Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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in erster Linie 2 lange schwarze „Kamelot“ (wohl Kamelot-Mäntel ?) gleich 
rund 220 Mark, 3 lange Kamelot = fast 700 Mark; ein braunes langes 
Kamelot = fast 130 Mark, und beweisen die allbekannte Thatsache, daß 
ganzwollene Stoffe früher exorbitante Preise erzielten.“ 
Hiezu bemerke ich (Jäger): meiner Ueberzeugung nach ist ein Kamelot 
ein Mantel aus Kameelhaarstoff, und dann beweist obiges, daß man im 
Mittelalter den Werth der Kameelwolle besser zu taxiren verstand, als 
heutzutage. 
Die Blattern. Nachträglich bringe ich (Jäger) folgenden Artikel 
eines Wollenen, den derselbe in einer Prager Zeitung veröffentlichte, den 
Lesern des Monatsblatts zur Kenntniß : 
Prof. Dr. Gustav Jäger über die Blattern. Vor anderthalb Jahren, als 
in Prag die Normalkleidung noch keine Vertreter hatte, lernte ich das Wollregime 
in Zürich kennen. Mehrere Jägerianer in der Schweiz, die sich von dem günstigen 
Einfluß der Normalkleidung überzeugt hatten, veranlaßten mich, die Wollkleidung 
nach Prof. Jäger ebenfalls zu versuchen, was damals in Prag noc< mit Unan- 
nehmlichkeiten verbunden war, da man dieselbe im günstigsten Falle als „Extra- 
vaganz“ beurtheilte. 
Als die Wirkungen der Wollbekleidung bezeichnet bekanntlich Prof. Jäger 
die Wetter-, Affect- und Seuchenfestigkeit. Die beiden ersten Eigenschaften haben 
sic bei mir mehrfach bewährt. 
Bei der jetzt herrschenden Blattern-Epidemie in Prag hat jedoch für jeden 
Jägerianer die von Prof. Jäger behauptete Seuchenfestigkeit ein besonderes Interesse. 
I< erbat mir daher von Prof. Jäger eine Erklärung über die Wirksamkeit der 
reinen Wollkleidung als Blatterns<utz und erhielt dieser Tage von Prof. Jäger 
aus Stuttgart folgende Antwort: 
„Die Blartern sind wie jede andere Seuche durch das Eindringen eines 
kleinsten pflanzlichen Parasiten in die Säfte des Körpers verursacht, und das 
Befallenwerden von der Kranfheit folgt deshalb den allgemein giltigen Gesetzen 
des Parasitiömus, die im Wesentlichen folgende sind: 
1. Kein Schmaroßer befällt ohne Wahl-jedes beliebige Geschöpf, sondern 
trifst eine specifisc<e Auswahl, gerade wie wir bei Essen und Trinken, bei dem 
das Entscheidendste die Art des Speisengesc<hma>es ist. Man kann also sagen: 
Cin Seuchenpilz befällt nur solche Personen, die ihm schmeden. 
2. Ueber das zweite Geseß belehrt uns am besten die Stubenfliege, die 
durchaus nicht alle Personen gleich plagt und bele>t, sondern tur solche, welche 
entweder wirklich krank oder indisponirt, oder in schlechter Gemüths)timmung sind. 
Genau so verhalten sich die meisten Seuchenpilze: sie befallen nur Personen, welche 
bereits irgend eine Störung ihres Allgemeinbefindens, und zwar gerade eine solche 
haben, welche die Stubenfliegen anzieht, 
Die Shutzkraft des Wollregimes beruht nun gerade darauf, daß 
es den Säfteges<hma> und Ausdünstungsgeruch des Wollträger3 so verändert, daß 
der die Seuchenpilze und die Stubenfliegen anloFende Geschma> beseitigt ist. 
Die Erscheinung, daß die Fliegen den „Wollenen“ ungeschoren lassen, be- 
trachte ich als eine der capitalsten Thatsachen in der Richtung meiner Lehre von 
der Seuchenfestigkeit und der Schubkraft der reinen Wollkleidung. 
Was die Behandlung der Blatternkranken betrifft, so halte ich 
für die sicherste: Einwi>elung des Kranken in unverarbeitete Schafwolle, 
Oeffnen der Fenster unter entsprechender Heizung, um möglichst viel Luft 
durch den Raum zu bringen, und Brennen der mit Ozogen beschiten Platin- 
lampe.“ TN. PP 258 
Nahs<rift: Daß das Impfen nicht3 geholfen hat, beweisen die seit- 
her auf wöchentlich ca. 50 Personen gesteigerten Po>entodesfälle in Prag. 
Jäger. 
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