnte immer offen gehalten werden, ohne daß man eine Erkältung
befür<ten mußte. Hier mag auch gleich gesagt werden, daß die Ozogen-
lampe, welche ununterbrochen glühte, der Wochenstube eine wirklich gute
Luft sicherte, und allerlei schädliche Dünste vernichten half. Die Ein-
reibungen mit brauner Essenz und Balsam wurde auch im Wochenbett
fortgeseßt, dazu traten jezt Waschungen mit weißer Essenz. Mit Reglin'-
schen Mitteln wurde ein Wundsein der Brust, sowie eine geringe Ver-
lezung, welche die Niederkunft mit sich gebracht hatte, bekämpft, ersteres
mit promptem Erfolg; lekßtere war hartnäckiger. Die Wödnerin hat
sich in der normalen Zeit wieder völlig erholt, und ihre Statur ist auf
den Stand der schönsten Zeit reducirt, und zwar ohne Anwendung
von rohen, mechanischen Mitteln, wie 3. B. von s<hweren Tüchern
oder von Bügelstählen! Auch die Verstopfung hat, troßdem daß mit
der Niederkunft mit Einem Schlag der Obstgenuß aufgehört hatte, keine
üefonderen Scwierigkeiten bereitet und sich nunmehr zur Zufriedenheit
geändert.
*) Die Empfindlichkeit der Frau gegen schwarze Farbe wurde auch dadurch
konstatirt, daß sie von grauen Strümpfen jedesmal Schwere in den Füßen und
Wadenkrämpfe bekommt, was durch öftere8 Probiren zweifellos festgestellt wurde.
**) Ein Sprüchwort sagt: eine schwangere Frau solle täglich hundertmal
den Kehrwisch die Haustreppe hinunterwerfen und wieder heraufholen. Jäger.