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daß die Bewohner Kamanuns im Himalaya bei ihren Wanderungen in die
Ebene ein ganzes Dorf leer stehen lassen, ohne etwas zu verschließen, so
können wir Aehnliches von dem Goralen sagen; nie verschließt er etwas
anders als mit Holzriegeln, und dennoch kommt ihm nie etwas abhanden.
Alle1dings hat der Goral keine Schätze zu behüten, aber doch oft die Pro-
dukte seiner Handarbeit. Während des Sommers verfertigt er Holzgeräthe,
flicht Körbe, spaltet Holzschleißen. Ein Goral mit Scleißen ist für den
Städter keine ungewöhnliche Erscheinung. Für die wenigen Kreuzer, die
er für die Schleißen löst, kauft er Nahrung5mittel, die er in die zugenähten
oder verbundenen Aermel seiner Gunia wie in einen Sak ste>t. Auch als
Holzfäller läßt sich der Goral verwenden, oder er bereitet Schafkäse in den
Salaschen. Jm Winter verdingt er sich meist als Arbeiter im Thale. Ob-
wohl es ihm hier materiell nicht schlimm ergeht, sehnt er sich doch wieder
nach seinem Holzhütthen hoh oben. - Ihm fehlt im Thale die reine, ge-
sunde Luft seiner Berge, der weite unbeengte Ausblik in's Land, seine
einsame, stille Hütte = und der Winter währt ja lang! Sobald aber der
Schnee ges<hmolzen ist, eilt er freudig heim in seine Berge. E5 darf uns
nicht wundern. Milton nennt die Freiheit eine Göttin des Gebirges. Der
Goral eilt zu seiner Göttin. „Heimgarten“.
Kleinere Mittheilungen.
Gegnerisches. Meine Gegner haben entschiedenes Pech. Im vorigen
Winter brachte die Berliner Sc<hneiderzeitung um mich zu ver-
höhnen ein Bild: Sc<hneiderkönig Jäger und seine Kritiker,
darauf bin ich im Faustkostüm abgebildet, und meine Kritiker werden als
-- Hunde und Gassenbuben dargestellt. J< ließ sofort um 1000 Separat-
abzüge des Bildes gegen Bezahlung schreiben, um sie dem Monatsblatt
beilegen zu können. E35 mußte den Schlaumeiern aber inzwischen ein Licht
darüber aufgegangen sein, daß sie statt mich sich selbst verhöhnt hatten
und so blieb die Sendung leider aus. =- Nun passirte Freund Nie-
meyerden ein ähnlicher Streich : in einem Vortrag im Berliner hygieni-
schen Verein vergleicht er mich mit dem „Mah di“, vor dem gegenwärtig
nicht blos Egypten zittert, sondern der ganze Orient und der bis jetzt alle
seine Gegner nicht etwa blos mit blutigen Köpfen heimschi>te, sondern gleich
ganz vernichtete. Auch diesen Vergleich nehme ich dankbar in Empfang,
um so mehr als Niemeyer das weitere Pech hatte, daß wenige Tage
nach seinem Fehlstoß in allen Blättern zu lesen war, Feldmaxs<all
Graf Moltke sei (auf Anrathen seines Stab3arztes) zum Wollregime
übergegangen.
Z Noch einmal Gegnerisches. Die traurigste Sorte von Gegnern
sind die „Anonymi.“ Cin solcher Held hatte schon im Frühjahr vorigen
Jahres nach meinem zweiten Vortrag in Zürich (über Krankheit und Ge-
sundheit) in den Spalten der „Neuen Züricher Zeitung“ Steine
nach mir geworfen. Meine ganz objektiv gehaltene Entgegnung weigerte
sich das waere Blatt aufzunehmen , ein Beweis, daß ihm der Partei-
standpunkt mehr gilt, als die Ermittlung der Wahrheit, So eben bringt
nun die gleiche Zeitung wieder einen langen durch mehrere Numern gehen-
den Flos gegen mein Buch „Entde>ung der Seele.“ Die Unterzeichnung