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betrachtete. Wir müssen uns überzengen, daß unser Feind nicht jenes hassens-
werthe Wesen ist, als welches wir nur gar zu geneigt sind ihn darzustellen.
Seine Laster und Schlechtigkeiten liegen vor seinen Gedanken in einer ganz
anderen Verkettung, als vor den unseren und in einer Färbung, welche sie
mildert, ja vielleicht sogar als Tugenden erscheinen läßt!“
Nigler schließt mit den Worten post nubila Phoebus, und mit der Auf-
forderung zum Kampf für Wahrheit und Recht. Gewiß, aber die Wahrheit läßt
auch nach sich forschen mit weniger ira et 8tudium und mit etwas mehr Sinn
für Schilichkeit und Sauberkeit und mit der Stellungnahme auf einem höheren
freieren Punkte. Lebteres wäre freilich auch von Ameke manchmal zu wünschen ;
was soll es 3. B. heißen, wenn er S. 394 gegen das Wort „Reiz“ zu Felde
zieht ? So lange wir von den in der Natur sich abspielenden Prozessen keine adä-
quate Kenntniß erlangen können, müssen wir uns mit Ausdrücken begnügen,
welche die Sache mehr oder weniger klar wiederspiegeln . . . ... Post nudbila
Phoebus! Die Sonne scheint über die bösen Allopathen und über die guten
Homöopathen, wollen wir nicht auch die Wolken gemeinsam zertheilen ?
eh;
Kleinere Mittheilungen.
Zur Duftlehre. Beim Studium Jhrer Psychologie kommt mir
eine Thatsache wieder in den Sinn, die mir einen neuen Beweis für die
Richtigkeit ver von Jhnen aufgestellten Duftlehre giebt. Während meiner
Studienzeit am Gymnasium in Leitmerit sprach mein Kostherr, ein pen-
sionirter Oberarzt eines österreichischen Dragonerregimentes, öfters von
einem Kollegen, der mit ihm gedient und der schon Wochen lang vorher
den Toveskeim im Menschen gerochen habe, selbst wenn der Todeskandidat
sheinhar noc<h ganz gesund war. Der Betreffende wurde dann auf des
rztes Anrathen auf Urlaub geschit und jeder bestätigte durch seinen
baldigen Tod die Voraussagung des Arztes.
Die Widtigkeit, die mir diese Thatsache zu haben scheint, möge
entschuldigen, daß ich E. W. mit diesen Zeilen belästige.
Gr. 45:1 Zul: 1884. Heinrich R. . . ., stud. med.
Noc< einmal der Wäschetag. Eingesandt. Durch den betreffenden
Artikel in Nr. 4 des Monatsblattes angeregt, theile ich Jhnen ein frommes
Sprüchlein mit, welches Zeitungsnachrichten zufolge in der Breslauer Dia-
konissenanstalt „Bethanien“ zur Erbauung gesungen werden soll:
„Im lieben Waschhaus singen wir,
Herr Jesu, Deinen Namen,
Wir suchen Dich mit Heilsbegier,
Damit wir nicht erlahmen.
Denn Waschen ist gefährlich Ding,
Das Manchen shon im Netze fing
Und manche Seel' verderbet.“
Bis dahin hatte ich diese Art von Poesie für eine Ausgeburt fröm-
melnden Blödsinns gehalten; da Sie aber jeht das Waschen für einen
„Fluch der nichtwollenen Familien“ erklären, so ist wohl am Ende auch
hier der Dichter von seinem Instinkte auf den richtigen Weg geleitet worden.
Berlin, 22. April 1884. MiD
Hiezu eine Beilage.