Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1892, Bd. 11, H. 1/12)

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zusammenziehende? Jäger.) Wirkungen besißt, und durch die Art 
der Anwendung kommt sie sicher zur Wirkung. Aber nur im Beginn 
der Erkrankung hat sie Erfolg. Die subkutane Kochsalzinfusion soll 
der Bluteindi>kung vorbeugen, welche der starke Wasserverlust infolge 
der reichlihen Stuhlgänge herbeiführt, und gleichzeitig das Herz zu 
lebhafterer Thätigkeit anregen. Statt - unter die Haut kann man die 
Einsprizungen auch direkt in die Venen (Blutadern) machen. Dieses 
Verfahren ist gewiß das beste aller, die wir besißen. Man sieht 
danach fast regelmäßig den ges<wundenen Puls wiederkommen oder 
kräftiger werden, aber leider ist der Erfolg meist ni<t nachhaltig. Zu 
erwähnen sind schließlich no< die zuweilen recht wirksame subkutane 
Anwendung von Herzreizmitteln , wie Kampher, Aether u. dergl., und 
die Zuführung von Wärme durch Wärmeflaschen, warme Einwicklungen, 
die Erregung von Sc<weiß u. dergl. Durch vereinte Wirkung aller 
dieser Mittel hat man vereinzelt glückliche Erfolge in verzweifelten 
Fällen gesehen. Vor den Wasjermanipulationen der Naturheilkundigen, 
die jekt wieder in alle Welt hinausposaunt haben, daß sie die Cholera 
heilen könnten, ist eindringlichst zu warnen. Die von dieser Seite 
z. B. empfohlenen heißen Bäder führen gerade zur Herzlähmung.“ 
(Nach der „Post“.) 
Das sieht doch nicht nach großen Fortschritten aus. Wer im stande 
ist, sich aus Zahlen ein Urteil zu bilden, mußte shon aus den täglichen 
Angaben über die Zahl der Erkrankten und Gestorbenen entnehmen, 
daß von einem Fortschritt gegenüber früheren Epidemien lediglich nichts 
zu merken sei, denn das Verhältnis der Gestorbenen zu den Erkrankten 
bewegte sich zwischen 40 und 50/5, genau wie bei früheren Epidemien 
auch, im Gegenteil, es gab Epidemien, bei denen die Sterblichkeit 
geringer war als diesmal in Hamburg. Also was waren die Posaunen- 
stöße der Tagespresse über die Fortschritte der Medizin? „Viel, sehr 
viel Geschrei und nicht bloß wenig, sondern gar keine Wolle!“ 
„Ja, der Cholera gegenüber ünt eben die ärztliche Kunst machtlos!“ 
Dem will ich in zweierlei Weise entgegentreten. 
„ritens: Unter den keterischen Richtungen giebt es verschiedene, 
die behauz.:: * daß sie weit mehr Heilerfolge haben, als die herrschende 
Schul- u. > „atsmedizin, 3. B. die Homöopathische Schule behauptet, 
mit einer Cuerblicgfeit von 4 bis höchstens 48/0 auszukommen, und 
die Behauptung, daß dies nicht wahr sei, ist doc< eine äußerst billige 
Manier, sih aus der Scling2 zu ziehen; auf sie kann bloß eine gut- 
mütie Hammelnatur hereinfallen, und dann: Unter den nach obigem 
Berich. i1 Hambura veprüften und als unfähig erkannten Heilwissen 
wird die Homöopathie nicht genannt. Warum nicht? Da ist nur 
zweierlei möglich: Entweder hat man sie nicht geprüft =- das wahr: 
scheinlichste =- oder man hat sie geprüft und hat zu seinem Erstaunen 
gefunden, daß doch was daran ist, aber =- das darf man nicht gestehen, 
Jedenfalls ist der dritte Fall ganz unmöglich, nämlich der, daß man
	        

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