Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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Mengen an das Publikum herantreten. Der erste derartige Pionier 
war das Wollhemd , und wird wohl auch immer der erste bleiben. 
Im Jahr 1882 folgte ihm der Normalhut; mit dem Normalschuh ist 
in diesem Jahr der dritte Pionier in die Welt gegangen, mit einem 
bereits ganz respektabeln Erfolg, denn der Liebhaber von warmen 
Füßen sind es unzählige. 
Blicken wir auf's Ganze, so haben wir ebenfalls Ursache mit 
Genugthuung auf das lezte Jahr zurükzusehen: das Wollregime macht 
unaufhaltsame Fortschritte nach allen Richtungen, die in dem Umsaß 
der für die Wollenen arbeitenden Geschäftsleute mir ziffermäßig vor- 
liegen, und mir von allen meinen Korrespondenten aus fast allen 
Welttheilen und Ländern bestätigt werden. Selbst Frankreich, das sich 
so obstinat gegen Alles, was von Deutschland kommt, verhält, fängt 
an für die Einführung des Wollregimes reif zu werden. Mit uns 
wächst natürlich auch die in ihren Interessen bedrohte Gegnerschaft 
groß, und ihre Anstrengungen werden immer energischer; allein wir 
haben nun vollauf gelernt, sie niht mehr zu fürchten und mein Wahl- 
spruch: cedo nulli (ih weiche keinem) konnte auch in diesem Jahr 
flott durc<geführt werden. 
Troßdem gibt es aber noch der Arbeit genug, und zwar hat jeder 
in seinem Theil, der Fabrikant wie der Konsument, der Arzt wie der 
Patient solche Arbeit vor sich. I< will hier nur auf den Hauptpunkt 
zu sprechen kommen und das ist die Bein bekleidung. Bei diesem 
Punkt fällt mir die Schlußstrophe des Uhland'schen Liedes ein: 
„Untröstlich ist's noch allerwärts 
Doch sah ih manches Auge flammen 
Und klopfen hört ich manches Herz.“ 
Es sind relativ blutwenige, die so wie ich allem zum Troß in der 
alten Ritterhose gehen, und den Segen derselben vollauf genießen 
und verstehen. Je länger meine Erfahrung dauert, um so tiefer festigt 
sich meine Ueberzeugung, daß die Bekleidungsreform -- troß aller, ja 
doch sehr hoherfreuliher Erfolge =- so lange eine Halbheit bleibt, bis 
die Beinbekleidung richtig gestellt ist. Wie soll da geholfen werden ? 
Dor einzige Weg, den ich in diesem schwersten Kampf mit der 
Mode als zum Ziele führend ansehen kann, ist der der Vereins- 
bildun? Nur Jägerianervereine können die Sache mit Aussicht 
auf Erfolg in die Hand nehmen. Ueber das wie der Jnangriffnahme 
braucht heute noch nicht geredet zu werden, sondern nur von der 
Nothwendigkeit, daß sich solche Vereine bilden, welche die Durchführung 
der Beinbekleidungsreform mit in ihr Programm aufnehmen, und ich 
möchte hiemit dringendst zur Bildung von Jägerianervereinen, zunächst 
wenigstens in den größeren Städten aufgefordert haben. Jh verstärke 
die Dringlichkeit dieser Aufforderung durch die Erklärung, daß ich 
bereit bin, namhafte pefuniäre Opfer der Sache zu bringen.
	        
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