Wirthschaft wird beunruhigt, oft direkt revolutionirt. =- Der Hausherr
geht früher aus dem Hause und kommt später zurü>. Dann und wann
liegt außer dem Duft von Milchreis oder Nudeln, des traditionellen Wasch-
tagöessen3, noch ein räthselhaftes Etwas in der Luft, das es ihm rathsam
erscheinen läßt, einen opfermuthigen, treuen Freund mit nach Hause zu
bringen, den die böse Welt sich gewöhnt hat, als „Blißableiter der Wasch-
tagölaune“ zu einer allbekannten Figur zu machen. Die Kinder kommen
zu spät in die Schule, und ein räthselhaftes rosa Billet, das sich beim
Suchen nach Taschentüchern in einer Fratasche gefunden, raubt dem Hause
den leßten Frieden. =- Liegt es niht wie Danaiden - Verhängniß über
dem ewig wiederkehrenden Waschtage, den wir nie vollständig vergessen
können und dessen Vor- und Nachwehen sich zu einem Ringe schließen, um
den wir immer und immer, wie durch magische Gewalt, uns bewegen
müssen ? In großen Städten hat sich die Frau allmählich von ihm eman-
zipirt, und der Dampf rauchender Cssen, das Getriebe <emischer Wasch-
anstalten machen das Wesen eines echten, rechten Waschtages für Viele
zu etwas Sagenhaftem. Dennoch wurde mit der Qual und Unbehaglichkeit,
die ihm anhieng,; auch ein Stü> von Poesie zu Grabe getragen =- und
sc<werlich werden die erlösenden Waschanstalten unserer Tage einen Dichter
finden, wie ihn das Waschfrauenthum vergangener Zeiten fand. Zn
kleinen Städten nur ist Chamisso's „alte Waschfrau“ noch nicht ausgestorben.“
Hiezu bemerke ich: Das kenne ich genau. Es erscheint auch“in meinem
Hause , sobald die noch nicht wollene Küchen- und Tischwäsche gewaschen
wird, während bei der Wollwäsche der Friede im Hause ungestört bleibt.
Der Friedensstörer ist der Wäscheduft der Leinen- und Baumwoll-Objekte.
Ich habe deshalb angeordnet, daß letztere nicht mehr im Hause gewaschen
werden dürfen. (Jüger.)
Goldsuchertracht. (Eingesendeter Zeitungsausschnitt aus Nr. 234
des Reichsboten)
„Wie die Sprache des Prospekters eine andere ist, als die Sprache der
Bewohner der Ebene, so unterscheidet sich auch seine Tracht. Sie besteht aus einem
blauen oder roten Wollenhemd, starken Lederhosen, die in groben Schuhen steken,
Taschen an der Seite für bowie knife und Revolver, einer Lederja>e oder einem
Ro>, der, vorn offen, die Brust nur vom Wollenhemd bede>t zeigt, und einem
weichen Kalabreserhut. Eine Wollende>e, wie ein Poncho getragen, vervollständigt
dies Kostüm. So bekleidet, mit Schaufel, Spaten und Sak zieht er ins Gebirge,
allein oder in kleiner Gesellschaft, meist mit seinem treuen, ausdauernden Pony.
So trifft man ihn grabend oder Gold waschend in den entlegensten Orten, wo
vorher keines Fußes Abdrus je zu sehen war. Sein Leben ist mühselig und oft
gefahrvoll.“
Affektfestigkeit. (Aus dem Brief eines pensionirten Offiziers.) Seit
vorigem Jahre aus E..., von wo ich Jhnen, geehrter Herr, über die von
mir gemachten Erfahrungen der Wirkungen des Wollregimes und des Jn-
stinktes meines Hundes pflihtgetreue Mittheilungen gemacht habe, ließ ich
nichts wieder von mir hören. =- Das Scidfal mit seiner vollen Macht
stürmte inzwischen in gewaltigen Schlägen unbarmherzig auf mich ein. J<
verlor in UN Krankheit meinen einzigen Bruder in der Kraft seiner
Jahre. Meine pekuniären Verhältnisse erlitten durch diesen Tod, wie auch
durch das Aufgeben meiner Civilstellung, argen Schiffbruch, da ich mit
meiner Frau von der nach Abzügen mir verbleibenden monatlichen Pension