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einathmen zu lassen, trägt Dr. Jäger Trikothosen, einen Gürtel um den
Leib (der an den Choleragürtel der Engländer erinnert) und einen Ro>,
der wie der Rock des württembergischen Soldaten oder wie der Ueberro>
des preußischen Offiziers am Halse schließt und über der Brust doppelt
liegt, also an der Seite zugeknöpft ist. Dieser Ro>kschnitt ist von höchster
Wichtigkeit, ihm schreibt 1)r. Jäger die auffallend geringere Sterblichkeit
der württembergischen Soldaten zu.
Hut, Halskragen, Handschuh, Stiefel =- die Sohle ausgenommen --
sind aus Wollstoff, oder die Stiefel doh mindestens aus ungewichstem
weichem Leder zu tragen. Ein Mantel ist selbst bei großer Kälte unnüß.
An der Form der Damenkleider hat Dr. Jäger nicht so große Aus-
stellungen zu machen als an der Männertracht, die in wenigen Zeitperioden
so unsinnig gewesen ist, als in diesem Jahrhundert. Er wünscht auf die
Renaissance zurükzukommen und würde persönlich shon jezt weiter als
biöher vorgegangen sein, wenn er nicht noch einige Rücksicht auf die liebe
Schuljugend von Stuttgart nehmen zu müssen glaubte.
Zur Durchführung seiner „Normalkleidung“ hatte Dr. Jäger natürlich
zunächst seinen Schneider anzuleiten. Bald überschütteten Jägers Anhänger
diesen Schneider mit Aufträgen, denn die Wenigsten vermochten es, die
Vorurtheile ihres eigenen Kleiderkünstlers zu besiegen. Jett hat Dr. Jäger
alle „Normalkleidungsstüke“ durch Schußmarken gesichert und an eine Rethe
von Geschäftsleuten Konzessionen zur Anfertigung derselben ertheilt. „Und
so bin ich zum Professor auf einmal noch Schneiderkönig geworden,“ sagte
der Redner launig. Hieran knüpft sich aber sogleich eine Entgegnung auf
die Vorwürfe, „daß der Professor Jäger sich damit befaßt, eine Waare an-
zupreisen und zu Gunsten eines Geschäftes spräche“. Wie sollte er anders
seine Erfindung für die Menschen nußbar machen ? Einerseits fordert er
nur auf, sich dem Prinzipe anzuschließen, nachdem man es ernstlich geprüft
hat und überläßt es selbstverständlich Jedem, sich die Kleider selbst herzu-
stellen; andererseits kann man doch wahrlich Niemandem die Ausbeutung
einer Erfindung vorwerfen, wenn er für einen angemessenen Preis eine
Waare empfiehlt, die das leistet, was sie verspricht!
Der Preis der Normalkleider bezw. Betten ist theilweise hoch genannt
worden. Er ist es aber nicht, wenn man die Leistung der betr. Stücke
mit berücksichtigt. Cs wäre überhaupt zu wünschen, daß wir Deutsche end-
lich einsehen, daß die theuerste Waare = wenn sie preiswürdig ist --
immer die beste ist; das gilt auch besonders von dem, was wir unserem
Körper anziehen.
Weiter ist noch hinzuzufügen, daß die ganze große Frage noch nicht
nach allen Verzweigungen hin als endgiltig abgeschlossen anzusehen ist.
Zunächst stehen dem Urheber eine große Zahl von Anhängern als Beläge
zur Seite, die zum Theil ganz überraschend gute Erfahrungen gemacht
haben. Hierunter befindet sich selbstverständlich ein großer Bruchtheil
Solcher, die sich krank dem neuen Regime in die Arme geworfen hatten
und mit der einschneidenden Veränderung erst eine förmliche Wollkur durch-
zumachen hatten.
Auch gibt es allerlei Jndividualitäten, denen Dies oder Jenes nicht
zusagen mag und für deren Bedürfnisse vielleicht noc< Neuerungen zu
IM bleiben.
- Schließlich fonnte der Redner nur Jeden, der der Sache über-
haupt näher treten will, auffordern, nicht ohne Prüfung zu urtheilen