Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

196 
betrachtete. Wir müssen uns überzengen, daß unser Feind nicht jenes hassens- 
werthe Wesen ist, als welches wir nur gar zu geneigt sind ihn darzustellen. 
Seine Laster und Schlechtigkeiten liegen vor seinen Gedanken in einer ganz 
anderen Verkettung, als vor den unseren und in einer Färbung, welche sie 
mildert, ja vielleicht sogar als Tugenden erscheinen läßt!“ 
Nigler schließt mit den Worten post nubila Phoebus, und mit der Auf- 
forderung zum Kampf für Wahrheit und Recht. Gewiß, aber die Wahrheit läßt 
auch nach sich forschen mit weniger ira et 8tudium und mit etwas mehr Sinn 
für Schilichkeit und Sauberkeit und mit der Stellungnahme auf einem höheren 
freieren Punkte. Lebteres wäre freilich auch von Ameke manchmal zu wünschen ; 
was soll es 3. B. heißen, wenn er S. 394 gegen das Wort „Reiz“ zu Felde 
zieht ? So lange wir von den in der Natur sich abspielenden Prozessen keine adä- 
quate Kenntniß erlangen können, müssen wir uns mit Ausdrücken begnügen, 
welche die Sache mehr oder weniger klar wiederspiegeln . . . ... Post nudbila 
Phoebus! Die Sonne scheint über die bösen Allopathen und über die guten 
Homöopathen, wollen wir nicht auch die Wolken gemeinsam zertheilen ? 
eh; 
Kleinere Mittheilungen. 
Zur Duftlehre. Beim Studium Jhrer Psychologie kommt mir 
eine Thatsache wieder in den Sinn, die mir einen neuen Beweis für die 
Richtigkeit ver von Jhnen aufgestellten Duftlehre giebt. Während meiner 
Studienzeit am Gymnasium in Leitmerit sprach mein Kostherr, ein pen- 
sionirter Oberarzt eines österreichischen Dragonerregimentes, öfters von 
einem Kollegen, der mit ihm gedient und der schon Wochen lang vorher 
den Toveskeim im Menschen gerochen habe, selbst wenn der Todeskandidat 
sheinhar noc<h ganz gesund war. Der Betreffende wurde dann auf des 
rztes Anrathen auf Urlaub geschit und jeder bestätigte durch seinen 
baldigen Tod die Voraussagung des Arztes. 
Die Widtigkeit, die mir diese Thatsache zu haben scheint, möge 
entschuldigen, daß ich E. W. mit diesen Zeilen belästige. 
Gr. 45:1 Zul: 1884. Heinrich R. . . ., stud. med. 
Noc< einmal der Wäschetag. Eingesandt. Durch den betreffenden 
Artikel in Nr. 4 des Monatsblattes angeregt, theile ich Jhnen ein frommes 
Sprüchlein mit, welches Zeitungsnachrichten zufolge in der Breslauer Dia- 
konissenanstalt „Bethanien“ zur Erbauung gesungen werden soll: 
„Im lieben Waschhaus singen wir, 
Herr Jesu, Deinen Namen, 
Wir suchen Dich mit Heilsbegier, 
Damit wir nicht erlahmen. 
Denn Waschen ist gefährlich Ding, 
Das Manchen shon im Netze fing 
Und manche Seel' verderbet.“ 
Bis dahin hatte ich diese Art von Poesie für eine Ausgeburt fröm- 
melnden Blödsinns gehalten; da Sie aber jeht das Waschen für einen 
„Fluch der nichtwollenen Familien“ erklären, so ist wohl am Ende auch 
hier der Dichter von seinem Instinkte auf den richtigen Weg geleitet worden. 
Berlin, 22. April 1884. MiD 
Hiezu eine Beilage.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.