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So hat denn auch Dr. Jäger geturnt und damit Abhärtung und
Kraft gewonnen. Als er aber zu einer vorwiegend „sißenden“ Lebensweise
gezwungen wurde, war in kurzer Zeit aller Gewinn wieder dahin; er wurde
wieder schwammig und fett und, wie er als Zoologe sagen darf: er ge-
rieth in einen Zustand, wie ein Ochse, den man im Stall mästet, d. h. der
zum Todtgeschlagenwerden gut ist, anstatt in dem Zustande eines arbeiten-
den Ochsen zu bleiben, der zum Schaffen und Leben tauglich ist.
Nun war er aber auch Zoologe genug und Kenner der Natur, um
an die Thiere zu denken und sich zu fragen? Wie kommt es, daß die
Thiere in Wald und Feld weder turnen noch sich vorsätzlich abhärten und
doch stets abgehärtet sind und bleiben ? Sie leben ganz nach ihrer Neigung,
und, wenn nicht besondere Noth oder Unfälle sie treffen, sind sie immer
wohlauf. Was erhält ihnen ihre Gesundheit?
Hierauf antwortet Dr. Jäger: Neben anderen Umständen thut das
hauptsächlich ihre Bekleidung. Kein Thier ist in Gras oder Holz, d. h.
Pflanzenfaser gekleidet, sondern in Wolle.
Die Gase oder flüchtigen Stoffe, die der warmblütige Körper ab-
gibt, kann man in 2 Klassen theilen: 1) solche, veren Nähe und Gegen-
wart dem Körper angenehm und wohlthuend sind und sich durch nicht un-
angenehmen Geruch kennzeichnen und 2) solche, von denen das Gegentheil
zu sagen ist. (Nr. 1 Luststoffe, Nr. 2 Unluststoffe.)
Nun halten die Holzfaserstoffe, z. B. Leinen, Baumwolle, Holz (aber
auch Seide und Leder) die Unluststoffe fest und lassen die Luststoffe ent-
weichen; die thierische Faser, Wolle vom Schaf und anderen Thieren ver-
hält sich umgekehrt. --
Wer sich also in Holzfaser kleidet, stet in einer Atmosphäre von
Gasen, die erfältend, ausdünstung3vermindernd, niederdrückend wirken, Ver-
weichlihung und Affizirbarkeit fördern. |
Nur häufiger Wechsel der Wäsche und . Oberkleivung kann diesen
Einfluß mindern.
Wer dagegen in Wolle gekleidet ist, erfährt das Gegentheil, troß
des warmhaltenden Stoffes wird ex gerade durch diesen abgehärtet, wetter-
fest, seuchenfest, affektfest und seine Arbeitskrast, Lebenslust und Muth
werden gehoben.
Diese Erkenntniß ist natürlich nicht über Nacht vom Himmel ge-
fallen ; es würde zu weit führen, ihre Entstehung Schritt für Schritt zu
verfolgen, Nur einige Hauptmomente beziehungsweise Beläge seien hier
angeführt.
I „x Vort"oeil der TLollkleidung ist schon in Urzeiten erkannt. Zu-
nächst hat der Schöpfer die Wollkleidung in großem Umfange ausgetheilt
und ihre Träger sind 2esund. Daun hat Moses (im 5. Buch) ven Juden
verboten , Pflanzenfasex neben dex Wolle zu tragen, und der Koscherro>
enthält durchaus nur Wollensto!/. vie Nähte sind mit Seive genäht. Neben
anderen is. dies ein Grund ves dekannten hohen Alters und der Zähigkeit
der strenglebenden Juden. Ebenso tragen alle Mönche Wolle und befinden
sich dabei sehr wohl. Mehrere bedeutende Aerzte haben auch in neuerex
Zeit. wieder die Wolle empfohlen, so Hufeland und Pettenkofer. Daß
diese lehteren Anregungen nicht durchgreifender gewirkt haben, liegt nach
Dr. Jäger daran, daß man nicht weit genug gegangen ist, auch in mancher
Richtung deshalb nicht weiter zu kommen wußte, weil zwar die physikalischen,
nicht aber“ die <emischen Eigenschaften der Wolle genügend bekannt waren.