Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1888, Bd. 7, H. 1/12)

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wendet in erster Linie öftere Waschungen des ganzen Körper3 mit 
Wasser =-- aber niht kalt =- und ditto Abreibungen an, denen als 
weiteres Heilmittel feuchte laue bis warme Umschläge resp. Einpa>kungen 
folgen. Sie bekennt also, daß etwas da sein muß, was das Blut 
zurückhält, do< begnügt sie sih mit den ru>weisen Lockungen und daß 
jolhe, wie auch die angewandten Mittel an sich keine8weg3 zu ver- 
werfen sind, das haben die günstigen Erfolge zumal bei den so ge- 
für<hteten Kinderkrankheiten genugsam gezeigt. Alle sonstigen Lehren, 
wie die offenen Fenster, viel Luft, Licht, Sonne, einfache Kost 2c. 
stimmen mit denen des Wollregimes überein; die Naturheilkundigen 
wissen auch, daß alle Krankheiten verursac<ht werden durch Fremdstoffe, 
welche nicht in den Körper gehören und am besten durch die Haut zu 
entfernen sind, ferner daß der abgenommene Umschlag wie die ganze 
Atmosyhäre eines Kranken stinkt und man sollte denken, bis zum Woll- 
regime wäre nur ein kleiner Schritt, dem yt aber nicht fo. Zum Teil 
verwirft man das Wollregime, zum Teil sagt man, die Wollkleidung 
sei gut, aber das Dredsystem dürfe man nicht mit annehmen. Leider 
handelt sich's bei diesem sogenannten Dreksystem wieder nur um eine 
nicht oder ungenau beobachtete Thatsache. 
Auch ich war enthusiasierter Wascher, habe aber gar merkwürdige 
Erfahrungen gemacht. Als ich nur teilweise Wolle trug, war mir 
das Waschen ein Genuß und das Waschwasser, welches ih mir immer 
nachher genau besah, so ungefähr Zeitraum und Verhältnissen ent- 
sprechend. Nachdem ich aber ganz wollen geworden war, behagte mir 
das Waschen allmählich weniger, schließlich kamen sogar Anfänge von 
Rheumati8mus, den man doh eigentlich durch das Waschen vertreiben 
soll und diese sowohl wie die hinsichtlih des Waschwassers gemachten 
Beobachtungen haben allein es vermocht, mich von dem Sport zu heilen. 
Das Waschwasser wurde nämlich in obigem Sinne um so schmußtiger, 
je öfter ich mich wusch, und dabei auch wieder um so mehr, je mehr 
ic< beste Prima Talgkernseife dabei verbrauchte. J<h habe zu ver- 
schiedenen Zeiten geprüft, immer dasselbe Resultat, im Durchschnitt 
wurde das Wasser bei täglihem Waschen trüber, als wenn ich wochen- 
lang damit ausseßte, 28 wäre unschwer -gewesen, das Resultat mit 
Retorte auch ziffermäßig zu geben. Es ist hier aber lediglich vom 
Waschen der bedeckten Körperteile die Rede -- und demselben stets 
die vorgeschriebene Abreibung gefolgt =-, daß die unbedec>ten Körper- 
teile zu waschen sind, so oft sich Shmuß darauf legt, darüber sind 
wohl alle Parteien einig. 
Die erst angestaunte Thatsache ist mir jezt nach denkender Prü- 
fung leicht erklärlich. Unsere Haut bedarf, um richtig funktionieren Zu 
können, einer gewissen Schmiere einer ölartigen Substanz, die beim 
Wollenen, wo die Haut ihre Sculdigkeit viel besser erfüllen kann, 
reichlicher vorhanden ist. Beim Waschen wird dieses Del, wenn wärm 
und viel Seife genommen wird, größtenteils entfernt, wenn kalt teil- 
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