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nießen, was einen üblen Geruchseindru> hervorge-
bracht hat.
Gilt Obiges für den Anfang des Genusses, so hat man sich
für das Aufhören Folgendes zu merken: jeder weiß, daß man sich
selbst mit den besten und wohlbekömmlichsten Genußmitteln den Magen
verderben kann, wenn man zu viel davon genießt, und die Frage,
wann soll man aufhören zu essen und zu trinken, ist so wichtig, wie
die, was soll man genießen. Auch hier wird die Erfahrung ewig
Stückwerk bleiben, Angesichts des ungemeinen Wechsels der Disposition
und wieder nur der Instinkt ist ein untrügliher Maßstab.
I< lade den Leser ein, sich einmal selbst bei Essen und Trinken
zu beobachten ; er wird dabei finden, daß nicht der erste Shlu> am
besten s<hme>t, sondern der Wohlgeschmac> sich eine Zeitlang steigert,
bis zu einem Punkt, wo fast plößlih der Eindru> in's Gegentheil
umschlägt, d. h. ein weiterer Schluck oder Bissen, wie man sich aus-
drückt „einem widersteht“. Wer nun diesen Bissen oder Sc<hlu>
noh verschlingt, wird, wenn nicht sofort, so do< während der Höhe
der Verdauungsthätigkeit eine nachtheilige Wirkung -- und bestehe fie
auch nur in Auftreten von Magenwinden =-- wahrnehmen. Deswegen
lautet ein altes Sprüchwort: „hör auf, wenn dir's am besten s<me>t“.
Nun brauchen wir, nachdem die Regeln vor dem Beginn des Ge-
nusses und die für das Aufhören festgestellt sind, nur no<, zum
Anfang unserer Erörterung zurückkehrend, die Regel, daß man Nie-
mand, weder sich selbst, no<h einen anderen, zwingen
soll, etwas zu genießen, was ihm nicht sc<hmec>t resp. wohlriecht.
Diese Regel ist allerdings die schwierigste; sie greift die in
Fleis< und Blut unserer Kulturmenschen übergegangene schlechte Ge-
wohnheit, Kinder, Untergebene und Gäste zu Begehung von Instinkt-
sünden zu zwingen, an: der Wurzel an, und wird namentlich auf
den Widerstand unserer Hausfrauen stoßen, die es am bequemsten
finden, wenn alle Hausgenossen aus einer Schüssel essen, und die
sich vielleicht dieser Regel gegenüber nicht zu helfen wissen werden,
selbst wenn sie auf die Sache einzugehen bereit sind. Diesen diene
Folgendes zur Berichtigung und Orientirung :
14. Je einfacher die Kost ist, um so eher gelingt es, Alt und
Jung und Mann und Weib an eine Schüssel zu gewöhnen, z. B.
bei Milch und Shwarzbrod kann eine ganze Bauernfamilie sich wohl-
befinden (allerdings nur eine gewisse Zeit lang, dann muß gewechselt
werden), aber auch nur, wenn die übrigen Erxistenzbedingungen ver-
hältnißmäßig so einfach sind, wie bei einem Bauern auf dem Lande,
2. Schwieriger wird die Sache erstens je komplizirter die
Speisekarte wird und zweitens in der Stadt, wo durch die außer-
ordentlich mannigfaltigen in der Stadtluft befindlihen Düfte aller
möglichen Menschen, Speisen, Abfälle , Artefakte 2c. die der Mensch
einathmen muß, ein geradezu unberechenbarer DispositionSwechsel