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Über Verbreitung, Ökologie und Siedlungsdichte
des Berglaubsängers (Phylloscopus bonelli)
in Baden-Württemberg
Von WuLF GATTER, Kirchheim (Teck)
Der Berglaubsänger erreicht in Südwestdeutschland die Nordgrenze sei-
ner Verbreitung. LANDBECK (1846) hat ihn hier Mitte des vorigen Jahr-
hunderts entdeckt. Er nahm an, daß die Art erst vor kurzem bei uns ein-
gewandert sei. HAECKER (1908) schrieb in diesen Jahresheften ebenfalls
unter den Gesichtspunkten der Ausbreitung einen Beitrag über das Vor-
rücken des Berglaubvogels. LöHRL (1937) gab mit positiven und negativen
Befunden ein klares Bild der Verbreitung vor gut 30 Jahren und bezwei-
felte bereits den Ausbreitungsvorgang.
Von 1960 bis 1969 untersuchte ich das Vorkommen des Berglaubsängers
vor allem in Württemberg, unternahm jedoch auch Exkursionen in den
badischen Teil von Schwarzwald und Bodenseegebiet, ferner zum Kaiser-
stuhl. Mein besonderes Interesse galt denjenigen Orten nördlich der be-
kannten Verbreitungsgrenze, die nach ihren Eigenschaften als Brutstätten
in Frage kamen. Bereits LöHRL hatte solche Plätze gesucht und in seiner
Verbreitungskarte gekennzeichnet. Dank seiner Untersuchungen können wir
uns ein Urteil über eine etwaige Ausbreitungstendenz bilden.
Den zahlreichen Beobachtern, die mir ihr Material zur Verfügung stellten,
danke ich an dieser Stelle recht herzlich. Größere Untersuchungsberichte haben
mir folgende Herren überlassen: H. JAcosy, D. KnocH, B. KRoyMAnn. O. KRÖSCHE,
F. B. LuDEscHER, H. MaTTes, K. MüyıL, W. RızpeL, K. Rotry, W. SCHUBERT und
W. StTAusEr. Aus dem Ausland haben mich die Herren P. HERROELEN, Melsbroek
in Belgien, M. J. TEKKE, s-Gravenhage, Niederlande, und N. MaYAupD, Paris,
unterstützt. Auskünfte über die ehemalige Verbreitung der Kiefer erteilte mir
Herr Dr. G. SCHLENKER. Den Herren Dr. R. Kumx und Prof. Dr. E. ScHÜz ver-
danke ich wertvolle Hinweise bei der Durchsicht und Korrektur des Manuskripts.
1. Die Brutgebiete
a) Schwäbische Alb
Der südliche Albrand zur Donau hin beherbergt den Berglaubsänger vor
allem an den felsenreichen Hängen des oberen Donautals von Sigmaringen
fAlußaufwärts. Hier konnte sich die Kiefer als wenig kampfkräftige Holzart
bis heute halten. Sie bildet auf den mageren Standorten mit anderen Bäu-
men der Steppenheidegesellschaft lockere Bestände, die dem Berglaub-
sänger ideale Voraussetzungen bieten. Hier gibt es optimale Siedlungs-
dichten am Donautal. Östlich von Sigmaringen fehlen geeignete Biotope.
Die Art siedelt hier erst in den tiefer eingeschnittenen Seitentälern, so z. B.