Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 124, 1969)

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Kleine Mitteilungen 
Ausbreitung und Biotopwechsel der Schafstelze (Motacilla £. flava) 
im Raum Kirchheim/Teck 
Nachdem GEYR VON SCHWEPPENBURG (1960) über den Biotopwechsel der 
Schafstelze von Feuchtwiesen auf Ackerflächen berichtet hat, haben sich 
eine ganze Reihe von Autoren mit diesem Problem befaßt. BEER (1966) 
beleuchtet diesen Fragenkomplex gründlich und kommt den Ursachen 
wohl am ehesten auf die Spur. Hier wird auf die Verhältnisse im Kirch- 
heimer Raum (Mittleres Neckartal) eingegangen, da in unserer Gegend die 
Reihenfolge der Besiedlung verschiedener Biotope interessant ist. 
Besiedlung: Der großen Zahl von Beobachtern, die seit 1950 im 
Kirchheimer Raum tätig waren oder sind, ist die Schafstelze nirgends brut- 
verdächtig aufgefallen, und bereits HAEFNER (1920) nennt sie „nur Durch- 
zügler“. 1957 fand auf einer mit niedrigen Weiden bewachsenen Schlick- 
bank eine Brut statt (GATTER 1967). Ab 1963 wurden dann alljährlich 
zunehmend Schafstelzen als Ruderalflächenbewohner entlang des Neckars 
festgestellt. 1965 zeigte sich das erste Brutpaar abseits des Neckartals in 
einem Erdbeerfeld; 1967 ein weiteres. 
1968 ließen sich neben 22 Paaren auf Ruderalflächen im Neckartal fünf 
Paare auf Erdbeer- und Kartoffelfeldern ermitteln. Auch auf den Fildern, 
westlich Denkendorf, wurden futtertragende Schafstelzen im Ackergelände 
beobachtet. 
Die Biotope wurden in dieser Reihenfolge besiedelt: 
L. Schlammbank im Wernauer Baggersee. Niederer Weidenanflug wechselt 
mit offenen Schlick- und Wasserflächen ab. Brut nur 1957. Diese übrigens 
stark hochwassergefährdete Lebensstätte verschwand 1959/60 durch 
Überwucherung mit Weiden (Salix). 
? Ruderalflächen entlang des Neckars wurden erstmals 1963 von drei 
Paaren besiedelt. Der Bestand stieg im Gebiet Wendlingen-Altbach bis 
1968 auf 22 Paare an. Die Brutplätze liegen in ebenem, kiesigem Ge- 
lände mit vielen Wasserflächen und großen Erdhaufen, die beliebte 
Singwarten der © darstellen; die Nester finden sich hier in kleinen 
Schilf- und Huflattichbeständen. Schafstelze und Flußregenpfeifer sind 
unmittelbare Brutnachbarn. 
°  Hackfruchtfelder. Zuerst, ab 1965, wurden Erdbeerfelder besiedelt. Ge- 
genüber den Kartoffelfeldern, die „gehäufelt“ werden, gewähren sie 
dem Vogel mehr Überblick und gleichzeitig gute Deckung zwischen den 
Stauden. Kartoffeläcker wurden 1968 erstmals besiedelt; die SS sangen 
in angrenzenden Getreidefeldern. 
Ergebnis: Früher war die Schafstelze Brutvogel nasser Streuwiesen, 
die erst im Sommer gemäht wurden. Regelung des Wasserhaushalts und
	        
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