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Hier ist in wenig Worten mein ganzes Regime = Wollregime,
Farbstoffregime und Waschregime = in wunderbarer Weise nieder-
gelegt, und es ist merkwürdig, wie alle Forscher, die sich mit der
Hygiene der Kleidung befaßt haben, von Moses an bis auf Petten-
kofer, stets auf die Wolle als das einzig richtige gekommen sind.
Hier muß ich nun noch eine Ehrenrettung vornehmen.
Der bekannte Berliner Mund- und Federheld, der, nebstbei ge-
sagt, seine ohnmächtigen Stilübungen gegen mich fortsezt, nachdem
er bei meiner Anwesenheit in Berlin sich kläglich verkrochen hatte,
führte, wie den Lesern des Blattes bekannt, den Weltweisen Pytha-
goras als Autorität gegen mich an; er soll seinen Schülern ver-
boten haben, sich in Wolle zu kleiden.
Als ich vor Kurzem in Dürkheim a. d. Hardt Vortrag über
die Kleidung zu halten hatte, theilte mir Herr Studienlehrer Pf. mit,
daß das vollständig falsch sei, Pythagoras habe selbst einen
weißwollenen Mantel getragen, und seinen Schülern verboten,
sich in Wolle -- begraben zu lassen. Also Pythagoras ist der Ver-
treter oder vielleicht Schöpfer des heute noch in seinem Wirkungskreis,
Unteritalien, bestehenden Gebrauches, im Leben Wolle, im Tod Lin-
nen zu tragen = in Neapel z. B. heißt das Leinenhemd geradezu
„Todtenhemd“, und kein lebender Eingeborener trägt etwas anderes
als ein Wollhemd.
Jett paßt auch alles bei Pythagoras zusammen: die Pythago-
reisc<he LebensSweise ist =- im Vergleich zur gewöhnlichen =- eine
asScetis<he, bei der auch das Schweigen Vorschrift war. Nun
spielt bei allen Asceten und Schweigern (ich erinnere nur an die
Trappisten) des „häärene Gewand“ eine Hauptrolle, natürlich: „Wolle
macht thätige tapfere (weil abgehärtete)* Menschen,“ und die sind stets
auch s<weigsam, sie reden nur, wenn es zu handeln gilt. Baum-
wolle und Linnen dagegen macht, wenn sonstige abhärtende Faktoren
fehlen, weichliche, gaile, impotente, feige Schwäßer.
Die zweite Bemerkung, die ich an das Citat aus Constantin
Hering knüpfen will, ist die:
Herr Milbrot hatte in Nr. 21 der Populären Zeit-
s<rift für Homöopathie als zusammengehörig bezeichnet: „den
Veo arismus mit seiner einfachen Nahrung gegenüber der
ger "to14 der Omnivoren, die Homöopathie mit ihren ein-
fach 4 Arzneien gegenüber den zusammengeseßten der Allo-
pathen und die reine Wollkleidung gegenüber der gemisch-
ten gewöhnlichen.
Gegen diese Trilogie donnert nun in Nr. 24 des gleichen Blat-
tes ein Herr Th. Zöllner aus Weßlar, wobei er über das Woll-
regime bemerkt:
- W„Zugeben wollen wir gern, daß es der Arzt unter Umständen für
zwecmnäßig halten kann, einem Patienten ausschließlich Pflanzenkost und
ollfleidung zu empfehlen. Deshalb braucht sich aber doch nicht Jeder-