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Früher war ich im Geschäft gar nichts mehr werth, jeßt bin ich von
früh 5/5 bis Abends 7 Uhr stramm in der Wehr und bin kreuzfidel dabei
und nicht übermüdet.
Früher hatte ich stet8 eine schlimme Nase und meist ein Jnstrument
im Gesicht, das eher einem Löthkolben ähnlich sah ; seit ich wollene Taschen-
tücher brauche, ist meine Nase ganz gesund geblieben und hat ein richtiges
Format angenommen, das sich zwischen seinen Brüdern sehen lassen kann,
ohne schamroth zu werden.
Früher war ich in Folge meines fortwährenden krankhaften Zu-
standes ein griesgrämlicher, verdrießlicher Patron geworden, der seiner
Familie eigentlich nur zur Last war. Jh hatte mich schon mit dem Ge-
danken vertraut gemacht, ein alter einsamer Junggeselle zu werden; jetzt
hätte ich aber nicht schlecht Courage zum Heirathen, wenn ich nur erst
wüßte, wen? Die meisten Frauenzimmer sind eben hölzern und steifleinen
und da muß man die Augen auffknöpfen, sonst ist man nachher angeführt ;
vorläufig ist mir die Sache noch ein wenig gefährlich, wenn mir aber die
Wolle durch den nächsten Winter glücklich hindurch geholfen hat, wird wohl
bald irgend ein Dämchen auf die Wirkungen des Wollsystems aufmerksam
gemacht werden müssen.
Die Platinlampe mit Ozogen verwende ich auch zuweilen mit. Vor-
theil.. Früher konnte ich häufig gar nicht oder nur sehr schlecht schlafen,
wenn ich Abend5 aus gesellschaftlichen Rücksichten später und mehr gegessen
hatte, wie gewöhnlich, oder wenn ich genöthigt war, ein wenig zu kneipen.
Darüber hilft die Platinlampe mit Ozogen sehr gut hinweg. =- Kann man
diese Platinlampe auch zu stark gebrauchen, 3. B. wenn sie die ganze Nacht
durc< in Wirkung bleibt ? (Ja, wenn zu viel Ozogen darin und das Fenster
geschlossen ist. Jäger.)
In welchem Verhältniß mischt man Ozogen und Weingeist ? (Das
läßt sich nicht allgemein sagen, sondern nur so: Man brenne für ein Privat-
zimmer Weingeist mit 1 Kaffeelöffel Ozogen auf das Liter. Hat man
Abend5 eine Rauchergesellschaft oder hebt die Lampe das Krankheitsgefühl,
wegen dessen man sie anzündet/ nicht binnen einer Viertelstunde, so schütte
man in die Lampe noch einige Tropfen Ozogen nach. Jäger.)
Weine Berliner Vorträge.
Unter den zahlreichen bald kürzeren bald längeren Zeitung3referaten
über meine Berliner Vorträge will ich das folgende in den Nummern 10
und 11 der „Deutschen Warte“ erschienene Neferat meinen Lesern
nicht vorenthalten. Cs soll, wie man mix schreibt, aus der Feder eines
höheren Offiziers stammen, und ist das beste Referat, .das jemals über
einen meiner Vorträge erschien, klar, ausführlich genug, frei von jedem
Mißverständniß und lebendig in der Darstellung von Sache, Person und
Handlung:
Die Entde>ungen des Prof. Dr. Jäger (Stuttgart):
In den lebten Tagen der vorigen Woche trug der Dr. Jäger, Pro-
fessor der Physiologie am Polytechnikum in Stuttgart, hier in Berlin seine
Entdeckung der „Normalkleidung“ und die „Entdeckung der Seele“ vor und
erläuterte beide Themata auf die zahlreichen Anfragen hin, die aus dem
lebhaft angeregten Publikum am Schlusse jedes Vortrages ergingen.