Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

Beilage zu Prof. Ir. G. Jägers Monatsblatt. 
Stuttgart. MB. 1. Januar 18534. 
[einene bezw. baumwollene Unterzeug fortzulassen. Man schaffe sich zu dem 
Zwecke etwas längere Unterja>en, als sie gewöhnlich im Handel sind, an, 
die den Oberkörper vollständig deen, sei's gewirkte, gestrickte oder =- was am 
rathsamsten =- von gutem engl. Flanell, der nicht einläuft. Zur Voll- 
ständigkeit der Toilette trage man nur darüber am Halse ein kleines Vor- 
hemdhen mit Kragen, an den Hemden Manschetten, welche beiderseits sich 
durch ihren Knopf selber festhalten. Jst es sehr heiß, so ziehe man hierüber 
ohne alles Weitere seinen leichten Sommerro> und wird in der größten 
Hiße ohne zu tranSpiriren weite Wege machen. Morgens und Abends 
oder an kühleren Tagen kompletire man seine Tracht durch die Weste. 
Unterbeinkleider kann man bei der Länge der besondern Jake ohne Scha- 
den fortlassen und nach Belieben wieder anlegen. Auf diese Weise ver- 
meidet man die größere Entwickelung der Transpiration und deren Nieder- 
schlag in den Kleidern, besonders die von anderer Seite in so seltsamer 
Weise empfohlene „Luftsäule“ (!) zwischen Körper und Hemd. Denn das 
Wollzeug ist durchlässig genug und zugleich shüßend genug gegen Luftzug 
und die Hiße, als ein schlechter Wärmeleiter. 
Die für diese probate Sommertracht einzig erforderlichen Requisiten 
sind in Stadt und Land leicht zu beschaffen, die Ausgabe ist nicht bedeu- 
tend und in keinem Falle unnüß, denn man kann dieselben Bekleidungs- 
stüke Sommer und Winter in der oben empfohlenen und in der gewohnten 
Weise tragen. Es möge deshalb Jeder, der schon unter Hiße gelitten und 
geseufzt hat, getrost zu diesem einfachsten Mittel greifen und Cinsender ist 
gewiß, er wird für den Rath dankbar sein. Vor allem sollten Touristen 
nie anders ihre Sommerreisen beginnen, schon deshalb, weil sie dadurch 
von dem so lästigen Transporte und den Reinigungsbeschwerden und Kosten 
der gewohnten Leibwäsche befreit sind. Ein Vorhemd<en und- Manschetten 
sind ebenso leicht in die Reisetasche gepa>t wie unterwegs von einer fixen 
Wäscherin für ein paar Pfennige gewaschen, geplättet und angeknöpft, und 
der glüklihe Träger dieses einfachsten Apparats erscheint stets gentleman- 
like in der fashionabelsten Gesellschaft eines Badeort5 oder einer Gebirgs- 
pension.“ (Dieser offenbar ohne Kenntniß von meiner Lehre geschriebene 
Artikel ist ein Beweis, daß auch andere Praktiker die Vortheile der Woll- 
kleidung erkannt haben. Jäger.) 
Jocus. 
Bur Fropaganda für Dr. Jäger's Wollregime. 
Einst hat, wer, um zu büßen, Die Schlankeln *) Sünder thaten 
In Kirchenstrafe war, Auch wirklich, als wär's so, 
Ein Bußhemd tragen müssen Denn keiner hat verrathen, 
Von Wolle ganz und gar; Wie in die Seele froh 
85 galt das, wie erklärlich, Das här'ne Hemd ihn machte, 
Für ungemein beschwerlich. Wie er der Strafe lachte. 
* Sclaufköspfe.
	        
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