Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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sehen, ein Uebereinfommen getroffen, nach dem dieselbe bereit ist, 
gegen eine sachgemäße Vergütung jedem sein Anthropin zu machen, 
wenn ihr die Haare eingeschi>t werden. Zu leßterem Behuf bemerke 
ich folgendes: 
1. Es genügt ein Quantum vom Umfang einer Sc<nurrbart- 
spiße, um für die ganze LebenSzeit Anthropin daraus zu machen. 
II. Barfümirte Haare sind nicht zu verwenden. Erwachsene, 
die in diesem Fall sind, können die Haare der Ahselgrube entnehmen. 
Bei Kindern seße man das Parfümiren der Haare mindestens 44 Tage 
aus, ehe man Haare nimmt. 
UI. Am wirksamsten und besten sind die Haare, wenn man sie 
nimmt zu einer Zeit, wo man in sehr guter Stimmung und mög- 
lichst gutem Wohlbefinden ist. Jäger. 
Jägerianismus und Nihilismus in der Medizin. 
Von einem praktischen (allopathischen) Arzt. 
Das unritterlihe Benehmen, welches Allo- und Homöopathen 
bei ihren Tournieren , oft zum Ergößen des Publifum3, zur Schau 
zu tragen pflegen, diskreditirt nicht nur dieselben beim vernünftigen 
Theil des letzteren, sondern, was schwerer in's Gewicht fällt, lenkt 
die Aufmerksamkeit derjenigen, welche in erster Linie berufen sein 
sollten , die Leiden der Menschen zu heilen, von diesem hohen Ziele 
ab, verlegt den Schwerpunkt auf die jeweilige in der Schule herr- 
schende Methode und führt leider manchmal zu einem Verhalten, das 
am Ende zufrieden ist, wenn die intra vitam gestellte Diagnose am 
Secirtisc< bestätigt wird. Allo- wie Homöopathen arbeiten viel zu 
viel nach einer angenommenen Schablone, nah ex cathedra ver- 
fündeten Glaubensfäßen und weisen, wenigstens erstere, mit geradezu 
lächerlicher Ueberlegenheit alles weit von sich, was in das Kapitel 
der Volks- und Hausmittel gehört. Aber wer andern eine Grube 
gräbt, fällt manc<hmal selbst hinein. 
Auch die Vertreter derjenigen Macht, die in allen öffentlichen, 
zur Diskussion gestellten Angelegenheiten eine tonangebende Rolle zu 
spielen in Anspruch nimmt, die der Presse, hätten keinen Grund, den 
Mund so weit aufzureißen und gleih von Unappetitlichkeit u. dergl. 
zu reden. Wer weiß, ob nicht vielleicht die Frau eines solchen 
Skribenten ihre jeweilige Gesundheit dem aus den taschenförmigen 
Einstülpungen der Präputialschleimhaut des Bibers hergestellten Biber- 
gäl verdankt, oder ob nicht, während er seine Expektorationen dem 
Papiere anvertraut , sein skrophulöses Kind im Leberthran Heil und 
Gesundheit sucht! JI sehe aber ebensowenig ein, wie der Arzt, 
welcher Castoreum ordinirt, niht au< Haarpillen versuchen soll, als 
es mir und wahrscheinlich auch demjenigen Patienten, der in die Lage
	        

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