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irgend etwas Gleichartiges zu erhalten, die Wollen unter sich und mit
weißen zu mengen. Damit ist eine neue Quelle für „Farbfehler“
im fertigen Gewebe (da ein durchlaufender zu heller Faden und
dort ein durchlaufender zu dunkler) gegeben, die das Stück in den Augen
des Käufers entwerthen, ja sogar ganz unbrauchbar machen können.
Als ich deßhalb an meine Geschäftsleute mit der Anforderung
herantrat, naturbraune Stoffe zu beschaffen , stieß ich auf den größten
Widerstand. Bezüglich der Hemden erklärten die Herrn Benger die
Sache anfangs für unmöglich, und bei den Oberkleidern war lange
Zeit Niemand geneigt, das FabrikationsSrisiko zu übernehmen. Wenn
wir nun heute soweit sind, daß geliefert werden: 4) naturbraune Hem-
den in Streich» und Kammgarn der edelsten Qualität, 2) alle Materia-
lien für das Bett in naturweiß und naturbraun, 3) regulär gestrickte
naturbraune Oberkleider, für Kinder von 12 6 per Anzug, bis zu
50 MK. für einen Erwachsenen, sowie naturbraune Strümpfe, so ist das
eine Leistung meiner Geschäftsleute, die sicher Anerkennung verdient.
Daß auch für die auf dem Rundstuhl gefertigten naturbrau-
nen Oberkleiderstoffe die Fabrikation eingeleitet ist, konnte ich
bereits im vorigen Herbste melden, allein da hier die Schwierigkeiten
am allergrößten sind, so muß ich die Bitte um Geduld erheben.
Das ist eine Sache, die durchaus nicht übers Knie abgebrochen werden
kann, wie aus der obigen Darlegung klar hervorgeht. J< möchte aber
eine weitere hier obwaltende Schwierigkeit, die ich im Leitartikel der vorigen
Nummer bereits andeutete, no< dem Leser ins Gedächtniß zurückrufen.
Das Bestreben, die billige Kunstwolle zu Tertilzwecken zu ver-
wenden, hat bei ihrer geringen Festigkeit dahin geführt, mög-
lichst di>e Stoffe zu produziren, eben jene in der lezten Nummer
erwähnten „Elephantenhäute“, die schon wegen ihrer Die ungesund
sind, sich aber, und zwar natürlich mit völligem Unre<ht in das
Renommee „solider Stoffe“ gesezt haben -- denn die sind gerade
das Gegentheil, d. h. durc< und dur< unsolid. Wollte man aus
solchem Lumpenzeug so dünne Stoffe machen, wie unsere Trikotstoffe sein
müssen, so würden sie zerreißen wie Spinnweben, allein die Schneider
und das Publikum sind eben einmal an diese faule So-
lidität gewöhnt, und als man ihnen die ersten richtigen, natur-
braunen dünnen Trikots produzirte, und die. Preise dazu sagte, rief alles:
Das kauft kein Mensch!
Jetzt hat sich freilich das Blätthen etwas gewendet, und es
kommt das Verständniß, daß ich auch in dem Stüc> den richtigen Weg
eingeschlagen habe. Allein von dieser Erkenntniß an bis zu dem Augen-
bli , wo die fertige Waare auf dem Tisch liegt, und zwar in ge-
nügender Quantität, ist ein dornenvoller Pfad. Man vergesse
auc< nicht, daß mit dem Farbstoffregime eine ganze Jndustriebranche,
die Färberei, alarmirt ist, und alle Minen gegen uns springen läßt.
Zum Sc<luß noh einmal die Preisfrage, über welche ich,
namentlich bei meinem Vortrag in Dresden, öffentlich interpellirt wurde.