Hiße und Kälte zu urtheilen. Eine ganz einfache Erklärung dieser
Wirkung findet man darin, daß die Wolle ein sehr schlechter Wärme-
leiter ist und folglich im Sommer kühlt, indem sie die äußere Hiße nur
langsam hindurch läßt, und im Winter wärmt, indem sie die Wärme des
Körpers nicht so rasch entweichen läßt. Während die Wolle die Ver-
dunstung des Sc<hweißes befördert, verhütet sie einen Sc<hweißnieder-
schlag und folglich bleibt die Haut reiner und die Poren geöffnet. Die
Blutcirculation wird befördert und in der Peripherie des Körpers eine
stärkere Durchblutung ermöglicht, wodurch ein Scließen der Poren
und Stauung des Blutes in den inneren Theilen verhütet wird.
Wegen der schlechten Wärmeleitung kann ein Wollener weniger Be-
kleidungsstücke tragen, als einer der das gemischte System befolgt und
sich in allen Witterungsveränderungen wohl und comfortabel fühlen.
I< mache no%Y darauf aufmerksam, daß die Wohlthat des Wollregime
nur dann empfunden wird, wenn man eben durchaus sich in Wolle
hüllt, am Tage, wie bei der Nacht und nicht nur ein wollenes
Unterhemd und darüber ein anderes aus Holzfaser anzieht, denn wer
leinene oder baumwollene Kleider noh tragen will, dem rathe ich
jebt noh wie früher, nur keine Wolle auf der Haut zu tragen, aber
diejenigen, die Heilung suchen und das Regime versuchen wollen,
denen rufe ich zu „Macht's nah, aber recht!“
Dr.“B; Eyriax:
Redakteur der „Spiritualistischen Blätter“,
Nr. 3 der „Spir. Blätter“ (1884) enthält hiezu folgenden Nachtrag :
Schönlinde, 27. Dezember 1883. Geehrter Herr Dr. Cyriax! Mit
großem Interesse habe ich in Jhrem Blatte Nr. 51 Jhre Mittheilungen und
rühmlichen Resultate der angewandten Jäger'schen Wollkleidung gelesen, und
freute es mich besonders, daß Sie JIhre günstigen Erfahrungen an den
Schlußsaß binden? „Vorausgesett, daß man bei offenen Fenstern schläft.“
Bei der großen hygienischen Tragweite einerseits, und bei den vielen
BRin. die no< gegen daz Schlafen bei offenem Fenster herrschen,
andererseits, ist es nur erwünscht, wenn bei jeder Gelegenheit erfahrungs-
gemäß auf die große Bedeutung desselben hingewiesen wird.
Ohne die Vortheile der Wollbekleidung absprechen zu wollen, und
ohne davon bis jeßt eine genügende Ueberzeugung zu haben, erlaube ich mir
dennoch, den Hauptantheil Jhrer günstigen Erfahrungen dem Schlafen bei
offenem Fenster zuzumuthen. Diese meine Ansicht basirt darauf, daß ich
seit ca. 40 Jahren die körperlichen Ganzabreibungen anwende, und zwar
wöchentlich 1--3 Mal und im Sommer mit frischem, im Winter mit ab-
geschre>tem Wasser. Seit vielen Jahren schlafe ich auch bei offenem Fenster,
das ich ebenfalls ganz entschieden empfehle, und erfreue mich durch diese
Anwendungsformen auch aller Jhrer gepriesenen Vortheile und fühle mich
auch ohne Wollkleidung wetterfest.
Dies soll mich aber nicht abhalten, mir auch noch die Ueberzeugung
der Wollkleidung gründlich zu verschaffen, obgleich ich ein bereits angeschafftes
Wollhemd schon am ersten Abend wieder ablegte, weil es mir unbehaglich
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